Pollenalarm: Leidenszeit für Allergiker beginnt
Berlin (dpa/tmn) - Jetzt beginnt für viele Allergiker wieder eine schwere Zeit: Die ersten Hasel- und Erlenpollen sind schon seit Ende Dezember unterwegs, fast täglich kommt weiterer allergieauslösender Blütenstaub hinzu.
Unterschätzen sollte man die Beschwerden nicht.
Sie sind mit dem Auge kaum wahrnehmbar und werfen doch Jahr für Jahr Millionen Menschen aus der Bahn - Pollen. Die winzigen Blütenstaubpartikel sind eines der weltweit häufigsten Allergene: Alleine in Deutschland gibt es mehr als 13 Millionen Heuschnupfengeplagte. Die Beschwerden variieren je nachdem, wie empfindlich Betroffene sind und wie viel sie von den Pollen abbekommen. Die Symptome treten nicht ganzjährig auf, sondern hängen von den Blütezeiten der allergieauslösenden Pflanzen ab.
„Die Pollensaison beginnt in aller Regel im Januar oder Februar und reicht bis in den Oktober“, erklärt Jörg Kleine-Tebbe von der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie. Eröffnet werde die Saison stets von der Hasel, gefolgt von Erle und Birke. Nach den Pollen dieser Frühblüher, die den Allergikern oft bis Mai das Leben schwermachen, erheben sich im Laufe des Frühjahrs stetig weitere in die Lüfte. Darunter jene anderer Bäume wie Buche und Esche sowie jene von Strauchgewächsen wie Holunder oder Flieder. „Im Sommer haben dann Gräser- und Getreidepollen Hochkonjunktur und im Herbst Wildkräuter wie Beifuß“, erläutert Prof. Karl-Christian Bergmann, Leiter der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst. Schlusslicht des Pollenkalenders bildet die Ambrosie, deren Pollen zu den stärksten Allergenen gehört.
Wann und für wie lange der Heuschnupfen beim Einzelnen einsetzt, hängt nicht zuletzt davon ab, auf welche Pollen er reagiert. „Beim einen ist es nur eine Art, beim anderen vielleicht die gesamte Palette“, erläutert Uta Rabe vom Ärzteverband Deutscher Allergologen. Dementsprechend sind manche nur einige Monate und manche die gesamte Saison über allergiegeplagt.
Bemerkbar macht sich die Allergie in erster Linie durch eine laufende Nase, Niesen sowie Augenjucken und -tränen. „Werden die Augen gerieben, entsteht häufig eine Bindehautentzündung. Manche Betroffene juckt es in der Mundhöhle und im Rachen - später kann Reizhusten eine Asthmabereitschaft signalisieren“, nennt Kleine-Tebbe weitere Symptome.
„Wenn die allergischen Symptome unbehandelt bleiben, kann es zu einem Etagenwechsel kommen“, sagt Rabe. Dabei weitet sich die Entzündung der Schleimhäute von den oberen auf die unteren Atemwege aus und schädigt das Gewebe. Die Betroffenen entwickeln hartnäckigen trockenen Husten, ihre Atemwege verengen sich und sie bekommen im schlimmsten Fall allergisches Asthma. Habe man den Verdacht, es nicht mit einer Erkältung, sondern einer Allergie zu tun zu haben - weil die Beschwerden etwa stets in einer bestimmten Zeit auftreten -, sei ein Arztbesuch angezeigt.
Ist die Überempfindlichkeit nachgewiesen, stehen je nach Schweregrad verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. An erster Stelle steht die Behandlung mit Antihistaminika - also mit Wirkstoffen, die die Ausschüttung des Hormons Histamin, das als Allergiemotor fungiert, verhindern. „Sie sind rezeptfrei erhältlich und können im Akutfall als Erste Hilfe dienen“, erklärt Bergmann. Innerhalb 15 bis 20 Minuten nähmen sie Nase und Augen den Juckreiz, unterdrückten die allergische Reaktion.
Ist den Beschwerden auf diese Weise nicht beizukommen, raten die Experten zu schwereren Geschützen: etwa Cortisontabletten, um die allergische Reaktion zu unterdrücken, oder Atemwegserweiterungssprays im Fall einer Asthma-Attacke. Eine Möglichkeit, der Allergie längerfristig entgegenzuwirken, bietet eine Hyposensibilisierung. Dabei wird dem Körper eine langsam steigende Dosis des Allergens zugeführt. Dadurch gewöhnt sich das Immunsystem daran und reagiert im Idealfall nicht mehr - oder zumindest weniger stark.