Ohmmmm! - Ein Yoga-Wochenende in Österreich
Leogang (dpa/tmn) - Früh aufstehen, meditieren, fettbefreit essen, auf der Yogamatte schwitzen. Wer eine Yoga-Reise macht, lernt vor allem den eigenen Körper kennen. Eine Selbsterfahrung im österreichischen Leogang.
Der Raum ist hell, es riecht nach Wald. Ich sitze leicht erhöht auf einem Meditationskissen. Unter mir berühren meine Knie die Matte. Hinter Fensterglas zeigt sich das spektakuläre Panaroma der Leoganger Gras- und Steinberge. Drei Tage Yoga-Urlaub auf 1000 Meter Höhe warten auf mich.
Mit mir sitzen drei Frauen und zwei Männer im Yogaraum des Biohotels „Forsthofalm“ im Salzburger Land. Es gibt eine kleine Vorstellungsrunde. Markus aus Hamburg neben mir schmunzelt. „Ich bin eigentlich wegen meiner Freundin Ines hier.“ Ines daneben sagt, sie praktiziere seit Jahren Yoga, genau wie Doris, eine Fränkin, die nächste in der Reihe. Elisabeth und Herbert gucken etwas hilflos, aber freundlich. „Wir haben in unserem ganzen Leben noch nie Yoga gemacht.“ Sympathisch. Sie stellen sich als Bio-Landwirte aus der Gegend vor, die sonst eher im Kuhstall stehen, als auf einer Matte zu knien.
„Gut. Dann wollen wir mal“, sagt Yoga-Lehrerin Claudia Müller-Ostenried. Wir stellen uns hin. Beugen uns auf die Matte. Die Übung heißt „herabschauender Hund“. Darauf folgt die „schiefe Ebene“.
In den nächsten zwei Tagen stehen morgens und abends Übungen auf dem Programm, sie dauern jeweils eineinhalb Stunden. Die Morgenstunden sind sportlich-schweißtreibend mit Yogapositionen (Asanas), abends geht es mehr darum, den Körper mit Atemübungen zu entspannen (Pranayama).
Nach dem Goethe-Prinzip („Warum in die Ferne schweifen?“) veranstaltet Müller-Ostenried Kurse ums Eck statt im fernen Indien. Wie beispielsweise in der „Forsthofalm“ in Leogang. Yoga-Retreats heißen diese Workshops für Einsteiger und Geübte.
Tag 2. Samstagmittag. Ein Achtsamkeitsspaziergang, der sogenannte Yogawalk, steht auf dem Programm. Draußen regnet es. „Egal“, sagt Müller-Ostenried, und zieht ihre Regenkapuze über den Kopf. „Wir schärfen auch bei schlechtem Wetter die Sinne.“
Wir wandern den Berg vorm Hotel hoch, vorbei am Skilift, Hütten und Kühen zur Mittelstation. Regel eins: Es wird geschwiegen. Regel zwei: bewusst atmen. Zählen und atmen. Eins, zwei, drei vier. Einatmen. Eins, zwei, drei, vier. Ausatmen. „Macht euch die Umwelt bewusst“, sagt Müller-Ostenried, die als einzige redet. Ich werde mir bewusst, dass es nass ist. Feuchtigkeit meine Schuhe durchnässt.
Sonntagfrüh, 7.50 Uhr. Wir treffen uns zur letzten Yoga-Stunde. Stehende Haltungen sind angesagt. „Um uns zu erden“, bekommen wir gesagt. Wir stehen auf einem Bein, machen den Baum. Ich schwanke, als fege ein Tornado über mich hinweg. „Sei ganz bei dir“, sagt Müller-Ostenried. Sorry, denke ich, bin ich halt nicht immer. Später üben wir einen Sonnengruß recht temporeich. Mein Oberteil klebt am Körper wie beim 1000-Meter-Lauf bei 38 Grad.
Anschließend versammeln wir uns zum letzten Mal zum Teetrinken nach der Yogastunde. Die drei Tage sind vorbei. Die Muskeln beschweren sich, aber der Kopf hält endlich mal seine Klappe. Keiner von uns kann behaupten, irgendeine der Übungen nun elegant zu können. „Dafür reichen keine drei Tage, das dauert ein ganzes Leben“, sagt Müller-Ostenried. Markus spricht „von einer netten Erfahrung“. Das klingt nach: danke, einmal reicht. Elisabeth und Herbert wollen weiter machen („Wir kaufen uns gleich am Montag richtige Yogamatten“). Doris will als nächstes eine Woche ins Kloster („Auch gut für den Geist“). Doch eins stellen wir alle fest: Das Herz ist leicht. Und der Kopf frei, wie er nach einem erfüllten Wochenende sein sollte.