Weniger Honig aus Deutschland - Langer Winter schuld
Düsseldorf/Wachtberg (dpa) - Fiese Milben und ein langer Winter: Heimische Bienen haben es nicht leicht. Wegen der Kälte haben sie in diesem Frühjahr die erste Blütephase verpasst. Die Folge: Weniger deutscher Honig in den Supermarkt-Regalen.
In die Einflugschneise vor dem Bienenstock im Botanischen Garten Düsseldorf sollte man besser nicht geraten: Etliche Bienen summen dort emsig rein und raus, unaufhaltsam und hochkonzentriert: Sie lassen sich nur ungern aus dem Takt bringen, wenn sie einmal unterwegs sind. Imker Michael Krusch freut sich auch im Juni noch über diesen Anblick - zu lange hat in diesem Frühjahr der Winter den Flugbetrieb verhindert. 50 Prozent weniger Honig als sonst hat er deshalb im Frühjahr geerntet.
Denn die erste Blütephase von Raps und Löwenzahn haben die heimischen Bienen verpasst: Weil sie zu spät geflogen sind, fällt die Frühjahrs-Honig-Ernte nun besonders schlecht aus, sagt Petra Friedrich vom Deutschen Imkerbund in Wachtberg bei Bonn. „Zwar gibt es noch keine Umfragewerte, aber es sieht nicht gut aus.“ Weil es zunächst sehr lange kalt war und dann alles auf einen Schlag blühte, hatten die Völker noch nicht genügend Flugbienen hervorgebracht, erklärt Friedrich. Die Folge für den Handel: Der Marktanteil für deutschen Honig von üblicherweise 20 Prozent wird deutlich sinken. Zwar sei die Frühjahrsernte auch im letzten Jahr schlechter als üblich gewesen, „aber damals hatten die Imker noch Vorräte aus dem Jahr 2011, das gut gewesen ist“, sagt Friedrich. „Nun sind die Kammern leer.“
Hinzu komme auch in diesem Jahr wieder der Winterverlust der Bienen, der von der Varroa-Milbe verursacht werde und etwa 15 Prozent ausmache. „Im Jahr 2012 waren das über 20 Prozent, normal sind um die 10 Prozent.“ Was die bundesweite Frühjahrs-Ernte betrifft, weist Petra Friedrich aber darauf hin, dass die Ergebnisse regional unterschiedlich sein können. Das bestätigt auch Christoph Otten vom Bieneninstitut in Mayen: „In Teilbereichen von Rheinland-Pfalz gab es eine gute Ernte.“
Die hatte Michael Krusch in diesem Frühjahr definitiv nicht: „Normal sind rund 25 Kilo pro Volk - diesmal habe ich nur 10 Kilo geerntet.“ Die Bienen seien zu spät in die Gänge gekommen, erklärt er. Fünf Tage frostfrei lassen das Schlüpfen beginnen, das 21 Tage dauert. 21 weitere Tage haben die Bienen „Stockdienst“ und fliegen dann erst aus. „Was normal Anfang Februar passiert, dauerte jetzt bis April.“ Entsprechend weniger erwartet der Imker für das gesamte „Bienenjahr“, das von März bis September dauert: „Die Jahresernte von 35 bis 40 Kilo werden wir nicht erreichen.“
Auch Werner Mühlen, Bienenbeauftragter der Landwirtschaftskammer NRW, zieht eine negative Frühjahrsbilanz: „Die Ernte ist deutlich geringer, weil alle Pflanzen plötzlich und gleichzeitig geblüht haben.“ Als der lange Winter vorbei war, hatten die Bienen zwar Honig produziert, mussten ihn aber in der folgenden Kälteperiode gleich wieder verbrauchen, „um zu heizen“, so Mühlen. Er bedauert auch, dass sich diese schlechte Ernte eigentlich gar nicht auf den Verbraucher auswirkt: „Die Imker haben zwar weniger eigenen Honig, der wird dadurch aber nicht teurer - das ist schlecht und schade.“ Seine Prognose für die Sommerernte ist dagegen positiv: Vor allem die jüngste Hitze- und Wärmeperiode sei „fantastisch“ für die Bienen.
Aber Unwetter drücken auch bei den Bienen auf die Stimmung. Krusch beobachtet die schwarzen Gewitterwolken und bemerkt erste Regentropfen. Skeptische Blicke treffen die eifrigen Tiere: „Jetzt sind die gar nicht gut drauf - wenn sie wegen des Regens nicht rausfliegen können, dann werden sie stinkig.“