Verschimmelte Futtermittel: Entwarnung, Proben und Ermittlungen

Hannover (dpa) - Nach der Entdeckung verschimmelter Futtermittel ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft. Obwohl keine Gift-Milch gefunden wurde, gibt es noch Bedenken gegen den Verzehr von Innereien. Die Politik fordert Konsequenzen.

Keine belastete Milch, aber noch Verdacht beim Verzehr von Innereien: Nach der Entdeckung von Schimmelgift in Futtermitteln hat Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer (Grüne) am Montag (4. März) Entwarnung gegeben. Im Deutschlandfunk hatte er erklärt, die Menschen könnten wieder ohne Bedenken Milch trinken und Fleisch essen. Am Abend bestätigte die Landesvereinigung der Milchwirtschaft Niedersachsen: Alle Milchproben sind unbedenklich.

Während die Hamburger Staatsanwaltschaft nach einer Anzeige der Verbraucherbehörde Ermittlungen gegen den Futtermittel-Importeur ankündigte, fordern Politiker Konsequenzen. Die SPD-Landtagsfraktion beantragte für die kommende Sitzung des Agrarausschusses eine Unterrichtung durch die Landesregierung. Eine stärkere Beteiligung der Branche an den Kosten der staatlichen Lebensmittelkontrolle lehnen die Futtermittelhersteller ab. „Bei anlassbezogenen Kontrollen zahlen wir schon heute“, sagte der Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung, Peter Radewahn, dem „Tagesspiegel“.

Minister Meyer hatte gefordert, die Kosten für verstärkte Kontrollen künftig der Wirtschaft selbst in Rechnung zu stellen. Auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hatte sich dieser Haltung am Wochenende angeschlossen und den Herstellern Versagen bei den Eigenkontrollen vorgehalten.

Beschränkungen gibt es bisher noch für den Verzehr von Innereien der Masttiere in den betroffenen Betrieben, weil bislang unklar ist, ob sie mit dem Gift belastet sein könnten. „Deshalb werden jetzt stichprobenartig Proben von Leber und Nieren gesammelt“, sagte eine Sprecherin des niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz (Laves) am Montag. Frühestens Mittwoch sei mit Resultaten zu rechnen.

Am Freitag war bekanntgeworden, dass Landwirte in mehreren Bundesländern über einen Hamburger Importeur mehr als 10 000 Tonnen Futtermais aus Serbien bekommen hatten. Er war mit dem krebserregendem Schimmelpilz Aflatoxin verseucht. Allein in Niedersachsen wurde er an 4467 Betriebe ausgeliefert. Tiere hatten den Schimmel-Mais gefressen, das Gift kann sich auch in Kuhmilch ablagern. Insgesamt wurden in Niedersachsen 800 Proben von Milchbetrieben genommen. Allerdings waren alle unauffällig. Der Händler versprach enge Kooperation mit den Gesundheitsbehörden.

Den Fall ins Rollen gebracht hatte ein Landwirt im Kreis Leer. Ihm war am 5. Februar aufgefallen, dass die Aflatoxin-Grenzwerte überschritten waren, nachdem seine Tiere das verseuchte Futter gefressen hatten. Das Landesamt für Verbraucherschutz hatte er mit einer Anfrage aufmerksam gemacht, wie er seinen Silo reinigen könne. Die überall in der Natur vorkommenden Schimmelpilze vermehren sich bei guten Voraussetzungen wie Wärme und Feuchtigkeit und können dann in hoher Konzentration gefährlich für die Gesundheit werden.