Alle Jahre wieder: Wann der Schornsteinfeger kommt

Sankt Augustin (dpa/tmn) - Der Schornsteinfeger klingelt jährlich an der Tür, aber er hat immer weniger zu erledigen. Wegen des technischen Fortschritts wurde der Turnus mancher Untersuchungen verlängert.

Der Verbraucher merkt das: durch geringere Gebühren in manchen Jahren.

Der Besuchsrhythmus von Schornsteinfegern hat sich geändert. Doch weiterhin klingeln sie an viele Haustüren jährlich. Das hat seinen Grund: Zwar wurden die Abstände der Umweltschutzmessungen verlängert, berichtet Achim Heckel vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks (ZIV) in Sankt Augustin bei Bonn. „Eine Sicherheitsbetreuung findet aber in den meisten Haushalten weiterhin jedes Jahr statt.“

Diese Änderung in der Ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzes (1. BImSchV) in 2010 werden viele Verbraucher nun wohl erst merken: Ihre Kontrollen werden billiger, weil der Kaminkehrer in manchen Jahren weniger Posten auf seiner Aufgabenliste abarbeiten muss.

Bei Gas- und Ölheizungen, die über zwölf Jahre alt sind, muss laut ZIV-Angaben nur noch alle zwei Jahre, bei jüngeren Anlagen alle drei Jahre eine Umweltschutzmessung erfolgen. Vor der Änderung war die Umweltkontrolle stets jährlich fällig.

Der Verbraucher hat davon vor allem, dass die Untersuchungen in einigen Jahren günstiger sind: Rund 10,40 Euro sparen sich die Verbraucher in den meisten Bundesländern laut Bundes-Kehr- und Überprüfungsordnung (KÜO), berichtet Andreas Kramer vom Zentralverband Deutscher Schornsteinfeger in Erfurt. In Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern seien die Gebühren generell leicht niedriger - Schornsteinbesitzer zahlen dort für die Umweltschutzprüfung nur 9,48 Euro.

Grund für die Änderung ist der Fortschritt der Technik: „Mittlerweile gibt es viele Geräte, die selbstregulierend sind“, erläutert Andreas Müller vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin. Diese Geräte seien in der Lage, den Verbrennungsprozess automatisch zu überwachen und anzupassen.

Zu dieser Umweltschutzprüfung gehört die Messung des Abgasverlusts sowie die Messung der Ruß-Menge, der Ölrückstände und bei Ölheizungsanlagen des Kohlenstoffdioxidgehaltes. Diese Prüfungen sind in der Bundes-Immissionsschutzverordnung geregelt, und sie muss jeder Hausbesitzer machen lassen.

Wie gewohnt macht der Kaminkehrer auch weiterhin die sogenannten Feuerstättenschau: Zweimal in einem Zeitraum von sieben Jahren muss er Anlagen, von denen eine Brandgefahr ausgehen kann, darauf prüfen. Dazu gehören Heizungen und Abgasanlagen. „Am Ende dieser Prüfung erhält der Hausbesitzer vom Schornsteinfeger einen Feuerstättenbescheid, der eine Art Fahrplan ist, in welchen Abständen der Schornsteinfeger welche Messungen durchführen wird“, sagt Heckel.

Sind sich Haus- und Wohnungsbesitzer unsicher, in welchem Messrhythmus ihre Anlagen geprüft werden müssen, sollen sie ihren Schornsteinfeger um einen Terminplan bitten, raten die Experten.

Das kann auch helfen, bei weiteren anstehenden Änderungen in der Branche die Übersicht zu behalten: „Ab 2013 beginnt im Schornsteinfegerhandwerk der freie Wettbewerb“, sagt Kramer. Dann könne jeder Hausbesitzer selbst aussuchen, welcher Schornsteinfeger seinen Kamin kehrt oder den ungehinderten Abzug der Abgase kontrolliert.

Bisher wird jedem Kehrbezirk ein Bezirksschornsteinfeger für sieben Jahre zugeteilt. In dessen Hand bleiben weiterhin allerdings die Feuerstättenschau und Bauabnahmen, erläutert Heckel.

Die freiere Wahl kann Auswirkungen auf die Höhe der Gebühren haben, da mehr Konkurrenz auch den Preisdruck erhöhen kann. Bislang sind die Gebühren für jede Tätigkeit des Schornsteinfegers in der KÜO festgeschrieben - und erst im vergangenen Juni waren die Gebühren für die sich in kurzen Abständen wiederholenden Tätigkeiten des Schornsteinfegers darin festgehalten worden. Durchschnittlich zahlen Besitzer eines Einfamilienhauses mit Zentralheizung derzeit für einen Besuch des Schornsteinfegers laut Andreas Kramer zwischen 40 und 50 Euro. Je nachdem, wie viele Heizungen, Schlote und andere zu prüfende Installationen es in einem Haushalt gibt und was in diesem Jahr geprüft werden muss, steigen die Gebühren.

Die Branche erwartet allerdings kaum Veränderungen durch die Marktöffnung: „Laut Umfragen ist die Kundenzufriedenheit im Schornsteinfegerhandwerk sehr hoch. Daher werden voraussichtlich die meisten bei ihrem bewährten Fachmann bleiben“, sagt Andreas Kramer.