Schlaffe Haut: Risiken einer Bauchdeckenstraffung
Berlin (dpa/tmn) - Für viele Menschen mit Übergewicht kommt nach dem Abnehmen der Frust: Zwar haben sie es geschafft, ihre Adipositas in den Griff zu kriegen, doch überall am Körper hängt die Haut schlaff herunter.
In solchen Fällen ist der Gang zum plastischen Chirurgen häufig der einzige Ausweg.
Bei einem extremen Gewichtsverlust bildet der Körper die stark ausgedehnte Bauchdecke nicht mehr zurück. Das erklärt Prof. Thomas Dirschka vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Mit Massagen oder Cremes lässt sich eine vollkommen überdehnte Haut nicht wieder in eine schöne straffe Form bringen“. Grund sind erschlaffte oder gerissene Gewebestrukturen.
Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), hält eine Operation besonders dann für sinnvoll, wenn die überschüssige Haut nicht nur zu einem ästhetischen, sondern auch zu einem gesundheitlichen Problem wird. Doch solche Eingriffe bergen auch Risiken.
Hautlappen können unter Umständen auch gesundheitliche Konsequenzen mit sich bringen: „Die Patienten schwitzen und es kann zu Entzündungen und Pilzinfektionen kommen“, warnt von Saldern. Durch Reibung entstehen zusätzlich wunde Stellen. Ständige Schmerzen können die Folge sein. „In diesen Fällen rate ich zu einer Operation.“
Doch häufig ist der Leidensdruck der Patienten ästhetischer Natur, weiß von Saldern. „Wenn Hautlappen am Körper hängen, ist das für viele nicht nur ein kleines Schönheitsproblem. Das kann für sie richtiggehend entstellend sein.“
Bevor Patienten einen kosmetischen Eingriff vornehmen lassen, sollte das Gewicht mindestens ein halbes Jahr stabil bleiben. „Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn Patienten sich schnell runterhungern“, aber die auslösenden Probleme der Adipositas nicht aus der Welt geschaffen seien, sagt von Saldern. Denn nimmt der Patient nach der OP wieder zu, kann das auf die Narben drücken.
Ein solcher Eingriff bringt aber auch sonst „nicht unerhebliche Risiken“ mit sich, sagt von Saldern. So sind große Narben und Wundflächen möglich: „Hier kann es Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Nachblutungen geben.“ Ebenso werden bei den Operationen bisweilen kleine Nerven an der Haut durchtrennt. „Es können Stellen übrig bleiben, wo sich das Gefühl nicht mehr vollständig normalisiert.“ Mehrmalige Nachoperationen sind durchaus üblich.
Daher sollte man den Chirurgen mit Bedacht auswählen: Jeder Arzt darf sich laut DGÄPC ungeachtet seiner Ausbildung etwa „Schönheitschirurg“, „Kosmetischer Chirurg“ oder „Ästhetischer Chirurg“ nennen. Anders ist das bei den Berufsbezeichnungen „Facharzt für Plastische Chirurgie“, „Plastischer Chirurg“, „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“ oder „Plastischer und Ästhetischer Chirurg“. Auch über den Verlauf des Eingriffs lässt man sich ausführlich informieren. Spätere Nahtverläufe sollten etwa mit Abbildungen verdeutlicht werden, rät die DGPRÄC.
Die Kostenerstattung bei solchen Eingriffen ist schwierig. Hier komme es auf die Bewertung der jeweiligen Krankenkasse im Einzelfall an, sagt Ann Marini vom GKV-Spitzenverband. Falls es sich um ein medizinisches Problem mit Beeinträchtigungen von Körperfunktionen handle, zahle die Kasse. Bei einem rein ästhetischen Problem würden die Kosten nur übernommen, wenn es sich um eine Entstellung mit „beachtlicher Erheblichkeitsschwelle“ handele.