UN fordern mehr Solidarität mit Ebola-Regionen

New York/Washington (dpa) - Die Vereinten Nationen fordern mehr internationale Solidarität im Kampf gegen die Ebola-Epidemie mit inzwischen über 1900 Toten. Neben der Gesundheitskrise befürchten sie eine Hungersnot in der Region.

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Der Ebola-Epidemie in Westafrika sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO inzwischen mehr als 1900 Menschen zum Opfer gefallen. 3500 Menschen seien erkrankt, sagte WHO-Chefin Margaret Chan am Mittwoch in Washington. Die meisten Fälle gebe es in Guinea, Sierra Leone und Liberia. „In diesen Ländern ist die Epidemie schneller, als die Gesundheitsbehörden sie kontrollieren können. In der 40-jährigen Geschichte von Ebola war noch keine Epidemie so schwer, so ernst und so komplex wie diese“, sagte die Ärztin. Im Kampf gegen Ebola fordern die Vereinten Nationen eine konzertierte Aktion der internationalen Gemeinschaft.

Der Ausbruch in Westafrika sei eine ähnlich große Herausforderung wie der Tsunami im Indischen Ozean 2004 oder das Erdbeben in Haiti 2010, sagte Vize-Generalsekretär Jan Eliasson am Dienstag (Ortszeit) in New York. „Es ist eine der schwersten Gesundheitskrisen, die die UN je zu bewältigen hatten. Die Situation ist kritisch, ängstigend, aber wir werden es schaffen.“ Die Epidemie sei ein Test für die Infrastruktur der betroffenen Länder und die Solidarität der Welt.

„Diesmal sind auch erstmals dicht besiedelte Gebiete betroffen, das ist die besondere Herausforderung“, erklärte Margaret Chan am Dienstag in New York. Die Welt müsse helfen. „Es ist eine globale Bedrohung. Aber dieser Ausbruch kann und wird kontrolliert werden. Wir wissen, was zu tun ist, und wir werden es tun.“

Die UN bestätigten, dass Schiffe Liberia und Sierra Leone wegen Ebola meiden, viele Fluggesellschaften fliegen die Region nicht mehr an. „Isolierung ist nicht die Antwort. Dann gefährdet man die in den vergangenen Jahren teuer erkauften Erfolge beim Aufbau der Wirtschaft“, sagte UN-Koordinator David Nabarro. Die Ängste vor Ebola seien verständlich, die Infektionsgefahr sei aber mit den nötigen Schutzmaßnahmen beherrschbar. Für die betroffenen Länder stehe die Zukunft auf dem Spiel.

Dagegen kritisierte die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF; Médecins Sans Frontières), die Welt habe viel zu spät und zu langsam reagiert. „Staaten mit der Möglichkeit, auf einen solchen Ausbruch zu antworten, müssen sofort Experten und Material in die betroffenen Regionen schicken“, hieß es. „Die bloße Ankündigung von Spenden oder das Einfliegen von ein paar Experten lösen das Problem nicht“, sagte MSF-Chefin Joanne Liu.

Weil die Ebola-Epidemie alle medizinische Hilfe beansprucht, sterben in Sierra Leone, Liberia und Guinea immer mehr Menschen an anderen Krankheiten. Vielerorts seien zudem Gesundheitsstationen unbesetzt, weil örtliche Kräfte sich selbst mit Ebola infiziert hätten oder aus Angst vor Ansteckung nicht zur Arbeit gingen, berichtete Ärzte ohne Grenzen. „Das hat zur Folge, dass es nun auch immer mehr Menschen gibt, die an behandelbaren Krankheiten wie Malaria oder Durchfall sterben“, sagte Mariano Lugli, Direktor für Internationale Einsätze.

Ein an Ebola erkrankter Brite sei geheilt und werde aus dem Krankenhaus entlassen, teilte die Londoner Klinik mit, in der er behandelt worden war. Der 29 Jahre alte Krankenpfleger hatte sich in Sierra Leone mit dem Virus infiziert, wo er als Helfer im Einsatz war. Er war am 24. August nach London geflogen und hatte unter anderem das experimentelle Medikament „ZMapp“ erhalten. „Ich hatte sehr viel Glück, ich bin großartig behandelt worden“, sagte er am Mittwoch.

Die Bundesregierung schätzt die Gefahr einer Ansteckung mit dem Ebola-Virus in Deutschland als relativ gering ein. Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums sagte am Mittwoch, die Krankheit breche so schnell aus, „dass es relativ unwahrscheinlich ist, dass jemand transportiert wird, ohne dass man erkennt, der ist eben erkrankt“.

Der von der WHO aufgestellte Plan zur Bekämpfung der Epidemie müsse zügig umgesetzt werden, sagte die Sprecherin. Deutschland beteilige sich mit finanziellen Hilfen und Experten. Es werde zudem stetig geprüft, wie die Unterstützung ausgebaut werden könne.