Weiter Weg zum Landarzt: Fahrtkostenübernahme selten
Berlin (dpa/tmn) - Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf gebilligt, der den Mangel an Landärzten beheben soll. Doch noch gibt es Regionen, in denen Patienten bis zur Praxis weit fahren müssen. Anspruch auf eine Fahrtkostenerstattung haben sie selten.
Patienten mit weiten Wegen zum Arzt haben nur in wenigen Fällen Anspruch auf eine Fahrtkostenerstattung. Wer auf dem Land lebt, plötzlich erkrankt und nicht auf eigene Faust zur nächsten, 20 Kilometer entfernten Hausarztpraxis gelangen kann, hat keine Chance, wie Rainer Sbrzesny von der Bundesgeschäftsstelle der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD) in Berlin erläuterte.
Dem plötzlich Kranken bleibe nur: „Taxi fahren und selbst zahlen.“ Das könne zum Beispiel in hausärztlich schlecht versorgten Regionen im Osten Deutschlands, in Niedersachsen und Bayern der Fall sein. Auch wer regelmäßig Physiotherapie bekommt, könne nicht auf eine Kostenübernahme hoffen. Denn in Paragraf 60 Sozialgesetzbuch (SGB) V sei die Fahrtkostenerstattung „sehr restriktiv“ geregelt.
Demnach übernimmt die Krankenkasse Fahrtkosten zu einer ambulanten Behandlung nur nach vorheriger Genehmigung in besonderen Ausnahmefällen. Diese sind in der „Krankentransportrichtlinie“ des gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) der Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Krankenhäuser und Krankenkassen festgelegt. In der Regel handelt es sich dabei um Dialysebehandlungen sowie onkologische Strahlen- oder Chemotherapien.
Die Kasse übernimmt auch die Kosten, wenn der Versicherte einen Schwerbehindertenausweis mit dem Merkzeichen „aG“, „Bl“ oder „H“ hat oder in Pflegestufe 2 oder 3 eingestuft ist. Außerdem können die Kosten erstattet werden, wenn Patienten den Ausnahmefällen vergleichbar beeinträchtigt sind und über eine längere Zeit einer ambulanten Behandlung bedürfen.
Am Mittwoch (3. August) hat das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur Behebung des Landarztmangels gebilligt. Damit will die Regierung die wohnortnahe medizinische Versorgung flächendeckend sichern. Mediziner sollen demnach vor allem durch finanzielle Anreize aufs Land gelockt werden.