Studie warnt: Mehr Tote durch multiresistente Keime

Berlin (dpa) - Ohne ein Umsteuern beim Einsatz von Antibiotika wird sich die Zahl der Toten durch multiresistente Keime drastisch erhöhen. Das geht aus einer Analyse einer Berliner Forscherin im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion hervor.

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Die „Berliner Zeitung“ (Dienstag) hatte davon berichtet. In der Untersuchung warnen die Autoren, dass sich die Zahl der Toten von jetzt weltweit etwa 700 000 pro Jahr bis 2050 auf zehn Millionen erhöhen könnte. Dafür legen sie Schätzungen der britischen Regierung von 2014 zugrunde und setzen voraus, dass keinerlei Gegenmaßnahmen getroffen werden. Für Europa würde dies einen Anstieg von jetzt etwa 23 000 auf 400 000 Tote bedeuten. Damit würden dann mehr Menschen an multiresistenten Keimen sterben als an Krebs, so die Autoren.

In Deutschland geht das Bundesgesundheitsministerium von insgesamt 400 000 bis 600 000 Patienten aus, die jedes Jahr durch medizinische Behandlungen Infektionen bekommen - und von bis zu 15 000 Toten. Gut ein Zehntel dieser Krankenhauskeime gilt heute als multiresistent (MRSA). Das heißt, sie reagieren nicht mehr auf gängige Antibiotika.

Jährlich bekommen laut Studie rund ein Drittel aller Krankenversicherten ein Antibiotikum verschrieben. Autorin Elisabeth Meyer, auch tätig am Charité-Institut für Umweltmedizin und Hygiene, geht davon aus, dass etwa 30 Prozent aller Antibiotika in der Humanmedizin nicht notwendig sind.

Die WHO will dazu ein globales Aktionsprogramm starten. Auch beim G7-Treffen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel das Thema auf die Agenda gesetzt. Den Grünen im Bundestag gehen die Vorschläge der Bundesregierung jedoch nicht weit genug. Sie tue zu wenig gegen Antibiotika-Missbrauch in der Massentierhaltung. „Für Menschen überlebenswichtige Reserveantibiotika müssen im Stall sofort verboten werden“, forderte Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter.