Energiewende in Deutschlands Küchen kommt schleppend voran
München/Berlin (dpa) - Kaum ein Gerät im Haushalt frisst so viel Strom wie ein veralteter Kühlschrank. Trotzdem schrecken Millionen Verbraucher vor dem Neukauf zurück. Hersteller bringen besonders die Geräte mit der besten Energieeffizienz nur schleppend in die Küchen.
In Millionen Haushalten steht der größte Stromfresser mitten in der Küche. Kaum ein anderes Gerät verschlingt soviel Energie wie ein alter Kühl- und Gefrierschrank. Trotzdem fällt vielen Verbrauchern der Abschied von den Oldies schwer: Wegen hoher Kaufpreise für neue Geräte schrecken sie vor der Anschaffung energieeffizienter Geräte zurück. Im vergangenen Jahr lag der Anteil aller verkauften Kühlschränke der besten Energieeffizienzklasse A+++ nach Angaben des Marktforschungsinstituts GfK nur bei 7,7 Prozent. Trotz massiver Werbung bringen die Hersteller die Stromspargeräte nur langsam in Deutschlands Küchen. Die Energiewende in den Haushalten kommt schleppend voran.
Rund 30 Millionen alte Kühlschränke über 14 Jahre stehen laut GfK noch in den Haushalten - viele davon in einkommensschwachen. Obwohl sie zum Teil Stromkosten von mehreren hundert Euro pro Jahr fressen, werden sie nicht ausrangiert. Nicht einmal mit Vergünstigungen lassen sich die Kunden zum Verschrotten verleiten, wie die Stadtwerke Wuppertal erfahren mussten: Voller Optimismus startete das Unternehmen im Dezember zusammen mit der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen ein Modellprojekt: Studenten, Rentnern oder Hartz-IV-Empfängern sollte damit der Kauf eines Energiespar-Kühlschranks zum Vorzugspreis ermöglicht werden.
Die Kosten: 10 Euro pro Monat, 27 Monate lang. Danach ist der Kühlschrank im Wert von mehr als 300 Euro Eigentum. Die Resonanz ging gegen Null: Gerade einmal zehn Kunden sprangen in den ersten vier Monaten darauf an. „Da hätten wir uns mehr erwartet“, sagt Unternehmenssprecher Holger Stephan. 50 Kühlschränke hatten die Stadtwerke für den Start bestellt, die meisten davon stehen nun auf dem Lager. Dass das Modell nun wie erhofft auf andere Städte ausgeweitet wird, ist fraglich. Dabei wäre Bedarf da: „Aus vielen Gesprächen mit den Kunden wissen wir: Der Kühlschrank ist der Stromfresser Nummer eins auf ihrer Rechnung.“ Verbraucher könnten ihre Jahresrechnung teils um mehr als 200 Euro drücken, wenn sie Omas Erbstück entsorgten.
Allerdings dauert es bei Kaufpreisen von 600 bis 800 Euro für eine Kühl-Gefrierkombi der besten Energieeffizienzklasse jahrelang, bis sich der Kaufpreis rechnet - und darin liegt das Problem. „Bei einkommensschwachen Haushalten ist das Geld für die Investition schlichtweg nicht vorhanden“, sagt Birgit Holfert, Referentin für Energieberatung beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Seit Monaten rufen Umwelt- und Verbraucherschützer, Grüne und Linke deshalb nach einer Abwrackprämie für Altgeräte, um die Verbraucher zum Umstieg zu bewegen. In Österreich hat die Prämie funktioniert: Dort verdreifachte sich der Verkauf der Energiespargeräte, als im Jahr 2009 vier Monate lang eine „Trennungsprämie“ von bis zu 100 Euro gezahlt wurde.
Auch in Deutschland gibt es bei manchen Anbietern die Möglichkeit, für das alte Gerät eine Gutschrift auf den Kaufpreis des neuen zu bekommen. Die Bundesregierung hält allerdings nichts von einer Kühlschrank-Abwrackprämie, wie es sie 2009 für alte Autos gab - sie hat kein Interesse an einem neuen Subventionsprogramm und erteilte den Forderungen eine Absage.
Verbraucherschützer dringen deshalb zumindest auf eine bessere Aufklärung im Handel: Zwar wird der Jahresstromverbrauch in Kilowattstunden inzwischen auf den Geräten angegeben. Um daraus die tatsächlichen Kosten zu errechnen, müssen die Verbraucher diese aber mit ihrem Strompreis multiplizieren. Diese Beispielrechnung sollte aus Sicht der Verbraucherschützer gleich auf den Geräten stehen. Das würde Kunden wohl auch von kostspieligen Kühlschrank-Moden abhalten: Gerade bei jungen Singles ist der XXL-Kühlschrank im US-Style mit eingebauter Eiswürfelmaschine schwer angesagt.