Groß im Süden, klein im Norden - Die richtige Fensterwahl

Düsseldorf (dpa/tmn) - Helle, sonnige Wohnräume mit freiem Blick nach draußen - das wünscht sich jeder Bauherr. Doch mancher befürchtet, durch große Fenster viel Energie zu verlieren, und plant eine Nummer kleiner.

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Dabei gibt es für jeden Raum eine Lösung.

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„Die Form folgt der Funktion, das ist der Leitspruch für Architekten“, erklärt Jan Schüsseler von der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen. „Das gilt auch für die Fenster. Ihre Anordnung folgt der Funktion der dahinterliegenden Räume.“ In der Regel wollen die Menschen ein Wohnzimmer mit Sicht zum Garten. „In Deutschland plant man wegen der Sonneneinstrahlung so, dass der Garten sich nach Süden oder Westen orientiert. Entsprechend muss sich auch das Gebäude in diese Richtungen stärker öffnen als nach Norden oder Osten“, erklärt Schüsseler.

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Große, gar bodentiefe Fenster an Südfassaden lassen viel Tageslicht in den Raum, diese Seite eignet sich auch daher gut für viel genutzte Räume wie das Wohnzimmer. Auch die Energiebilanz fällt hier positiv aus. „Verglasungen verlieren ja nicht nur Energie, sondern sie bringen auch Wärme und Licht ins Haus“, erklärt Ulrich Tschorn vom Verband Fenster + Fassade. Im Winter kommt durch die Südfenster mehr Energie hinein als verloren geht.

Aber: Im Sommer heizt die Sonne so stark, das unbedingt ein Schutz in Form von Sonnenschutzfenstern, Markisen oder Rollläden eingeplant werden muss. „Natürlichen Sonnenschutz bieten zusätzlich Laubbäume und Hecken, wenn sie im Garten an den passenden Stellen angepflanzt werden“, erklärt Schüsseler. „Auch ein Balkon am Obergeschoss sorgt für eine optimale Verschattung, wenn er richtig geplant wird.“

Ost- und Westfenster haben zwar nicht so eine gute Energiebilanz wie Südfenster, liegen aber meist immer noch im positiven Bereich. In diesen Räumen empfiehlt es sich ebenfalls, bodentiefe Fenster einzuplanen oder im Zuge einer Modernisierung die Brüstung abzusenken, um einen größeren Lichteinlass zu erreichen. „Die Westseite ist gut für Kinderzimmer geeignet, die Ostseite für das Schlafzimmer“, sagt Tschorn. „Natürlich muss bei den bodentiefen Elementen auf eine Absturzsicherung geachtet werden, wenn sich die Räume in oberen Etagen befinden.“ Das sind bei zu öffnenden Elementen meist Gitter, es gibt sie aber auch aus Glas.

An der kalten Nordseite gelangt nicht so viel Wärmeenergie über die Scheiben ins Haus. Deshalb können die Fenster hier ruhig etwas kleiner ausfallen, oder sie haben besonders gut dämmende Verglasungen. „Die Nordseite eignet sich für Funktionsräume“, erklärt Tschorn. „Hierzu zählen Treppenhäuser, Eingangsbereiche, Abstell- und Sanitärräume. Oder auch Büroräume - dann aber mit großen Glasflächen für den Lichteinfall und gut gedämmt.“

In der Praxis wird es kaum Häuser geben, die exakt nach Norden, Süden, Osten und Westen ausgerichtet sind. Bauherren und Modernisierer müssen also immer den für sie sinnvollsten Kompromiss finden. Neben der Fenstergröße spielt dabei die Qualität der Wärmedämmung eine große Rolle. Wichtig ist, auf den Uw-Wert zu achten, der angibt, wie viel Wärme Fensterglas und Rahmen durchlassen. „Gute Fenster haben kaum Wärmeverluste und sind unter Berücksichtigung der solaren Zugewinne heute teilweise wärmer als eine Wand“, erläutert Tschorn.

Für Dachfenster gilt Ähnliches wie für die Fassadenfenster: „Im Winter bringen sie einen Energiegewinn, aber im Sommer kann sich das Dachgeschoss stark aufheizen“, erklärt Josef Rühle, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Er rät, die Dachfenster möglichst so auszurichten, dass sie nach Süden oder Südwesten zeigen. „Dann kommt auch im Winter viel Licht herein.“

Wie groß die Dachfenster ausfallen, hängt davon ab, ob noch andere Fenster an den Fassadenseiten vorhanden sind. „Grundsätzlich gilt, dass in bewohnten Räumen ein Achtel der Grundfläche offen belichtet sein muss“, sagt der Experte. In einem 48 Quadratmeter großen Dachgeschoss müssen also mindestens sechs Quadratmeter Fensterfläche vorhanden sein. „Dabei ist es dem Eigentümer überlassen, ob er diese Fläche auf ein oder mehrere Fenster verteilt.“ Allerdings variieren diese Regelungen in den einzelnen Bundesländern.