Nach schwerem Hirntrauma sind Folgeschäden wahrscheinlich
Laut Experten sind Folgeschäden nach schweren Hirntraumata wahrscheinlich. Heilungschancen gibt es trotzdem. Das Gehirn kann sich auch komplett erholen.
Düsseldorf/Krefeld. Ganz Deutschland bangt um Michael Schumacher. Trotz eines Schutzhelmes erlitt der ehemalige Formel-1-Weltmeister bei seinem Sturz auf der Skipiste ein schweres Schädelhirntrauma (SHT). Doch um was für eine Verletzung handelt es sich dabei?
Die häufigsten Ursachen für SHT sind wie in diesem Fall auch Unfälle oder Stürze. Ärzte unterscheiden dabei zwischen einem leichten, mittelschweren und schweren SHT. Zur Kategorie „leicht“ gehört auch eine Gehirnerschütterung — bei einem schweren SHT sind die Fähigkeiten der Person dagegen bereits nach dem Sturz stark beeinträchtigt. „Wenn die Person noch bei Bewusstsein ist, reagiert sie nur bedingt auf Schmerzreize oder kann nur murmeln“, erklärt Professor Michael Stoffel, Chefarzt für Neurochirurgie am Helios-Klinikum Krefeld. Das Gehirn erleide durch den Aufprall Prellungen oder Einblutungen. „In den ersten Stunden und Tagen nach dem Sturz geht es darum, mögliche Sekundärschäden für das Gehirn zu verhindern“, sagt der Neurochirurg.
Diese Sekundärschäden können laut Stoffel entstehen, da austretendes Blut oder angeschwollenes Gewebe den Druck im Schädel erhöht. „Das Volumen im Schädel ist nun mal begrenzt. Daher muss in der akuten Phase der Hirndruck in normalen Grenzen gehalten werden. Sonst kommt zu wenig sauerstoffreiches Blut ins Gehirn.“
Eine Methode um den Hirndruck zu lindern: In einer Operation wird die Schädeldecke geöffnet, um die Hirnblutungen und deren Hämatome absaugen zu können. Auch kann laut Stoffel zusätzlich Hirnwasser über spezielle Sonden abgelassen werden. Häufig werden die Patienten — genau wie Schumacher — ins künstliche Koma versetzt, um die Sauerstoffversorgung des Gehirns zu verbessern.
Ob Patienten nach einem schweren Schädelhirntrauma wieder vollständig gesund werden oder ob Folgeschäden bleiben, hängt laut Michael Stoffel von vielen Faktoren ab: Die persönliche Fitness spiele dabei eine Rolle, genau wie die Zeit zwischen Unfall und Behandlung in einer Klinik. „Entscheidend ist aber das Ausmaß der Ausgangsverletzung. Bei einem schweren Hirntrauma sind Folgeschäden wahrscheinlicher als bei einem leichten.“ Auch gebe es aus der Erfahrung heraus klare zeitliche Leitlinien. „Grundsätzlich kann das Gehirn sich natürlich wieder komplett erholen. Wenn Fähigkeiten nach sechs bis zwölf Monaten aber nicht wieder da sind, kommen sie mit hoher Wahrscheinlichkeit nie wieder.“