Richtig reagieren auf HIV-Infektion eines Bekannten
Berlin (dpa/tmn) - Die Diagnose Aids ist nicht nur für Betroffene ein schwerer Schlag. Auch für Freunde, Bekannte und Kollegen ist es nicht leicht, angemessen zu reagieren. Eine Expertin erklärt ihnen anlässlich des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember, wie das geht.
Wenn ein HIV-Infizierter von seiner Ansteckung berichtet, ist das auch für Freunde und Kollegen oft ein Schock. „Entscheidend ist vor allem, direkt darüber zu reden“, sagte Heike Gronski von der Deutschen Aids-Hilfe in Berlin. Wenn sich jemand auf diese Weise öffne, sollte sich das Gegenüber nicht verschließen. Vielmehr sei es gut, dem Betroffenen das Gefühl zu vermitteln, dass seine Infektion keine Veränderung in der Beziehung bedeutet. „Wir bleiben weiter befreundet, du kannst natürlich weiter hier arbeiten“, seien wünschenswerte Reaktionen, sagte Gronski im Vorfeld des Welt-Aids-Tages am Donnerstag (1. Dezember). Dieser steht in diesem Jahr unter dem Motto „Positiv zusammen leben. Aber sicher!“.
Natürlich sei es ein Unterschied, in welcher Beziehung zum Infizierten man steht, betonte Gronski. Bei Partnern, Verwandten und Freunden stehe die emotionale Aufbereitung der neuen Situation im Mittelpunkt. Geht es um einen Kollegen, seien andere Dinge wichtig, Auswirkungen auf den Arbeitsalltag und Diskretion etwa.
Grundsätzlich sollten Eingeweihte den Mut des Infizierten anerkennen, denn es sei meist nicht einfach, sich mitzuteilen. Keinesfalls sollten sie davor zurückschrecken, Fragen zu stellen. Dabei könnten sie auch eigene Ängste und Befürchtungen thematisieren. „Was heißt das für unseren Umgang miteinander, gibt es ein Infektionsrisiko, bist du jetzt häufig krank?“, seien alles Fragen, die angesprochen werden dürften, versicherte Gronski. Viele Ängste seien unbegründet und könnten in einem offenen Gespräch zerstreut werden. Hilfreich sei, wenn HIV-Positive und -Negative sich schon vor dem Gespräch Informationen zu diesen Fragen beschaffen.
Wichtig ist auch die Frage, wie mit der Information in Zukunft umzugehen ist. „Will der Infizierte es geheim halten oder darf man mit anderen darüber sprechen, und wenn ja, mit wem?“ Kommt die Nachricht von Dritten, sollte direkt nachgefragt werden, ob das für den Infizierten überhaupt in Ordnung geht. „Jeder hat das Recht darauf, dass seine Krankengeschichte nicht in der Öffentlichkeit ausgebreitet wird, wenn er das nicht will“, erläuterte Gronski.
Das gilt vor allem am Arbeitsplatz. Wenn die Nachricht einer Infektion allerdings als Gerücht die Runde macht, empfiehlt Gronski, dem Betroffenen die Chance zu geben, selbst öffentlich darüber zu sprechen. „In diesem Fall ist es vielleicht sogar sinnvoll, die Infektion in größerer Runde zu thematisieren, etwa bei einer Teambesprechung.“ Falls der mit dem HI-Virus Infizierte das ablehnt, sollte auch das respektiert werden.