Männer müssen Wellness noch lernen
Berlin (dpa/tmn) - Traditionell tun sich Männer mit Wellnessangeboten schwerer als Frauen. Für viele gleicht der Saunagang einem Hochleistungssport. Ihrer Gesundheit schadet das eher. Experten plädieren dafür, dass Männer mehr auf sich selbst achten.
Entspannen, Wellness- und Kosmetikbehandlungen buchen - das ist seit langer Zeit fest in der Hand von Frauen. Doch die Männer holen auf. Auch sie gehen in die Sauna, lassen sich bei Massagen verwöhnen oder die Hände pflegen. Trotzdem gibt es weiter einen entscheidenden Unterschied: Was Männer und was Frauen unter Entspannung und Wellness verstehen, ist meist nicht dasselbe.
„Wellness galt lange als typisches Frauenthema“, bestätigt Lutz Hertel, Vorsitzender des Deutschen Wellness Verbandes in Düsseldorf. „Das liegt an der Historie der deutschen Wellnessbewegung, die zu Beginn der Fitnessbewegung zugeordnet wurde.“ Mit dieser „sanften Wellness“ kam zum Beispiel statt kraftstrotzendem Gewichtheben à la Arnold Schwarzenegger Fitnessgymnastik in Mode - die vor allem Frauen ansprach. „Innerhalb der vergangenen zehn Jahre haben aber auch Männer den Reiz von Wellness erkannt und nutzen die gesundheitsfördernden Angebote in Saunen, Fitnessstudios und Wellnesshotels.“
Sie haben jedoch ein anderes Ziel als Frauen, wie Diplom-Psychologe Hertel berichtet: „Sie wollen vital und jung bleiben, fit sein, frisch aussehen und Manneskraft ausstrahlen.“ Nicht der Weg sei das Ziel, sondern nur das Ziel sei ihnen wichtig. „Das bedeutet, dass Männer auch beim Wellnessen oft Leistung und Härte demonstrieren, ihr Zugang ist dann alles andere als sanft.“
Das könne man gut in Saunen beobachten: „Männer gehen sehr gerne in die heißeste Sauna, setzen sich auf die oberste Stufe und bleiben so lange drin, wie es geht.“ Das zeige nicht nur, dass Saunieren als Leistungssport angesehen werde, sondern sei auch noch unsinnig und könne der Gesundheit schaden. „Es wäre besser, wenn Männer sich nicht immer herausfordern, sondern liebevoller mit sich umgehen würden“, sagt Hertel. „Viele sollten den Genussmoment beim Sport, Saunieren und bei der Massage entdecken und nicht nur das Ziel im Kopf haben.“
So geht es natürlich nicht allen Männern. Zahlreiche trauen sich durchaus, nicht immer nur den Starken zu geben - immer mehr nutzen zum Beispiel Kosmetikprodukte. Der Kosmetikverband VKE in Berlin stellte in seiner Verbandsstatistik 2010 fest: „Männerkosmetik befindet sich mit plus sechs Prozent weiter im Aufwind. Männer werden von Jahr zu Jahr kosmetik- und pflegeaffiner.“
Das hat auch Gabriele Häusler, Vorsitzende des Landesverbandes Berlin-Brandenburg vom Bundesverband Deutscher Kosmetiker/innen, beobachtet. „Männer werden eitler und wollen gepflegt sein“, berichtet sie. Bei den Pflegeprodukten achten Männer allerdings ebenfalls auf andere Dinge als Frauen. „Männer wollen meist nicht mehrere Produkte haben. Stattdessen müssen wenige oder am besten ein Produkt schnell und gut helfen.“
Ab Mitte 30 sollten Männer mit der Pflege anfangen, rät die Fachfrau. „Dann machen sich Stressfaktoren und andere Einflüsse auf die Haut bemerkbar.“ Wichtig seien vor allem drei Partien des Körpers: das Gesicht, die Hände und die Füße - die allerdings meist weniger Pflege bekämen als ihnen gut täte.
„Gut ist für abends eine Reinigungsmilch für das Gesicht, die leicht zurückfettet und die Haut vom Alltagsschmutz befreit“, sagt Häusler. Allerdings dürfe die Milch die Haut nicht austrocknen. Morgens sollte man nach dem Rasieren schauen, wie empfindlich die Haut ist und sich eine dazu passende Gesichtscreme suchen. „Meist ist eine milchige Lotion oder eine Creme gut, die nur einen Hauch Fett hinterlässt, aber trotzdem beruhigt, schützt und pflegt.“ Sollte die Creme einen Duft haben, sollte man darauf achten, dass sich der Duft mit dem Aftershave verträgt.
Für die Hände sind ebenfalls mehrere Pflegeprodukte im Angebot, die für Männer gedacht sind. „Es gibt zum Beispiel Handpflege auf Meersalzbasis, die hinterlässt auch keinen Fettfilm“, sagt die Kosmetikerin. Möglich sei zudem Weizenkeim- oder süßes Mandelöl. „So bleiben die Nagelhaut und die Nagelplatte weich und glatt.“ Bei den Füßen ist die Pflege sogar noch einfacher. „Häufig ist die Hornhautbildung an der Ferse ein Problem, gerade auch, wenn man Sport treibt“, sagt Häusler. Daher sollten die Füße regelmäßig gut gefettet werden, damit sie weich bleiben. Es reiche oft, nach dem Duschen eine gute Bodylotion etwa mit Jojoba- oder Sesamöl aufzutragen.