Blower-Door-Test findet Löcher in der Gebäudehülle
Springe (dpa/tmn) - Mit einer Luftdichtheitsmessung oder Blower-Door-Test, wie das auch genannt wird, finden extra ausgebildete Handwerker Lecks in der Gebäudehülle. Das kann dem Hausbesitzer beim Sparen helfen: Denn wo ein Leck ist, zieht warme Heizluft ins Freie.
Das Problem liegt auf der Hand: Hat ein Haus Löcher und Ritzen, kann die warme Heizluft entweichen. Die Heizkosten steigen. Kommt dazu die feuchte, warme Luft auf außenliegende Holzbalken, bildet sich Schimmel. Auch an der Fassade kann das zu Bauschäden führen. Die Lösung klingt simpel, ist aber gar nicht so einfach zu bewerkstelligen: Die Dichtigkeit des Hauses wird überprüft - mit der Luftdichtheitsmessung, auch als Blower-Door-Test nach einem der führenden Messgerätehersteller aus den USA bekannt.
Bei Neubauten sollte die Messung durchgeführt werden, wenn das Gebäude komplett luftdicht sein muss. Paul Simons vom Energie- und Umweltzentrum am Deister in Springe in Niedersachsen rät grundsätzlich zu der Prüfung: „Sie ist auf jeden Fall ein Qualitätsmerkmal für das Gebäude und beispielsweise bei einem späteren Verkauf wichtig.“ Im Altbau bietet der Test sich an, wenn Räume nicht richtig warm werden oder wenn es zieht. Und nach einer Sanierung sei die Messung sinnvoll.
Dabei spannt der Messtechniker einen Ventilator in den Türrahmen ein und dichtet sie mit einer Folie ab, erklärt Georg Rodriguez, Geschäftsführer der Mutz Ingenieurgesellschaft. Mit Hilfe von Luft werde im Gebäude ein Druck von 50 Pascal aufgebaut. Das entspricht etwa fünf Windstärken, die auf das Gebäude einwirken. Es wird gemessen, wie viel Luft der Ventilator absaugen muss, um die Druckdifferenz zwischen innen und außen aufrecht zu erhalten. „Ist das Haus undicht, muss er viel arbeiten, ist es dicht, weniger“.
Die Luft im Gebäude darf sich bei einem Druckunterschied von 50 Pascal laut Energieeinsparverordnung maximal dreimal in der Stunde austauschen, erklärt Joachim Friedrichs vom Bauherren-Schutzbund. Hat ein Haus eine Lüftungsanlage, dann nur 1,5-mal. Aber die Aussagekraft des Tests ist in jedem Fall begrenzt: Er liefert immer nur einen Gesamtwert für das Gebäude. Ist dieser Wert zu hoch, dann weiß man als Immobilienbesitzer noch lange nicht, wo und in welchem Umfang undichte Stellen vorliegen.
Die Suche nach Lecks ist aufwendig. Das kann direkt bei dem Test selbst geschehen: Die Gebäudehülle wird abgetastet, mit Messgeräten und Wärmebild-Kameras abgesucht, oder es wird Nebel in das unter Druck stehende Haus gegeben. Undichte Stellen am Gebäude finden sich vorrangig etwa bei Anschlüssen und dort, wo mehrere Leitungen zusammengeführt und nicht ausreichend abgedichtet wurden, erklärt Klaus Vogel vom Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen.
In einem fertig gebauten Gebäude lassen sich solche Stellen besonders schwer auffinden: Wenn es aus der Sockelleiste einer mit Gipskarton verkleideten Wand zieht, dann ist nur die grobe Richtung klar, wo sich das Loch befinden muss. Bauherrenberater Friedrichs empfiehlt daher, den Blower-Door-Test am Neubau bereits dann machen zu lassen, wenn die luftdichte Bauteilebene fertig und noch zugänglich ist.
Im Idealfall sind die betroffenen Handwerker direkt greifbar. „Das spart Schreibaufwand, und sie können gleich nachbessern“, so Simons. Außerdem trage der Unternehmer vor der Abnahme des Objektes die Beweislast, dass fachgerecht gearbeitet wurde. „Wenn später Undichtigkeiten ermittelt werden, muss der Bauherr nachweisen, wer unsachgemäß gearbeitet hat.“ In der Praxis ist das oft schwierig.
Blower-Door-Tests und die Ortung von Lecks kann jeder durchführen, der über die Messtechnik verfügt. Der Fachverband Luftdichtheit im Bauwesen listet auf seiner Homepage zertifizierte Anbieter auf. „Für eine Schlussmessung an einem Einfamilienhaus hört man Preise von circa 300 bis 700 Euro“, sagt Vogel. Wer im Rahmen eines Neubaus eine erste Messung zur Qualitätssicherung und eine zweite zum Abschluss des Baus haben möchte, sollte dies bereits bei der Auftragsvergabe thematisieren.
Für eine Leckageortung kann ein Dienstleister kaum ein Kostenangebot unterbreiten. Der erforderliche Aufwand zeigt sich erst bei der Durchführung. Denkbar ist, im Vorfeld einen Stundenpreis zu vereinbaren.
Für die Rahmenbedingungen der eigentlichen Messung gibt es nur wenige Vorgaben. Der Sachverständige Vogel rät aber: „Bei einer Witterung mit großen Temperaturdifferenzen, insbesondere aber mit höheren Windgeschwindigkeiten sollte von einer Messung abgesehen werden.“ In der DIN-Norm EN 13829 für die Tests wird ein Höchstwert von sechs Metern pro Sekunde genannt. Das entspricht der Windstärke drei.