Mediziner-Streik droht: Wichtiges für Patienten
Berlin (dpa) - Von der Ostsee bis zum Bodensee müssen Patienten ab 26. Januar voraussichtlich auf viele erwartete Behandlungen warten. Die Klinikärzte des Marburger Bundes wollen mit einem Streik mehr Geld und bessere Bedingungen erstreiten.
Was den Patienten droht:
Welche Krankenhäuser sind betroffen?
Von den rund 2050 Krankenhäusern in Deutschland sind rund 630 in öffentlicher Trägerschaft. Die anderen großen Träger sind die Kirchen und private Konzerne. Die meisten öffentlichen Kliniken sind in kommunaler Hand: rund 600. Bis auf die Vivantes-Kliniken in Berlin und einige weitere Ausnahmen ist der größte Teil dieser Häuser von dem Tarifkonflikt mit der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) betroffen.
Womit müssen die Patienten rechnen?
Viele planbare Eingriffe sollen verschoben werden. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert Patienten auf, sich bei den Kliniken nochmals zu informieren, selbst wenn sie bereits einen Termin haben. „Diejenigen allerdings, die akute Probleme haben, die sich etwas brechen oder noch etwas Schlimmeres haben, die können sich jederzeit an die Krankenhäuser wenden“, sagt Hauptgeschäftsführer Armin Ehl.
Was fordern die Ärzte?
Für die nach unterschiedlichen Angaben 45 000 bis 50 000 Mediziner an kommunalen Krankenhäusern soll es sechs Prozent mehr Geld geben. Die Zahl der oft bis zu 14 Bereitschaftsdienste im Monat soll auf maximal 4 begrenzt werden. Die VKA kontert: Mit weiteren Punkten summierten sich die Forderungen auf 9,5 Prozent.
Was bieten die Arbeitgeber?
Die VKA bietet eine Erhöhung gemäß der Budgetanhebung für die Krankenhäuser von 1,48 Prozent - sowie eine Einmalzahlung von 250 Euro. Die lineare Erhöhung würde auch die Zeitzuschläge steigen lassen.
Ist der Streik schon sicher?
Nein. Im November einigten sich die Ärztegewerkschaft und die Arbeitgeber der Länder in letzter Minute auf einen Tarifvertrag und verhinderten den bereits beschlossenen Streik an den Universitätsklinken. VKA-Hauptgeschäftsführer Manfred Hoffmann sagt: „Auf dieses Verfahren setzen wir auch.“ Der Marburger Bund beharrt zwar darauf, dass das bisherige VKA-Angebot nicht verhandelbar sei. Geschäftsführer Ehl meint aber: „Wir hoffen, dass wir doch noch mal Signale bekommen, dass die Verhandlungskommission sich nochmal zusammensetzt.“
Wie gut verdienen die Klinikärzte?
Junge Ärzte verdienen im ersten Jahr rund 3736 Euro brutto. Im zweiten Jahr beträgt das Grundgehalt 3948 Euro. Die Gehälter steigen in den verschiedenen Gruppen bis hin zu rund 7000 Euro an der Spitze.
Wie geht es den Klinken wirtschaftlich?
Die Krankenhäuser klagen seit Jahren über Unterfinanzierung. Die Krankenkassen fordern hingegen vehement Strukturreformen: Jedes fünfte Krankenhausbett in Deutschland stehe leer. Das Forschungsinstitut RWI sieht insbesondere kleine, kommunale und ländliche Kliniken von Schließungen bedroht. Sinkende Steuereinnahmen der Kommunen und die verschlechterte allgemeine Lage der Kliniken ließen auch vermuten, dass es zu vermehrten Privatisierungen kommen werde. „Dies gilt vor allem für Häuser in Teilen Niedersachsens, in Rheinland-Pfalz, Südhessen sowie in Teilen Baden-Württembergs und Bayerns.“