Sind wir Kinder des Mondes?
Laut Volksglauben ist der Erdtrabant für Herzinfarkte oder auch die Wundheilung verantwortlich. Nicht alles stimmt. Aber einiges kann selbst die Wissenschaft nicht entkräften.
Der Mond ist wieder in. Friseure laden bei Vollmond zum Haareschneiden ein. Diätwillige beginnen ihre Fastenkur bei Neumond, damit er die Schlacken aus ihrem Körper treibt. Laut einer Allensbach-Umfrage spüren 45Prozent der Bundesbürger körperlich und seelisch Veränderungen, die mit den Mondphasen einher gehen.
Viele der volkstümlichen Mondregeln fielen allerdings durch die Prüfungen der Wissenschaften - einige blieben aber auch bestehen. Wie etwa die alte Hebammenweisheit, wonach der Mond die Geburtenrate beeinflusst. So fanden italienische Biomathematiker eine deutliche Häufung von Geburten, wenn der Mond sich in vollem Angesicht präsentiert. Eine einleuchtende Erklärung für dieses Phänomen konnten die Forscher allerdings nicht liefern.
Schwer erklärbar ist auch das Phänomen, das man am Apollo Hospital im indischen Chennai entdeckte. Dort untersuchten Forscher die Infarkteinweisungen ihrer Umgebung - und beobachteten bei Neumond etwa 20Prozent mehr als bei Vollmond. Erstaunlich, denn in beiden Phasen liegen Sonne, Mond und Erde auf einer Achse, so dass sich ihre Anziehungskräfte addieren - wie es auch bei Springfluten zu Voll- und Neumond deutlich wird. Unter dem Aspekt der Schwerkraft dürften die Mondphasen daher keine unterschiedlichen Auswirkungen auf das Blut haben.
Dafür widerlegt eine Studie der bayerischen Praxisklinik Sauerlach den gängigen Mythos, wonach Mondphasen die Wundheilung beeinflussen und man Operationen am besten bei abnehmendem Mond durchführen lassen sollte. Die Mediziner untersuchten den Heilungsverlauf von immerhin 866 Operationen, doch weder die Schmerzen noch die Zahl der Komplikationen zeigten Zusammenhänge mit irgendeiner Mondphase.
Hartnäckig hält sich der Volksglaube, wonach Schlafwandeln einen Zusammenhang mit dem Vollmond hat. Tatsache ist, dass die Betroffenen gerne auf die stärkste Lichtquelle der Umgebung zulaufen. Das kann aber neben dem Vollmond auch eine grell leuchtende Straßenlaterne sein. Die Lichtaffinität der Nachtwandler, die mit offenen Augen unterwegs sind, kommt vermutlich daher, dass ihr Gehirn unbewusst eine Orientierung im nächtlichen Dunkel sucht.