Trend zum Trail - Schnelles Laufen erobert die Berge
Friedrichshafen (dpa/tmn) - Schnell und mit wenig Gewicht in den Bergen unterwegs sein: Trail-Running ist der neue Trend der Outdoor-Branche. Schuhe, Shirts und Jacken werden federleicht. Auch Wanderer sollen davon profitieren.
Doch die Unbeschwertheit kann gefährlich sein.
Laufschuhe mit Profilsohle, eine hauchdünne Jacke und ein Minirucksack: Mehr braucht es nicht es nicht, um vor dem schönsten Gipfelpanorama über Stock und Stein zu rennen. Das Laufen in den Bergen ist der neue Trend, den die Hersteller in diesem Jahr auf ihrer Branchenmesse „Outdoor“ (12. bis 15. Juli) in Friedrichshafen ausgerufen haben. Was als Geländelauf eine lange Tradition hat, heißt jetzt Trail-Running.
Die Schuhfachleute etwa von Salomon und Asics setzen schon lange auf diesen Trend und bieten unzählige Modelle für jede Fußform an. Nun zieht die Outdoor-Branche nach und setzt dabei verstärkt auch auf Shirts, Jacken und Rucksäcke. Die Ausrüster sprechen mit der neuen Produktgeneration nicht nur den klassischen Läufer an. „Es geht insgesamt darum, schnell in den Bergen unterwegs zu sein“, sagt der Outdoor-Trendexperte Ralf Stefan Beppler.
Fast jeder große Hersteller hat für das Frühjahr 2013 eine entsprechende Kollektion. Mammut aus der Schweiz legt zum ersten Mal in seiner 150-jährigen Geschichte eine spezielle Trail-Reihe auf. Jack Wolfskin baut seine Serie aus. Bei den Textilien zählt Leichtigkeit: Das Gewebe der Softshell-Jacke „Flyweight“ wiegt laut dem Unternehmen nur halb so viel wie ein Blatt Papier. Haglöfs streicht seine Trail-Schuhe neuerdings hellblau und pink. Die Kollektion „Intense“ ist für „Aktivitäten im hohen Pulsbereich“ gemacht - also auch für Skitourengeher, Langläufer und Mountainbiker.
Ob Northface, Berghaus, Jack Wolfskin oder Montbell - alle versuchen sich bei ihren Funktionsjacken in Sachen Gewicht zu unterbieten. Das Reduzieren der Grammzahl wird fast schon zum Fetisch, der vor allem von den Profi-Ausrüstern für den Bergsport inspiriert ist. Mountain Hardwear etwa wirbt schon länger mit dem Ausnahme-Bergsteiger Ueli Steck, der regelmäßig Geschwindigkeitsrekorde aufstellt und auf betont leichte Kleidung seines Sponsors zurückgreift.
Ist Trail-Running überhaupt ein Trend für die Masse? Bei einer Mitgliederbefragung des Deutschen Alpenvereins (DAV) aus dem Jahr 2009 gab nur jeder 20. an, in seiner Freizeit auch Bergläufe zu machen. Bei rund 900 000 DAV-Mitgliedern sind das allerdings immer noch etwa 45 000 Menschen.
„Einem aktiven, sportlichen 60-Jährigen brauchen Sie keinen Trail-Schuh verkaufen“, sagt Beppler. „Aber es wird auch immer ambitionierter gewandert.“ Besonders leichte Materialien kämen schließlich allen Wanderern zugute. Für Stefan Winter vom DAV ist Trail-Running nichts für die breite Masse. „Aber es ist mehr als Exotentum. Es passt zum Trend unserer Zeit, zu der Versportlichung der Freizeit.“
Auch die Hersteller wollen mit ihren Produkten den klassischen Wanderer abholen. Deshalb sind die Farben der Trail-Kollektionen oft bunt und die Schnitte körperbetont. Die Farben der kommenden Saison taugen für den Alltag: Blasses Mintgrün oder Lila dürfte auch modebewussten Großstadtmenschen gefallen. Funktionalität bleibt aber der oberste Anspruch.
Nur mit wenig Gepäck in extremes Gelände zu gehen, birgt allerdings ein Risiko: „Man verzichtet auf notwendige Ausrüstung für Notlagen“, kritisiert Winter. „Wir warnen vor Selbstüberschätzung und Leichtsinn.“ Echtes Trail-Running sei nur etwas für geübte Bergwanderer, die sonst auch laufen und fit sind, sagt Winter. „Als Untrainierter macht das keinen Sinn.“ Mit der nötigen Kondition und Geschicklichkeit sei das Laufen im Gebirge aber pures Vergnügen.