Mehr Acrylamid in Lebkuchen und Kartoffelpuffern
Berlin (dpa) - Lebkuchen, Kaffee-Ersatz und Kartoffelpuffer erhalten mehr Acrylamid als noch vor zwei Jahren. Die Substanz steht im Verdacht, Krebs auszulösen. Das teilte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) am Donnerstag (18.
November) mit.
Die Belastung bei Kartoffelchips, Knäckebrot, Zwieback, Spekulatius sowie Gebäck für Babys und Kleinkinder sei hingegen gesunken, so das BVL. Acrylamid entsteht beim Backen, Braten, Frittieren oder Rösten von stärkehaltigen Lebensmitteln. Für die Untersuchung hat die Behörde rund 4000 Produkte analysiert. Die Verbraucherorganisation Foodwatch kritisierte, dass die Namen der Hersteller nicht veröffentlicht wurden.
Amtliche Grenzwerte für Acrylamid-Belastungen gibt es nach Angaben eines Sprechers des Bundesamtes nicht. Stattdessen legt die Behörde Signalwerte fest. Diese ergeben sich aus den Daten von jeweils zehn Prozent der am höchsten belasteten Lebensmittel einer Produktgruppe. Der unterste Acrylamid-Wert dieser zehn Prozent gilt als Signalwert. Als Maximum hat das Amt einen Wert von 1000 Mikrogramm Acrylamid pro Kilogramm festgelegt. Überschreiten die Hersteller die Werte, kontaktieren die Überwachungsbehörden die Unternehmen, um gemeinsam nach Verfahren und Rezepturänderungen für geringere Werte zu suchen.
Bei Zwieback und Keksen für Säuglinge und Kleinkinder konnten laut Bundesamt in den vergangenen Jahren die Signalwerte stetig gesenkt werden. Seit der letzten Berechnung sank der Signalwert nochmals von 197 Milligramm auf 160 Milligramm. Bei Kartoffelchips ist der Signalwert erstmals seit Beginn der Berechnungen 2002 unter die 1000- Milligramm-Marke gesunken. Er liegt jetzt bei 790 Mikrogramm.
Bei Lebkuchen wurde der Signalwert von maximal 1000 Mikrogramm mit 1316 Mikrogramm überschritten. Bei der Untersuchung im Jahr 2008 lag der Wert noch bei 1262 Mikrogramm. Bei Kartoffelpuffern blieb der Signalwert mit 872 Mikrogramm (2008: 872) zwar relativ konstant. Doch fanden die Tester jetzt besonders hohe Maximalwerte. Die am stärksten belastete Probe enthielt 3025 Milligramm. 2008 waren es nur rund 1000 Milligramm.
Das Verschweigen der Produktnamen sei nicht zu rechtfertigen, sagte der stellvertretende Geschäftsführer von Foodwatch, Matthias Wolfschmidt. „Ohne Not schützen die Behörden die Herstellerfirmen, anstatt die Gesundheit der Bürger zu schützen.“
Anfang 2002 hatten schwedische Wissenschaftler erstmals über den Nachweis von Acrylamid in einer Vielzahl von Lebensmitteln berichtet - darunter auch in Knäckebrot und Chips. Das BVL sammelt seit 2002 Analyseergebnisse zu Acrylamid in Lebensmitteln aus den Ländern.