Gänse in diesem Jahr teurer
Potsdam (dpa) - Am 11.11. startet mit viel Schunkeln und kräftigen Schlucken die Narrenzeit. Gleichzeitig werden in Gasthäusern die Winter-Speisekarten hervorgeholt. Wer einen Gänsebraten bestellt, muss sich auf höhere Preise gefasst machen als 2010.
Mit den kürzer werdenden Tagen und zunehmender Kühle beginnt die Zeit deftiger Gerichte. Eintöpfe und Braten sowie Kohl in allerlei Variationen werden aufgetischt. Von Freitag (11. November) an stehen auch Gänse auf den Speisekarten. Denn traditionell am Martinstag kommen die Vögel erstmals in die Röhre. Die Freude auf ein leckeres Stück Brust oder eine knusprige Keule wird in diesem Jahr etwas durch steigenden Preise getrübt.
Die Halter mussten erneut deutlich mehr für Tierfutter zahlen. Diese Kostensteigerung geben sie an die Verbraucher weiter, wie Karl-Heinz Heller, Geschäftsführer des Schlachtbetriebs Dithmarscher Geflügel im brandenburgischen Neuseddin, sagt. Pro Kilogramm müsse im Schnitt wohl ein Euro mehr bezahlt werden. „Damit dürften deutsche Gänse als Tiefkühlware zwischen 9 und 10 Euro je Kilogramm kosten“, meint Heller.
Gänse brauchen viel Futter, bevor sie schlachtreif sind. Gründe für höhere Futterkosten seien die Nachfrage von Bioenergieanbieter nach Getreide sowie eine geringere Ernte. „Der Hauptgrund ist eindeutig, dass jetzt Nahrungsmittel als Spekulationsobjekt an der Börse entdeckt wurden“, sagt Geschäftsführer Heller. Nach seiner Einschätzung müssen Mäster für Futter rund ein Drittel mehr zahlen als im vergangenen Jahr. Der Marktinformationsdienst Eier & Geflügel verweist darauf, dass bei der in Deutschland praktizierten Weidemast in der Endphase auch Mastfutter eingesetzt werde.
Die gestiegenen Kosten wirken sich auf das Angebot aus. „Es wird knapper“, meint Heller. Der Hauptproduzent Polen liefere in diesem Jahr rund 20 Prozent weniger. Mäster hätten wegen der gestiegenen Kosten den Betrieb eingestellt. Der Appetit auf Gänse ist aber weiter groß. Hier würden seit Jahren rund 36 000 Tonnen verzehrt. „Rund 14 Prozent kommen aus heimischer Produktion, der Rest sind Importe“, berichtet Heller. Etwa zwei Drittel liefere Polen und ein Drittel Ungarn. Diese Tiefkühlware koste zwischen 5 und 6 Euro das Kilo. Dies dürften rund 1,50 Euro mehr sein als im vergangenen Jahr.
Weiterhin gelte die Erkenntnis: in Haushalten mit einer oder zwei Personen wird kaum ein „Vogel“ in den Ofen geschoben. Die Alternative ist der Restaurantbesuch. „Dann kann den Gästen auch Appetit auf andere regionale Angebote gemacht werden“, sagt Gerd Lehmann, Geschäftsführer der Agrarmarketingorganisation pro agro. Gänsebraten bleibt im Gegensatz zu Enten ein Saisonprodukt, meint er.
Nach Berechnungen des Marktinformationsdienstes reichten die Verbraucherpreise für frische Gänse bundesweit von 9,90 bis 13,70 Euro je Kilogramm. Die Differenz zwischen frischer und gefrorener Ware verdeutlicht, dass es sich um zwei kaum vergleichbare Teilmärkte handelt. Im Angebot seien Früh-, Mittel- und Spätmast. Die Spätmast ist vor allem der Weihnachtsbraten.