Ziegenprodukte für Feinschmecker und Wellness-Fans
Zollbrücke (dpa) - Ziegen sind eher rar auf Brandenburgs Höfen. Die Bauern versuchen, mit ungewöhnlichen Produkten in den Theken zu punkten. Nur die Molke fehlt meist noch - aber auch die könnte einiges abwerfen.
Rund 200 Ziegen meckern im Stall von Bauer Michael Rubin. „Meine Zicklein“, nennt er sie. In der hinteren Ecke gibt es einen Bereich nur für die Trächtigen. „Der Kreißsaal.“ Erst seit der Wende sind die Tiere zunehmend auch in Brandenburg zu finden. Und noch immer sind sie eher Exoten in der Landwirtschaft - ebenso wie ihre Milch. Mit Ziegeneis, Käse und sogar der Molke als Mittel für die Schönheit sollen Liebhaber auf den Geschmack kommen.
„Ich bin auf dem Hof geboren“, erzählt Rubin in Zollbrücke im Oderbruch. „1998 ging es dann mit den Ziegen los - einfach, weil es etwas Ungewöhnliches war.“ Rund 7700 Ziegen gab es laut den jüngsten Zahlen des Tierzuchtreports im Jahr 2011 in Brandenburg. Im Vergleich dazu: rund 78 000 Schafe und etwa 835 000 Schweine lebten in der Mark. „Ziegen haben eigentlich nie eine große Menge der Tierbestände in Brandenburg ausgemacht“, sagt Holger Brantsch vom Landesbauernverband.
Trotzdem versuchten sich inzwischen mehr Landwirte mit der Ziegenhaltung. Warum? „Ziegen fressen alles. Das ist gut bei den schlechten Brandenburger Böden“, meint Brantsch. Außerdem böten für viele Bauern die Produkte der Ziegen eine Marktnische. „Das ist eher was für Feinschmecker.“
Ziegeneis zum Beispiel geht am besten auf dem Rubin-Hof. „Weil es viele Leute nicht kennen und es auch für Allergiker geeignet ist“, sagt der Landwirt. Dabei kommt ihm zugute, dass Brandenburg sich zum Fahrradtouren-Land entwickelt hat. Die erschöpften Oder-Radler fahren fast an ihm vorbei.
Doch die eigenwillige Ziegenmilch schmeckt nicht jedem, und so erscheint den Bauern die breite Palette als das Erfolgsrezept: Ziegenmolkebrot, Ziegenkäsekuchen, Ziegenkräuterquark, Ziegensalami, Ziegentrinkmilch und Ziegenleberwurst. Und natürlich Käse in sämtlichen Varianten. Rubin hat eine eigene Käserei direkt neben dem Stall. Hier verarbeitet er einen Teil der Milch zu rund zwei Tonnen Käse im Jahr. Viele Bauern liefern an kleine Feinkostläden oder Supermärkte in ihrer Region oder nach Berlin.
Doch Rubin ist wie andere auch nicht gänzlich zufrieden: „Mein Traktor ist Baujahr 1973, und ich kann mir keinen neuen leisten“, sagt er. „Das liegt aber nicht an der Nachfrage, sondern an den hohen Futtermittelpreisen.“ Sie würden durch die Biogasanlagen hochgetrieben. Deshalb fürchte er, dass es seinen Familienbetrieb in fünf bis zehn Jahren nicht mehr geben könnte. „Abwarten.“
Auf einen Trend könnten die Brandenburger Ziegenbauern noch aufspringen: Ziegenmolke als Wellness-Hilfsmittel. Angeblich ist sie gut für die Haut und den Körper. „Man sagt der Ziegenmolke einen Entgiftungseffekt nach“, sagt die Ernährungswissenschaftlerin Sarah Schretzmair vom Deutschen Wellness Verband. „Und es gibt Heilbäder mit der Molke.“
Und das habe Tradition, meint Schretzmair. Denn die Ziege gilt als eines der ältesten Haustiere des Menschen. „Die Behandlung mit Ziegenmolke geht zurück auf die alten Griechen. Und sie waren ja bekannt für ihre Schönheitspflege.“