Traum vom Land, Leben in der Stadt - Messe in Frankfurt

Frankfurt (dpa) - Der Trend zum Leben in der Stadt ist ungebrochen. Hier gibt es die besten Ausbildungs- und Karrierechancen. Doch die Sehnsucht nach dem Landleben ist weiterhin groß. Das muss kein Widerspruch sein, wie eine Messe in Frankfurt zeigen will.

Die deutschen Großstädte wachsen. Frankfurt hat im vergangenen Jahr zum ersten Mal die 700 000 Einwohner-Marke übersprungen. Gleichzeitig haben Zeitschriften wie „Landlust“ höhere Auflagen als der „Spiegel“. Die Sehnsucht nach dem Landleben scheint also ungebrochen. Woran liegt das? Die Messe „Land & Genuss“ (28. Februar bis 3. März) macht sich auf die Suche nach einer Antwort. 180 Aussteller präsentieren dort ihre Produkte rund um Land, Garten und kulinarische Spezialitäten.

„Wir träumen vom Leben auf dem Land, aber tatsächlich leben wir in der Stadt“, sagt Andreas Steinle, Geschäftsführer des Zukunftsinstituts im hessischen Kelkheim. Urbanisierung sei ein Megatrend. Die Städte würden viel besser den Ansprüchen an das Job- und Familienleben der Menschen gerecht. „Die Ballungsräume gewinnen alle, ob Hamburg, München oder das Rhein-Main-Gebiet“, erklärt Steinle. Hier gebe es auch die interessanteren Arbeitsplätze.

So sieht das auch Gabriele Sturm vom Bonner Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung. „Besonders junge Menschen ziehen für Ausbildung oder Studium in die Stadt“, sagt die Expertin. Die Einstiegschancen in den Beruf seien für sie in den Städten besser. Die Sehnsucht nach dem Leben im Grünen gebe es aber nach wie vor. „Deshalb wächst ja auch das Umfeld der Städte, der sogenannte Speckgürtel“, erklärt Sturm.

Auf dem Land fehle den Leuten dann doch etwas: das Theater mit Anspruch, Einkaufsmöglichkeiten oder eine gute Infrastruktur. Der Traum vom Landleben und der Blick auf das reale Angebot - das bleibt nicht frei von Widersprüchen. „Die Menschen wollen möglichst nah am Flughafen wohnen - aber bitte ohne Fluglärm“, verdeutlicht Steinle den Gegensatz. Die Randgebiete der Großstädte bieten deshalb nach seiner Einschätzung das „Beste aus zwei Welten“.

Viel Wert legen die Menschen auch auf regional produzierte Lebensmittel, sagt der Frankfurter Landwirt Rainer Schecker: „Vor 20 Jahren war es den meisten Leuten völlig egal, woher ihre Lebensmittel kamen.“ Hier sei in den vergangenen Jahren umgedacht worden. Schecker wünscht sich, dass die Menschen neben der regionalen Herkunft ihrer Nahrung auch an die Saison denken. „Die Leute müssen einsehen, dass es im Februar keine Erdbeeren aus der Region gibt“, erklärt Schecker.

Denn die Distanz zwischen der Landwirtschaft und der städtischen Bevölkerung ist größer geworden, wie Reinhard Grandke, der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG), erklärt. „Wenn immer mehr Menschen in der Stadt leben, ist es umso wichtiger, dass sie verstehen, was hinter den Produkten steht.“ Nötig seien deshalb neue Formen, Landwirtschaft und Verbraucher zusammenzubringen.

Das Internetportal „meine-ernte.de“ etwa bietet in der Nähe von großen Städten Gemüsegärten zum Mieten an. Hobby-Gärtner können über die ganze Saison eigenes Gemüse säen, pflanzen und ernten. Solche Trends, da sind sich die Experten einig, werden weiterhin dafür sorgen, dass auch in den Städten die Sehnsucht nach dem Landleben bestehen bleibt.