Wissenschaftler: Kaum Lehren durch Kochsendungen
Potsdam (dpa) - Gesund essen und gesund kochen - beides kann man lernen. Es gibt zwar genügend Informationen, doch die Realität sieht anders. Ratschläge der Ernährungsberater werden oft in den Wind geschlagen.
Experten beraten, wie man das ändern kann.
Kochsendungen haben nach Einschätzung von Wissenschaftlern kaum Einfluss auf eine gesunde Ernährung. „Die meisten Sendungen sind eher visueller Lustgewinn, als dass man eine Lehre daraus zieht“, sagte der Potsdamer Ernährungswissenschaftler Florian J. Schweigert. Es gebe zwar Hinweise für eine gesunde Ernährung, es fehle aber eine konkrete Aufforderung zur Umstellung. „So viele Kochsendungen wie wir mittlerweile haben, müssten wir eigentlich inzwischen wissen, was wir tun. Leider ist es nicht so“, sagte der Ernährungswissenschaftler anlässlich des 48. Wissenschaftlichen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) am Mittwoch in Potsdam.
Zu den Schwerpunkten des Kongresses, zu dem rund 600 Teilnehmer aus dem Bereich Medizin und Ernährung erwartet werden, gehören Kommunikationsstrategien im Bereich Ernährung. „Sie ist ein zentrales Problem“, so Schweigert von der Potsdamer Universität, der die Tagung (16. bis 18. März) leitet.
Die Ernährungsberatung stoße immer wieder auf dasselbe Problem: Die Menschen, die ein Bewusstsein für ihre Gesundheit haben, brauchen die Beratung kaum. Diejenigen, die es nötig hätten, nehmen sie nicht wahr.“ Insbesondere das Verhalten von Kindern und Jugendlichen stelle ein zentrales Problem dar. „Wir wollen darum erneut beraten, wie wir Informationen besser vermitteln können, um eine sinnvolle und effektive Ernährungsaufklärung zu erreichen.“
Aber auch um interne Kommunikation geht es den Wissenschaftlern in Potsdam: Verbraucher sollen künftig mehr von den Ergebnissen moderner Forschung profitieren können. „Bislang gibt es oft zu wenig Schnittstellen zwischen der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung“, sagte Schweigert. „Wir können das Geld, das wir für die Forschung haben, wesentlich effizienter nutzen.“
Unter dem Motto „Ernährungswissenschaft - Vom Experiment zur Praxis“ sollen Konzepte entwickelt werden, wie die unterschiedlichen Bereich besser miteinander kommunizieren können. „Es geht um Schnittmengen und eine frühere Zusammenarbeit.“
„Wir können einen extremen Wissenszuwachs verzeichnen. Die Frage ist aber: Kommt das in der Praxis an?“ Oft seien Erkenntnisse der Grundlagenforschung bei weitem noch nicht dort angelangt, wo sie es sein sollten. Dies sei jedoch beispielsweise für die Entwicklung von Medikamenten oder für eine sinnvolle Ernährung wichtig. „Darum wollen wir Instrumentarien entwickeln, wie wir die Bereiche besser verzahnen können“, so Schweigert.