Für Prinzessinnen auf der Erbse: Boxspringbetten
Köln (dpa/tmn) - In den Schlafzimmern tut sich was. Während man andernorts schon längst auf mehreren übereinander gestapelten Matratzen schläft, kommt das Boxspringbett hierzulande erst jetzt richtig auf den Markt.
Die Deutschen haben den Trend aus den Hotels verpennt.
Auf 20 Matratzen und 20 Eiderdaunendecken hat im Märchen die Prinzessin auf der Erbse geschlafen. Auch für Normalsterbliche sind Stapel von Matratzen der Inbegriff von Gemütlichkeit. Boxspringbetten mit zwei oder drei Auflagen gibt es beinahe in jedem US-amerikanischen Haushalt. Erst jetzt sind sie in Deutschland im Kommen - dafür aber gewaltig, wie sich im Januar auf der Internationalen Möbelmesse IMM Cologne zeigte.
Kaum ein Hersteller warb nicht mit mehrlagigen Betten. Im Trendbericht zur IMM ist die Rede von Polsterbetten. Denn der allseits bekannte Name „Boxspring“ geht auf eine US-Marke zurück. Andere sprechen bei den Modellen daher auch vom Kontinentalbett. Doch die meisten Anbieter auf der IMM gebrauchten an ihren Ständen die englische Bezeichnung.
Ein solches Bett besteht aus drei Elementen: Statt eines Lattenrosts und Bettgestells hat es eine matratzenähnliche Unterkonstruktion, erläutert der Fachverband. Darauf liegt die eigentliche Matratze, in der Regel eine Federkernmatratze. Ganz obenauf kann noch eine Auflage kommen, auch Topper genannt. Bei Fey besteht die Auflage der Messevorstellung „Finest Edition“ aus einem Visco-Kern, Talalay-Latex und einem Mikro-Tonnentaschenfederkern.
Neben dem Komfort durch mehrere Matratzenschichten ist die Höhe gerade für Ältere und Menschen mit Rückenschmerzen optimal, sagt Ursula Geismann, Trendexpertin des Verbandes der Deutschen Möbel-Industrie (VDM). „Die Einstiegshöhe liegt bei 60, 70 Zentimetern. Man kommt dadurch leichter ins Bett und wieder heraus.“
Zur IMM hat das Unternehmen Deltex zudem für seine Modelle der Kollektion Opaque & Sheer eine elektrische Verstellfunktion präsentiert. Das System „Wolke 7“ der ADA Möbelwerke lässt sich ebenfalls über einen Motor verstellen. Dadurch werden unterschiedliche Liege- und Sitzpositionen erreicht.
Auch die Optik ist für viele ein Kaufargument - ein großes Bett wird häufig als gemütlich wahrgenommen. Durch seine Höhe brauche das Boxspringbett aber auch ein großes Kopfteil, sagt Claudia Wieland, Sprecherin des Fachverbandes Matratzen-Industrie. Es wirke daher häufig im Gesamtbild mächtiger. Die Hersteller bieten besondere, auffällige Rahmen dafür an. Sie können in der Regel - wie bei der Marke Jensen - mit verschiedenen Stoffen oder Ledern bezogen werden.
Das Polsterteil des Modells „Adele“ von Treca Interiors Paris beispielsweise ist 1,65 Meter hoch: „So wirkt das Bett im Raum erst richtig“, sagt Treca-Sprecherin Daniela Schwampe. „Und die Kopfteile werden aus diesem Grund auch immer noch höher.“ Das Wandpaneel „Horizont“ des Herstellers Femira kann bis zu 2,23 Meter hoch sein. Das Bett „Retorno“ von Opaque & Sheer hat ein extra breites Kopfteil mit anschließenden Beistellflächen.
Ein Kritikpunkt ist die erschwerte Austauschbarkeit der Matratzen, erläutert der Fachverband auf seiner Homepage. Eine normale Matratze habe aus hygienischen Gründen nach sieben bis zehn Jahren ausgedient. Es müsste beim ausgesuchten Modell möglich sein, die obere Lage auszutauschen, ohne dass dadurch gleich das ganze Bettsystem gewechselt werden muss oder sich die Optik verändert.
„Mein Kritikpunkt ist der Luftaustausch in der Matratze“, ergänzt Geismann. „Ich muss damit viel mehr lüften als bei einem normalen Bettgestell, sonst liege ich in meinem eigenen Saft.“ Wieland vom Matratzenverband hingegen erläutert, die Betten belüfteten sich sehr gut selbst. „Wie bei einer Pumpe geht beim Hinlegen und Aufstehen die verbrauchte Luft raus und neue wieder rein.“