Liberia droht Ebola-GAU: Schießbefehl an der Grenze
Monrovia (dpa) - Die Flucht von Ebola-Patienten aus einer Isolierstation schürt in Liberia die Angst vor einer weiteren Ausbreitung der Epidemie.
Wie die örtliche Zeitung „Front Page Africa“ am Montag berichtete, hatten Bewohner der Armensiedlung West Point in der Hauptstadt Monrovia Kranke am Samstag zur weiteren Versorgung mit nach Hause genommen. Die Patienten könnten nun weitere Menschen in dem dicht besiedelten Slum mit der Virus-Krankheit infizieren. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) wandte sich in einer Erklärung gegen Reise- und Handelsbeschränkungen wegen der Epidemie.
Viele Menschen in Monrovia werfen der Regierung vor, die Patienten nicht ausreichend zu versorgen. So berichtete eine Frau der Zeitung „Front Page Africa“, ihr kranker Mann habe trotz Anrufen bei verschiedenen Stellen tagelang keine Hilfe bekommen, bis er gestorben sei.
In dem Slum nahe des Zentrums der Hauptstadt leben etwa 75 000 Menschen. Am vorigen Donnerstag hatte das Gesundheitsministerium angekündigt, das Areal unter Quarantäne zu stellen. Am Samstag hatte dann eine aufgebrachte Menge das Krankenhaus gestürmt und geplündert. Die Situation in der Siedlung war Augenzeugen zufolge chaotisch: „Während ich spreche, ist die Polizeistation menschenleer. In West Point gibt es im Moment keine Sicherheit“, zitierte „Front Page Africa“ den Bewohner Moses Teah.
Zusätzlich erschweren Gerüchte den Kampf von Helfern gegen das Virus: So gehen viele Liberianer davon aus, die Krankheit sei nur eine Erfindung der Regierung. Andere Gerüchte - vor allem aus ländlichen Gebieten - beschuldigen die Helfer unter anderem des Organraubs.
An der geschlossenen Grenze zu Sierra Leone erhielt die Armee laut einem Bericht der lokalen Zeitung „Daily Observer“ die Anweisung, jede Person in Sichtweite zu erschießen, die illegal das Land betreten wolle. Das Blatt beruft sich auf den stellvertretenden Stabschef, Oberst Eric Dennis. Mit der Anordnung soll dem Bericht zufolge die Einreise von potenziell an Ebola erkrankten Menschen verhindert werden.
Die WHO mahnte am Montag, Staaten sollten „unnötige Störungen des internationalen Reise- oder Handelsverkehrs“ vermeiden. Länder, die nicht direkt an betroffene Länder grenzten, bräuchten Reisende an Häfen, Flughäfen oder Grenzposten nicht auf die Krankheit zu untersuchen, hieß es in einer Erklärung. Das Risiko, sich unterwegs mit Ebola zu infizieren, sei gering, da die Krankheit nicht - wie etwa Grippe oder Tuberkulose - durch Tröpfcheninfektion übertragen wird.
Kenia hatte kürzlich einen Einreisestopp für Menschen aus den von Ebola betroffenen Ländern verhängt, der ab Dienstag gelten soll. Dabei geht es vor allem um Fluggäste aus Sierra Leone, Liberia und Guinea. Die Fluglinie Kenya Airways hatte angekündigt, Flüge nach Liberia und Sierra Leone ab Dienstag auszusetzen. Vor wenigen Tagen hatte die WHO erklärt, in Kenia bestehe ein erhöhtes Risiko für das Übergreifen der Epidemie aus Westafrika. Der Flughafen der Hauptstadt Nairobi gilt als wichtiges Drehkreuz im afrikanischen Luftverkehr.
Insgesamt hat Ebola in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bis vergangenen Mittwoch laut WHO mehr als 1100 Menschen getötet. Es gibt mehr als 2000 bestätigte und Verdachtsfälle.