Wann eine Knochendichtemessung sinnvoll ist
Köln (dpa/tmn) - Eine Methode, um Knochenschwund festzustellen, ist die Messung der Knochendichte (Osteodensitometrie). Ab wann und für wen ist sie sinnvoll? Ein Experte beantwortet die gängigsten Fragen.
Wie sinnvoll ist eine Messung der Knochendichte? Stefan Sauerland ist Ressortleiter am Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in Köln. Er hat den Nutzen von Röntgenuntersuchungen zur Knochendichtemessung analysiert.
Herr Sauerland, wie funktioniert die Standardmethode zur Knochendichtemessung?
Sauerland: Die Knochendichtemessung per DXA (Dual-X-Ray-Absorptiometrie) ist eine Röntgenuntersuchung. Dabei wird ein Strahl durch den Knochen geschickt und gemessen, wie viel von der Strahlung auf der anderen Seite ankommt und wie viel absorbiert wurde. Meist wird am Schenkelhals oder der Wirbelsäule gemessen.
Gibt es andere, einfachere und strahlungsfreie Methoden, um Osteoporose festzustellen?
Sauerland: Das geht mittels Ultraschall oder mit Fragebögen. Auch so kann ein Osteoporose-Risiko eingeschätzt werden. Solche Methoden sind in der Genauigkeit aber lange nicht so gut wie die DXA.
Warum sind genaue Erkenntnisse über die Knochendichte wichtig?
Sauerland: Damit von Osteoporose betroffene Personen die richtige Therapie bekommen. Denn Medikamente gegen Knochenschwund sind nicht arm an Nebenwirkungen. Deshalb sollte besser eine Untersuchung gemacht werden, die jene Personen identifiziert, die eine solche Therapie wirklich benötigen.
In welchen Fällen wird die DXA von den Krankenkassen bezahlt?
Sauerland: Bisher werden Messungen von der Kasse bezahlt, wenn jemand einen verdächtigen Bruch hat. Also nicht eine Fraktur, die durch einen Autounfall oder einen Sturz im Treppenhaus verursacht wurde. Dann will man feststellen, ob Osteoporose vorliegt.
Was sind typische Knochenbrüche, die auf Osteoporose hinweisen?
Sauerland: Es gibt Stellen des Körpers, wie den Oberschenkelhals und die Handgelenke, die klassischerweise betroffen sind. Auch Wirbelkörpereinbrüche sind oft osteoporotische Frakturen. Allgemein sind Brüche verdächtig, wenn sie ohne einen echten Unfall entstehen.
In Ihrer Untersuchung haben Sie geprüft, ob eine DXA auch ohne vorherigen Bruch sinnvoll ist. Was ist das Ergebnis?
Sauerland: Es gibt Studien, in deren Rahmen die DXA-Untersuchung als Vorsorgeleistung angeboten wurde. Es ließ sich allerdings nicht nachweisen, dass dies zu einer Verminderung von Knochenbrüchen führt. Andere Studien zeigen, dass vor allem Frauen nach der Menopause von der Messung profitieren können. Denn wird eine Osteoporose erkannt, kann schneller mit der richtigen Therapie reagiert werden.
Könnte es passieren, dass die Krankenkassen die Kosten doch bald übernehmen?
Sauerland: Es besteht die Möglichkeit, dass sich dies im nächsten Jahr ändert. Eine Sinnhaftigkeit der Maximalvariante, also dass die Osteodensitometrie allen Personen auf Kasse angeboten wird, konnten wir in unserem Bericht aber nicht belegen.
Wie sieht es mit Messungen im Rahmen der Osteoporose-Therapie aus? Werden Kosten für diese übernommen?
Sauerland: Es würde nur Sinn machen, eine Messung zu wiederholen, wenn man etwas an der Therapie ändert und diese Änderung einen Vorteil für die Patientin brächte. Solchen Studien gibt es aber nicht, deshalb lässt sich der Sinn nicht belegen.