Dekorative Leitungen: Ideen gegen Kabelsalat
Oldenburg (dpa/tmn) - Ohne Stromkabel geht nichts, aber sie liegen auch im Weg und stauben ein. Schlimmstenfalls stolpert man darüber. Heimwerker und Hersteller haben sich simple Lösungen ausgedacht, wie man die Kabel bändigt - oder gar als Dekoration verwendet.
Jeder kennt das Problem: Unter dem Schreibtisch, hinter den TV-Möbeln, neben der Telefonanlage kringeln, knäulen und verknoten sich die Kabel unzähliger Geräte. Und zu allem Überfluss verbrüdert sich dieses Kabelgewirr auch noch mit den nicht auszurottenden Wollmäusen, die unweigerlich dort stranden. Ein unschöner Anblick, den allerdings niemand tatenlos hinnehmen muss. Denn mit einfachen Mitteln lässt sich das Kabelwirrwarr bändigen.
Das geht etwa mit einem simplen Kabelbinder. So können zu lange Kabel einfach in Schlaufen zusammengelegt und befestigt oder mehrere Kabel zu einem Strang gebunden werden. Letzteres gelingt auch mit einem Kabelbündel-Schlauch oder einem Kabelrohr aus dem Baumarkt oder Elektrogeschäft. „Anschließend kann man die Kabel einfach in eine Box führen, in der sie dann gut versteckt sind“, sagt die Diplom-Designerin Katharina Semling aus Oldenburg. Solche Kabelboxen kann man kaufen - oder einfach selbst machen.
Semling baut sie aus schlichten Kartons oder Schachteln. In die Schachtel werden zwei Löcher geschnitten, durch welche die Kabel geführt werden und zur Steckdose gelangen. Statt verschlungen unter der Telefonbuchse oder hinter dem Schreibtisch zu liegen, verschwinden die Kabel somit ordentlich verstaut in der Box. Durch den abnehmbaren Deckel ist das Innenleben zudem leicht erreichbar.
Gerade der Schreibtisch ist ein Ort, an dem viele Kabel herumliegen. Hierfür haben sich die Hersteller so einiges ausgedacht, um dem Wirrwarr Herr zu werden. Damit etwa die Verbindungen zu Laptop oder Notebook an Ort und Stelle bleiben, gibt es Kabelhalter oder -ablagen, die auf, am oder unter dem Schreibtisch angebracht werden.
„Für lange Kabel, die an der Wand entlang von einer Ecke des Zimmers zur anderen führen, empfiehlt sich ein ganz normaler Kabelkanal“, sagt Semling. In diesem sind die Kabel auch gut geschützt. In vielen Fußleisten seien Kabelkanäle schon vorgesehen.
Für handwerklich Geschickte hat Maribel Goncalves von der DIY-Academy in Köln Tipps zum Nachmachen: „Man kann zum Beispiel vor eine Wand, an der viele Kabel zusammenkommen, eine Platte aus Holz, Aluminium oder Plexiglas anbringen“, sagt die Heimwerkerin, die 2010 von der DIY-Academy zur „Miss Do-it-yourself“ gekürt wurde. Hinter der doppelten Wand verschwinden die Kabel. Die Spanplatte lässt sich wie ein Bild bemalen, streichen oder tapezieren.
Eine Variante für Kabel, die über längere Strecken hinweg verlaufen, ist eine Verblendung der Fußleiste. „Die Kabel werden vorher mit Kleber auf der Fußleiste befestigt, so dass sie nicht mehr verrutschen“, sagt Goncalves. „Dann wird eine Verblendung aus dünnem Holz davor gesetzt, die Fußleiste und Kabel verbirgt.“ Diese Verblendung kann auch für Dekoration genutzt werden. So findet sich im Internet etwa die Idee, mit Klebeband stilisierte Zaunlatten an der Leiste zu befestigen, so dass ein kleiner Deko-Gartenzaun entsteht.
Kabel kann man akzentuieren und bewusst in Szene setzen, sagt auch Semling. „Es gibt zum Beispiel bunte Kabel, mit denen sich farbige Akzente setzen lassen. Oder buntes Tape, mit dem die Leitungen gebündelt oder befestigt werden können.“ Sie selbst finde ummantelte Kabel schön.
Kabel lassen sich darüber hinaus sogar in die Wandgestaltung integrieren. „Es gibt zum Beispiel Kabelclips in Form von Blättchen, mit denen die Kabel an der Wand befestigt werden kann“, sagt Semling. Zum Hingucker werden farbige Kabel, wenn sie als Ergänzung zu einem schönen Wandsticker an der Wand befestigt werden und über oder unter dem Wand-Tattoo entlanglaufen.
Wer künstlerisch versiert ist, kann die Kabel auch in ein Wand-Gemälde integrieren, etwa als Pflanzenranke oder schlichtes Muster. „Mein Favorit ist die Kabelkunst der Engländerin Maisie Maud Broadhead“, sagt Semling. „Sie hat mit dem Kabel einer Lampe und Kabelnägeln über einem Kamin ein eigenständiges Bild gefertigt.“
Doch das Kabel-Wirrwarr sollte nicht nur aus optischen Gründen versteckt werden, betont Susanne Woelk, Geschäftsführerin der Aktion Das sichere Haus in Hamburg. „Frei liegende Kabel können zu Stolperfallen werden“, sagt Woelk. Lässt sich zum Beispiel die Telefonbuchse nicht verlegen, aber das Telefon soll weit entfernt davon stehen, sollte das Kabel so verlegt werden, dass niemand darüber stolpern kann. „Für den Anfang reicht es oft schon, das Telefonkabel unter dem Teppich entlang zu führen“, rät Woelk.
Lebensgefährlich können stromführende Kabel für Halter von Nagetieren und deren Lieblinge werden. Wenn Chinchillas oder Hasen Kabel anknabbern und dabei die stromführenden Kupferfasern freilegen, könne derjenige, der die beschädigte Stelle berührt, einen Stromschlag bekommen, sagt Woelk. Das gelte für Tiere wie für Menschen.