Filter, Pad oder ganze Bohne Überblick der Kaffeemaschinen
Hamburg (dpa/tmn) - Kaffee ist das Lieblingsgetränk der Deutschen. 162 Liter hat jeder Bundesbürger durchschnittlich in 2015 getrunken. „Es gibt zwei Trends in der Kaffeewelt“, sagt Holger Preibisch, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbandes in Hamburg.
„Zum einen wollen die Kunden eine unkomplizierte automatische Zubereitung des Kaffees. Zum anderen genießen sie es, das Getränk individuell herzustellen, entweder manuell oder mit Hilfe von Kaffeeautomaten.“ Entsprechend verändert sich die technische Ausstattung in den Küchen.
Zwar liegt der gute alte Filterkaffee nach wie vor ganz vorn. „62 Prozent der Haushalte nutzen klassische Filtermaschinen“, sagt Preibisch. Aber immer mehr Genießer wollen sich ihren Kaffee portionsweise frisch zubereiten. Knapp ein Drittel der Haushalte besitzt Einzelportionsmaschinen mit Kaffeekapseln oder -pads. 13 Prozent haben Kaffeevollautomaten, die ganze Bohnen verarbeiten und auch espressobasierte Getränke wie Cappuccino oder Latte macchiato zubereiten. Für wen eignet sich was am besten?
„Eine Filtermaschine ist immer dann sinnvoll, wenn in kurzer Zeit viel Kaffee hergestellt werden soll“, erklärt Preibisch. „Vier bis zehn Tassen sind in wenigen Minuten fertig.“ Deswegen verbannen die meisten Verbraucher sie auch dann nicht aus ihrer Küche, wenn sie sich eine Einzelportionsmaschine angeschafft haben. Denn bei der nächsten Familienfeier kommt die Filtermaschine bestimmt wieder zum Einsatz. Aber: Individuelle Kaffeevariationen lassen sich damit nicht herstellen. Der Geschmack des Kaffees hängt von der Bohnensorte, der Menge des Pulvers, der Wassertemperatur und der Filterung ab.
Einzelportionsmaschinen werden gefüllt mit Pads oder Kapseln. Ihr Prinzip: In Minutenschnelle lässt sich eine einzelne Tasse Kaffee herstellen. Je nachdem, welche Sorte in den Alu- und Hartplastikkapseln oder den Zellstoffpads steckt, sind auch geschmackliche Variationen möglich. „Etwas teurere Kapseln enthalten recht hochwertigen Kaffee“, erklärt der Experte. Es gibt die Portionen in verschiedenen Stärken und Geschmacksrichtungen.
Weiterer Vorteil: „Kapsel- und Padmaschinen haben eine sehr kurze Heizzeit, sie sind in 30 bis 60 Sekunden startklar“, sagt Preibisch. Wer mehrmals täglich schnell mal eine Tasse Kaffee haben möchte, ist mit diesen Maschinen gut bedient. Für größere Gesellschaften, bei denen alle gleichzeitig ihren Kaffee trinken wollen, eignen sie sich weniger. „Vor allem die Kapseln bedienen den Wunsch der Verbraucher, ihren Kaffee schnell und einfach zuzubereiten, bei einer gleichbleibend hohen Qualität je Tasse“, sagt der Experte.
Für die Umwelt ist dieser Luxus aber belastend. „Kaffee an sich ist schon ein ökologisch intensives Produkt“, erklärt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) in Berlin. Für seine Produktion wird viel Wasser und Energie benötigt. „Wenn er dann noch aus Kunststoff- oder Aluminiumkapseln konsumiert wird, fällt die Ökobilanz noch schlechter aus“, betont er. „Etwas besser sind die Kaffeepads, die in Zellstoffbeutelchen verpackt sind. Sie lassen sich immerhin kompostieren.“
Die Kapseln dürfen in der Regel noch nicht einmal in den Gelben Sack, denn nach der Verpackungsordnung sind mit Kaffee gefüllte Kapseln keine Verpackungen und gehören in den Restmüll. Einige Kapselhersteller haben aber Ausnahmeregelungen für den Gelben Sack vereinbart, erkennbar ist das für die Nutzer jedoch in aller Regel nicht - und der Gewinn für die Umwelt hält sich ebenfalls in Grenzen.
Kaffeevollautomaten sind in der Anschaffung meist teurer, aber auch umweltfreundlicher. Cappuccino, Espresso oder Latte macchiato fließen auf Knopfdruck in die bereitgestellte Tasse, mit Crema oder Milchschaum. Sogar persönliche Vorlieben lassen sich einprogrammieren, zum Beispiel, wenn ein Familienmitglied den Kaffee etwas stärker oder mit mehr Milch haben will.
Viele Automaten verfügen über eine Kaffeemühle, so dass sie Bohnen verarbeiten können. Preibisch meint: „Für Leute, die über den Tag verteilt verschiedene Kaffeegetränke genießen wollen, ist so ein Kaffeevollautomat gut geeignet.“ Aber es dauert eine gewisse Zeit, bis er nach dem Einschalten betriebsbereit ist. „Wegen ihrer großen Wassertanks haben die Automaten eine längere Anlaufzeit.“
Groß im Kommen ist handgemachter Kaffee. „Es entstehen immer mehr kleine Privatröstereien, die hochwertige Spezialkaffees anbieten“, erklärt Volkmar Klebba, Vorstandsmitglied der Speciality Coffee Association of Europe (SCAE) in Deutschland. Wie beim Einkauf von Wein findet der Kunde auf den Verpackungen Angaben über Herkunft, Produktion und geschmackliche Besonderheiten des Rohkaffees.
Um möglichst alle Aromen herauszufiltern, bedarf es dann einer gekonnten und schonenden Röstung. „Die Bohnen werden bei niedrigeren Temperaturen und über eine längere Zeit geröstet“, erklärt Klebba. „Der Kunde bekommt sie ganz frisch und sollte auch zu Hause immer nur die Menge mahlen, die er aufbrühen will.“
Um den Filterkaffee stilecht zuzubereiten, ist einiges an Equipment notwendig wie eine Kaffeemühle und Zubehör zum Handfiltern. Dann für 100 Milliliter Wasser 6 Gramm Kaffeemehl nehmen. Die optimale Temperatur beträgt zwischen 92 bis 96 Grad, auf keinen Fall kochendes Wasser verwenden.
Die Extraktionszeit sollte bei einer Menge von zwei bis drei Tassen auch zwei bis drei Minuten betragen. Das heiße Wasser wird dabei langsam über das Pulver gegossen. Die besonderen Bohnen aus den privaten Röstereien eignen sich aber nicht nur für die manuelle Kaffeeherstellung. Holger Preibisch vom Deutschen Kaffeeverband weiß: „Viele Kunden setzen sie auch in Vollautomaten oder in der Filtermaschine ein.“