80er-Jahre-Klassiker: Zitronenpresse und Event-Möbel
Berlin (dpa/tmn) - Design verändert sich ständig. Viele Möbel aus früheren Zeiten sind heute wieder gefragt. In den materiell ausgerichteten 80er Jahren avancierten Alltagsobjekte zu Statussymbolen.
Dabei war das Aussehen oft wichtiger als ihre Funktion.
Die 80er Jahre waren das Boom-Jahrzehnt in Sachen Design: Alles war schrill und bunt. Immer mehr Serien flimmerten über die TV-Bildschirme und weckten neue Bedürfnisse. Es ging nicht mehr um „gut“ oder „schlecht“, „Kitsch“ oder „Gute Form“, „modern“ oder „retro“. In der Postmoderne schien alles erlaubt.
Das beste Beispiel dafür ist die Zitronenpresse von Philippe Starck, die er 1987 entwarf: „Juicy Salif“ (Alessi) hat kein Auffanggefäß für den Saft und Kerne. Es ist eine geradezu grotesk geformte Design-Presse, bei der es nie um die Funktion ging, sondern bloß um das Spektakel. Tatsächlich soll der Franzose auf die Kritik an seinem Objekt erklärt haben, die Funktion sei nicht das Auspressen von Zitronen, sondern das In-Gang-Bringen von Konversation. Diese These wird umso deutlicher angesichts einer Jubiläumsausgabe mit Goldbeschichtung. Alessi versah das Sammlerobjekt mit der Warnung: „Benutzen Sie es nicht als Zitronenpresse: Bei Kontakt mit säurehaltigen Substanzen könnte die Vergoldung Schaden erleiden.“
Der zentrale Gedanken der Design-Gruppe Alchimia aus Italien war die Gestaltung von Einzelstücken - im Gegensatz zur Serienproduktion. Eines der berühmtesten Möbel ist der Sessel „Proust“ von Alessandro Mendini (Cappellini). Er mutet barock an, aber Lehne und Beine sind bunt bemalt. Die Abkehr von funktionalistischen Prinzipien einte die Designer mit der Design-Gruppe Memphis. Dabei spielte keine Rolle, ob die Objekte Designer-Persönlichkeiten wie Ettore Sottsass, Andrea Branzi und Michele de Lucchi benutzt werden konnten.
Giorgio Busnelli von B&B Italia, sagt: „Bei Memphis standen der Ausdruck und die Ästhetik des Produktes im Vordergrund.“ Es sei nie für die Serienproduktion, sondern immer nur als limitierte Auflage gedacht gewesen. „Und doch war Memphis ein Befreiungsschlag für das Design, es hat Tore aufgestoßen und die Erstarrung des Herkömmlichen aufgebrochen.“ Jedoch fanden die Objekte nur bei Sammlern Beachtung.
Auch das Schweizer Ehepaar Trix und Robert Haussmann setzte auf die Gestaltung von ungewöhnlichen Oberflächen. Zu ihrem vielfältigen Werk gehört die ironische Möbelserie „Lehrstücke“. „Wir wollten überraschen und Sehgewohnheiten aufbrechen“, sagt Trix Haussmann. „Mit unseren "Lehrstücken" wollten wir die puristischen Prinzipien der Moderne infrage stellen.“ Sie verwendeten Marmorierungen und perspektivische Täuschungen. Ein Bespiel ist das Sideboard „Wogg 12“: Ein Streifenmotiv legt sich wie ein sich im Wind bauschendes Tuch über das Möbel.
Auch das deutsche Design überraschte mit originellen Entwürfen: So entwarf Stiletto alias Frank Schreiner den „Consumer's Rest Lounge Chair“ (Firma Brüder Siegel) aus einem Einkaufswagen. Erst die transparente Auflage aus dicker Weichfolie für die Sitzfläche verdeutlicht, dass es sich um ein Möbel handelt. Wolfgang Laubersheimer entwarf ein etwas krummes Stahlregal, auf dessen einer Seite ein straffes Stahlseil für Spannung und Stabilität sorgt. Er nannte es „Gespanntes Regal“ (Nils Holger Moormann).