Nie wieder dicke Luft - Lüftungsanlagen für ein besseres Klima
Berlin (dpa/tmn) - Ekelige schwarze Schimmelflecken ziehen sich die Wand entlang: Das kann die fatale Folge sein, wenn die Wohnung schlecht gelüftet wird. Abhilfe schaffen Lüftungsanlagen. Sie reduzieren außerdem die Belastung durch Pollen für Allergiker.
Dichte Fenster halten Heizungswärme gut im Zimmer. Nichts dringt mehr durch Ritzen und Fugen. Doch das kann ekelige und gesundheitsgefährdende Folgen haben: Wenn feuchte Luft im Raum nicht regelmäßig entweichen kann, durchfeuchten auf Dauer die Wände und es bildet sich Schimmelpilz. „Am besten dreimal täglich sollte auch im Neubau und bei sanierten Gebäuden durch geöffnete Fenster stoßgelüftet werden“, rät daher Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin. Aber das schaffen Berufstätige kaum. Für sie können Lüftungsanlagen eine Lösung sein, die automatisch regelmäßig die Luft im Raum austauschen.
„Lüftungsanlagen sind in gut gedämmten Neubauten und energetisch sanierten Altbauten eine sinnvolle Alternative zur klassischen Fensterlüftung“, findet Michael Dick von der Energieagentur Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf. Sie sorgen für eine gleichbleibend hohe Qualität der Luft und führen zudem Schadstoffe ab. Effektiv arbeitet eine Lüftungsanlage aber nur in einem sehr gut abgedichteten Haus, sagt Stolte.
Die Anlagen gibt es in verschiedenen Ausführungen. „Eine optimale Lösung bieten zentrale Lüftungsanlagen“, sagt Dick. Sie ziehen mit Hilfe von Ventilatoren die verbrauchte Luft aus Küche, Bad oder Toiletten ab. Diese Räume seien am stärksten durch Gerüche und Luftfeuchtigkeit belastet. Neue Außenluft ströme über Durchlässe in Wohn- und Schlafräumen nach. Das sorgt dafür, dass die Luft durch mehrere Räume hinweg ausgetauscht wird. Laut dena liegen die Kosten einer zentralen Abluftanlage in einem Einfamilienhaus bei etwa 25 bis 45 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche. Bei einer Fläche von 150 Quadratmetern entspricht das Kosten von 3750 bis 6750 Euro.
Dezentrale Lüftungsanlagen sind am Fenster angebracht. Ihr Nachteil ist, dass sie immer nur einen einzelnen Raum lüften. Oft sind diese Anlagen laut Dick auch im Hintergrund zu hören, was insbesondere in Schlafzimmern stören kann. Diese Anlagen kosten nach Angaben des Experten zwischen 200 und 1000 Euro.
„Besonders effizient sind Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung, da sie die Wärme aus der verbrauchten Luft an die frische kalte Luft weitergeben“, erklärt Stolte. Es gibt diesen Effekt bei zentralen und dezentralen Varianten. Wenn die Abluft durch die Anlage strömt, passiert sie einen Wärmetauscher, der die vorhandene Wärme aufnimmt. Damit heizt das Gerät die von außen angesogene kalte Frischluft vor und leitet sie erst dann in das Haus. Das spart Heizkosten. Eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kostet laut Dick für ein Einfamilienhaus etwa 8000 Euro.
Eine Lüftungsanlage sei bei energiesparenden Neubauten und sanierten Gebäuden nicht zwingend vorgeschrieben, erläutert Alexander Speer von der HEA - Fachgemeinschaft für effiziente Energieanwendung in Berlin. Doch die Verordnung DIN 1946-6 sieht seit 2009 bei Neubauten immerhin ein Lüftungskonzept vor. Das bedeutet, dass der Architekt oder ein Energieberater den Bewohnern eine Handlungsanleitung gibt, wie das Haus belüftet wird - von Hand oder mit einer Anlage. Auch bei älteren Einfamilienhäusern müsse ein solches Konzept erstellt werden, wenn man mehr als ein Drittel der vorhandenen Fenster oder der Dachfläche erneuert, sagt Speer.
Viele Hausbesitzer verzichten noch auf Lüftungsanlagen. Denn sie werden häufig mit Klimaanlagen in Büros oder Hotels verwechselt, erläutert der Lüftungsexperte. Die Geräte arbeiten jedoch unterschiedlich. Eine Klimaanlage befeuchte die Luft, bei einer Wohnungslüftung bleibe sie naturbelassen. Nur eines wird hier auch aufgearbeitet: Ein Filter entfernt Pollen und Rußpartikel aus der Frischluft. Das ist ein Vorteil für Allergiker.