Debatte um Stromfresser: EU nimmt Kaffeemaschinen ins Visier

Frankfurt/Main (dpa) - Brüsseler „Regelungs-Wut“ oder sinnvolle Stromersparnis? Die EU will den Energieverbrauch von Kaffeemaschinen senken. Im Kaffeetrinkerland Deutschland stößt das Vorhaben nicht nur auf Zustimmung.

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Die EU-Kommission will stromfressende Kaffeemaschinen aus den Verkaufsregalen verbannen und sorgt damit wenige Wochen vor der Europawahl für Diskussionen. Hausgerätehersteller und der Bund der Energieverbraucher befürworteten am Montag (14. April) die geplante Regelung. Die EU will eine automatische Abschaltung der Warmhaltefunktion für Hersteller zur Pflicht zu machen, um so den Energieverbrauch der Maschinen zu verringern. Kritik kam teilweise aus der Politik.

„Die ab 1. Januar 2015 geplante Regelung ist extrem sinnvoll zur Verringerung des Stromverbrauchs“, sagte der Geschäftsführer des Fachverbandes Hausgeräte im ZVEI, Werner Scholz, der Nachrichtenagentur dpa.

Für Filter-Kaffeemaschinen mit einer Isolierkanne soll der EU zufolge eine Wartezeit von fünf Minuten gelten. Bei Maschinen ohne Isolierbehälter ist eine Wartezeit von maximal 40 Minuten geplant. Die Hersteller können der Kommission zufolge aber entscheiden, ob sie es den Verbrauchern ermöglichen, die automatische Abschaltung der Warmhaltefunktion wieder abzustellen. „Die Einschränkungen für den Verbraucher sind sehr, sehr gering. Kaffee, der 40 Minuten in der Glaskanne steht, schmeckt ohnehin nicht mehr“, sagte Scholz. Vorteile für die Verbraucher seien Einsparungen beim Stromverbrauch und damit bei den Kosten.

Der Bund der Energieverbraucher schätzt die Einsparungen auf etwa 60 Euro im Jahr, wenn täglich drei Kannen Kaffee gekocht und diese insgesamt acht Stunden warmgehalten werden. „Existierende Modelle, die automatisch abschalten, kosten kaum so viel wie der Warmhaltestrom eines Jahres“, sagte der Vorsitzende des Verbandes, Aribert Peters. „Wir bekommen die Energiewende nicht hin, ohne Strom zu sparen.“

Für die Hersteller seien die Bestimmungen kein Problem, sagt ZVEI-Geschäftsführer Scholz: „Sie sind vorbereitet“. Beispielsweise bei BSH Bosch und Siemens Hausgeräte hieß es: „Die Geräte der BSH werden alle zum Termin am 1.1.2015 umgestellt sein“. Die Regelung sei ein sinnvoller Kompromiss zwischen Verminderung des Energieverbrauchs und Nutzergewohnheiten.

Kritik kam teilweise aus der Politik. „Die EU sollte sich um wichtige Themen kümmern. Die Heizdauer von Kaffeemaschinen gehört mit Sicherheit nicht dazu“, hatte der CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jörn Arp den „Lübecker Nachrichten“ gesagt. Die Unternehmensverbände (UV) Nord kritisierten, „Regelungs-Wut“ der EU stelle die Wirtschaft vor große Herausforderungen.

Brüssel setzt seit Jahren immer mehr Produkte auf eine Energiesparliste. Zuletzt war bekannt geworden, dass die EU Staubsauger mit hohem Stromverbrauch zum 1. September 2014 verbietet. Mit den Regeln will die EU den Stromverbrauch der Haushalte senken und das Klima schonen. Ebenfalls zum 1. Januar 2015 gelten verschärfte Vorschriften zum Energieverbrauch von Backöfen, Kochfeldern und Dunstabzugshauben. „Man wird weiter hervorragend backen und kochen können“, sagte Scholz. „Der Verbraucher merkt die Änderungen nur am niedrigeren Stromverbrauch.“

Die Kommission wird jedes Mal nur aktiv, wenn die EU-Staaten zustimmen. Das Gesetz soll helfen, das Klimaziel der EU bis zum Jahr 2020 einzuhalten.