Keine Kohle hinauspusten - Brennwertkessel nutzen Abgase
Berlin (dpa/tmn) - Brennwertkessel sparen Heizenergie. Doch ihr Potenzial wird häufig nicht genutzt, da die Heizungsanlage nicht richtig installiert und eingestellt ist. Verbraucher sollten prüfen lassen, ob ihr Gerät optimal arbeitet.
Die Energiekosten steigen und steigen. Verbraucher können sparen, indem sie alte oder kaputte Heizkessel durch effizientere ersetzen. „Viele entscheiden sich für einen Brennwertkessel, der mit Gas, Öl und inzwischen auch mit Pellets beheizt werden kann“, sagt Andreas Braun von der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online in Berlin. Im Vergleich zu einem 15 bis 20 Jahre alten Standardkessel könne ein moderner Brennwertkessel pro Jahr mehr als zehn Prozent Energie sparen. Ein Brennwertkessel koste im Schnitt zwischen 6000 und 10 000 Euro inklusive Einbau.
Die Brennwerttechnik gilt als besonders effizient, da sie zusätzlich die in den Heizungsabgasen enthaltene Wärme nutzt. In der Anlage kondensiert der Dampf in den Abgasen der Heizung, wobei Wärmeenergie freigesetzt wird. Diese entweicht bei anderen Techniken ungenutzt durch den Schornstein.
In der Praxis verpufft das Potenzial der Geräte allerdings oft. Denn nur ein Drittel der 3,7 Millionen Brennwertkessel in Deutschland nutzt den Effekt akzeptabel aus. Das schließen die Verbraucherzentralen in Deutschland aus den Ergebnissen ihrer Aktion „Brennwert-Check“. Hierbei können Verbraucher mit Förderung des Bundeswirtschaftsministerium prüfen lassen, ob ihr Gerät optimal arbeitet. Rund zwei Drittel der getesteten Brennwertkessel blieben unter ihren Möglichkeiten.
Der Brennwerteffekt komme nur zum Tragen, wenn der Wasserdampf in den Abgasen so abgekühlt werden kann, dass er zu Kondenswasser wird, erläutert Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. Dafür müsse die Temperatur des Wassers, das aus dem Heizkreislauf zurückfließt, möglichst gering sein - sie sollte bei Gasanlagen etwa 57 Grad und bei Ölsystemen 47 Grad nicht überschreiten. Als Grundsatz gelte daher: Je kühler das Heizwasser von den Heizkörpern in den Kessel zurückfließt, desto besser fördert das den effizienten Kondensationseffekt.
Die gewünschte Rücklauftemperatur kann an der Heizungsanlage nicht einfach so eingestellt werden. Sie ergibt sich über eine möglichst geringe Vorlauftemperatur, wie Stolte erklärt. In sanierten oder neuen Gebäuden muss diese nicht zu hoch sein, denn die Räume halten sich gut warm. Im unsanierten oder nur teilweise sanierten Gebäude sei das schwierig, da hier über schlecht gedämmte Wände Wärme nach draußen entweicht. Oder die Heizkörper sind zu klein für den Raum und brauchen eine höhere Temperatur, um diesen aufzuheizen.
„Für eine effektive Nutzung der Brennwertheizung ist nicht nur allein die Technik des Kessels verantwortlich“, sagt daher dena-Experte Stolte. Läuft die Heizungsanlage nicht optimal, muss ein Fachmann auf die Suche nach dem genauen Fehler gehen. Stolte rät, die Anlage beim Einbau eines Brennwertkessels einem hydraulischen Abgleich zu unterziehen. Auch sollte man die Temperaturen für alle Tageszeiten am Heizkessel einstellen sowie die Leistung der Heizungspumpe anpassen lassen. Weitere Maßnahmen seien der Einbau voreinstellbarer Thermostatventile sowie eine Dämmung der Rohre.
Da Brennwertkessel zum Energiegewinn den Abgasen Wärme entziehen, ist deren Temperatur am Ende niedrig. Zwar kondensiert nicht alles, aber der übrig bleibende Dampf habe nicht mehr genug Auftrieb, um es durch den Schornstein zu schaffen. Das liegt auch daran, dass der Querschnitt von vielen Schornsteinen zu groß sei, erläutert Jörg Seelbach vom Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks in St. Augustin. Je mehr Platz der Dampf darin hat, desto eher kühlt er aus.
Kann die Abluft nicht entweichen, durchfeuchtet sie den Schornstein. In der Folge können sich in den Wohnräumen an den Wänden zum Schornstein braune Flecken bilden. Bestehende Schornsteine mit größerem Querschnitt können aber angepasst werden, indem Handwerker spezielle Kunststoff- oder Edelstahlrohre einziehen, erläutert Seelbach. Oder ein neues Abgasrohr wird installiert. Seelbach rät Hausbesitzern, dies vor der Modernisierung und dem Einbau eines Brennwertkessels mit dem Schornsteinfeger abzuklären.
Der zu Wasser kondensierte Dampf muss abfließen. Täglich können mehrere Liter Kondensat anfallen. Daher benötigt der Brennwertkessel einen Anschluss an die Kanalisation. Der Ablaufschlauch lässt sich meist problemlos an das vorhandene Abwassersystem anschließen. Brennwertkessel, die mit Öl laufen, brauchen unter Umständen eine Einrichtung, die das Kondensat neutralisiert, erläutert Alexander Fack vom Institut für Wärme und Oeltechnik in Hamburg.
Dies sei der Fall bei Heizungsanlagen, die noch mit Heizöl mit höherem Schwefelanteil betrieben werden. Schwefel macht das Kondensat sauer. Es gibt jedoch auch Heizöl mit vergleichsweise weniger Schwefel. Dessen Marktanteil liege bereits bei über 90 Prozent. Hier müsse das Kondensat nicht neutralisiert werden, bevor es in das Abwasser fließen kann. Preisunterschiede gebe es nicht.