Heller, größer, weiter: Raumgestaltung mit Glas

München (dpa/tmn) - Es gibt offenere Weisen zu wohnen als nur in Zimmern hinter Türen. Die naheliegendste Möglichkeit, für Durchblick zu sorgen, ist Glas. Vom Raumteiler bis zur Terrassenbrüstung lässt sich das transparente Material auf vielfältige Weise einsetzen.

Fabriketagen, aus denen weiträumige Lofts geschnitten werden, Penthouses, futuristisch ausgestattete Villen: Offene Grundrisse scheinen auf den ersten Blick eher eine exklusive Angelegenheit zu sein. Dabei wird die übliche Untergliederung des Wohnraums in Zimmer hinter Türen auch anderswo immer weniger wichtig - ob nun in umgebauten Altbauwohnungen oder neuen Reihenhäusern. Dort wird das Bad mit dem Schlafzimmer zum Wohnbad zusammengefasst oder die Küche öffnet sich zum Esszimmer.

„Es wird heute nicht in einzelnen Räumen, sondern in Wohnzusammenhängen gedacht“, sagt Stephan Maria Lang. Für den Münchner Architekten ist Glas eine einfache Methode, um einen offenen Wohnraum zu gestalten. Es findet sich nicht nur als Fensterscheibe nach außen wieder, sondern überall: im Mobiliar, in der Treppe, als Sichtfenster im Boden oder als Schiebetür.

Zunächst wurde Glas als Raumteiler in Büros und Geschäften eingesetzt, dann auch im Wohnraum. „Es geht dabei meist darum, Licht von den Fassaden in die Innenräume weiterzuleiten, manchmal gar von Raum zu Raum“, erläutert Johannes Berschneider aus dem bayerischen Pilsach, Mitglied im Bund Deutscher Innenarchitekten. Mit einem Oberlicht lasse sich Tageslicht sogar in begehbare Schränke leiten. So könne Glas helfen, Energie zu sparen.

Gerade Raumteiler aus Glas sind gängig. „Was heute oft gewünscht wird, ist die flexible Nutzung von Räumen“, berichtet Berschneider. Wer vom Esstisch über die Küche ins Wohnzimmer freie Sicht haben will, könne durch Glas den nötigen Durchblick schaffen. Gleichzeitig könne aber so ein Raumteiler im Handumdrehen aus einer Wohnlandschaft einen privaten Raum abtrennen.

Doch wieso soll ausgerechnet das durchsichtige Glas Privatheit gewährleisten? „Geätzt mit Flusssäure oder behandelt mit Sandstrahl wird die Oberfläche matt und undurchsichtig“, erläutert Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas in Troisdorf in Nordrhein-Westfalen. Das Glas behalte seine Lichtdurchlässigkeit, verliere aber die Durchsichtigkeit. Transluzent heißt das.

Architekten haben dadurch mehr Spielräume. „Richtig interessant wird Glas für viele erst, wenn es künstlerisch eingesetzt wird“, sagt Architekt Lang. Das können gebrochene Streifen aus Optiwhite-Glas sein, die kristallin funkeln, oder verspiegelte Glasflächen, die etwa im Wellnessbereich mit den Lichtbewegungen auf dem Wasser spielen.

Transluzentes Glas für den Hausgebrauch kann nicht nur mattiert oder emailliert sein, sondern auch mit Fotos und Mustern bedruckt. Rückseitig lackiertes Glas lässt sich als Bodenbelag verwenden oder als Fliesenersatz an den Wänden.

Bei alldem ist die Sicherheit ein wichtiger Aspekt. „In jedem Fall sollte im Haushalt Sicherheitsglas verbaut werden“, rät Grönegräs. Bei Boden- oder Überkopfverglasungen müsse Verbund-Sicherheitsglas (VSG) verwendet werden. Eine reißfeste Folie zwischen zwei gehärteten, meist vorgespannten Glasscheiben verhindere Splittereien. Ansonsten reiche meist das Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG).

Wer so auf Nummer sicher geht, kann bedenkenlos durch das Glasparadies manövrieren - das so heimelig jedoch nicht jeder Experte findet. „Glas ist nicht unbedingt das Material, in dem sich der Mensch am wohlsten fühlt“, urteilt Berschneider. „Gläserne Treppenstufen fühlen sich immer glatt an, und wenn die Kaffeetasse auf dem gläsernen Küchentisch klappert, ist mir das ein Graus.“ Seine Empfehlung lautet daher: Keinen kühlen Kristallpalast ausbauen, sondern gezielt auf einzelne Akzente wie glasverkleidete Küchenvitrinen oder einen gläsernen Raumtrenner setzen.