Hightech am Grill: Wenn das Steak Alarm schlägt
Berlin (dpa) - Ob well done, medium oder rare: Ist das Steak auf dem Grill fertig, klingelt das iPhone. Vorbei die Zeiten, in denen man am Grill stand und sich von der Holzkohle vollqualmen ließ. Auch die grillwütigen Deutschen sind längst in der Moderne angekommen.
Hightech ist ein Thema.
Grillgeräte auf der Terrasse zu Hause können schon vom Büro aus bequem mit dem Smartphone gestartet werden. Und zusätzlich gibt es noch Apps mit Regen-Radar, Blut-Alkohol-Rechnern und Pollenflug-Vorhersagen. Dem ungestörten Grill-Erlebnis steht so gut wie nichts mehr im Weg.
In den USA werden solche High-Tech-Grillgeräte schon länger angeboten. In Deutschland brachte die Firma Grillson im vergangenen Mai den nach eigenen Angaben ersten Grill mit App-Steuerung auf den Markt. Gegrillt wird mit Holzpellets. Über eine eingebaute WLAN-Antenne lässt sich der Grill mit dem iPhone verbinden und über eine App fernsteuern. Ein integriertes Fleischthermometer liefert die Daten für die App. Ist beim Steak oder Würstchen die eingestellte Kerntemperatur erreicht, informiert das Fleischthermometer die App über einen kurzen Alarm.
„Jetzt kann man in Ruhe sein Bier zischen oder das Fußballspiel verfolgen, ohne dass einem das Grillgut verbrennt“, betont Grillson-Chef Dirk Luttermann. In der Luxus-Ausführung kostet ein solches Grillgerät aber immerhin bis zu 3 500 Euro.
„Grillen ist zum Lifestyle geworden“, betont auch Felix Nottensteiner vom Feuerdepot in Inning am Ammersee. Grillen mit Holzkohle, womöglich auf einem billigen „Alu-Einweg-Grill von der Tanke“ war gestern. Für coole Hightechgrillgeräte werde teils richtig viel Geld ausgegeben. Manche Stationen sind aber auch recht raumgreifend: So hat ein Gasgrill mit integriertem Bierkühler, Waschbecken, Sideboard, Wokbereich und Drehspießzone kaum noch Platz auf einer normalen großen Terrasse.
„Das sind richtige Outdoorküchen mit allem drum und dran“, erläutert Nottenstein. Bis zu 7000 bis 8000 Euro können solche hochwertigen Anlagen in Edelstahl kosten. „Individuell gestaltete Grillanlagen dürften sogar noch teurer sein. Dafür gibt es dann aber nur noch wenige Kunden.“
Der Trend zum aufwendigeren Grillen mit teuren Geräten habe in den vergangenen sieben, acht Jahren eingesetzt. „Das fing mit den vielen Kochsendungen und -shows im Fernsehen an. Da wurde dann hochwertiges Kochen immer mehr geschätzt. Und Grillen ist ja eigentlich Kochen, nur draußen“, betont Nottensteiner.
Gegrillt wird auch in Berlin was das Zeug hält. Und das auf immer edleren Grillstationen. Besonders beliebt seien Gasgrills. „Die riechen und qualmen nicht so und eignen sich für die Großstadt“, betont Michael Schulz, Inhaber des Grill-Shops-Berlin. Gerade auf dem Balkon belästige man damit die Nachbarn weniger. Außerdem sei Gas einfacher zu handhaben als Holzkohle. „Da lässt sich die Temperatur besser regeln und kontrollieren und es geht viel schneller“, erläutert Schulz. Zwischen 650 und 1500 Euro gebe der Hauptstädter für einen guten Grill aus. Der sei dann schon fast Statussymbol.
Und wer so viel Geld für einen Grill hinlegt, achte auch beim Grillgut mehr auf Qualität. „Der Trend geht eindeutig weg vom Billig-Schweine-Nacken aus dem Discounter. Da werden für ein gutes Bio-Steak durchaus bis zu 30 Euro hingeblättert“, berichtet Schulz. Hinzu kämen spezielle Soßen und Gewürze. „Und wer vegan oder vegetarisch ist, legt sich Gemüse auf den Rost oder kocht gleich im Wok.“ Aber alles unter freiem Himmel, versteht sich. Ein bisschen Grillromantik muss ja noch sein.