Ungewöhnliche Materialien bei Möbeln im Trend

Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Irgendwann könnten ihnen die Ideen ausgehen: Stuhl, Tisch und Sofa wurden zwar schon in unzähligen Varianten erfunden, dennoch müssen ihnen Designer etwas Besonderes geben.

Eine Lösung ist, sie in ungewohnte Materialien zu hüllen.

Es muss nicht immer die gute alte Eiche sein oder der Plastikrahmen für das Fenster: Auch Sessel können aus Plastik sein oder Fenster aus dem tropischen Material Bambus. Durch einen kreativen Umgang mit Materialien werden gewöhnliche Stücke im Wohnraum zum Hingucker. „Es genügt manchmal, wenn die Materialien aus ihrem ursprünglichen Kontext herausgelöst werden“, erläutert die Trendexpertin Nadine Philipp von der Messe Frankfurt.

Das bietet den Designern eine wachsende Gestaltungsvielfalt, und die Verbraucher bekommen so eine größere Auswahl geboten. Das Unternehmen The African Queen hat etwa Lampen aus den Samenständen von Magnolien gefertigt. Diese wurden den Angaben zufolge nach dem Trocknen in Farbe getaucht und sehen eher Plastikgebilden ähnlich als Teilen einer Pflanze.

Die Ideen sind vielfältig und nicht immer auf den ersten Blick auszumachen - bei Fenstern aus Bambus ist optisch etwa kaum ein Unterschied zu herkömmlichen Holzfenstern zu entdecken. „Die Fenster haben auch die gleichen funktionalen Vorzüge wie etwa die Schalldämmung“, erläutert die Innenarchitektin Regina Midderhoff aus Bremen. Die Kosten seien ebenfalls nicht höher für das Material, aus dem es auch Tellern oder Schüsseln gibt.

Was man aber davon hat, ist vor allem das Wissen um das Material und das Wissen, dass beispielsweise Ressourcen geschont werden: Denn ein wesentlicher Vorteil des Rohstoffes Bambus ist laut Midderhoff, dass nur die reifen Rohre geerntet werden und die Pflanze weiterwachsen kann.

Das Prinzip lässt sich auf jeden Winkel des Wohnraums übertragen: Selbst eine Wand aus edlem Schiefer oder aus Teak-Holz-Verkleidung muss nicht daraus sein. Kunststoffwände oder mit Strukturtapeten in Steinoptik bezogene Wände könnten wie echte Steinwände aussehen, erläutert die Wohnexpertin Katharina Semling aus Oldenburg.

Für andere Produkte setzen die Designer auf die Verarbeitung von Abfallprodukten. So berichtet Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) in Bad Honnef bei Bonn von Möbeln aus Holz, das eigentlich für den Betonbau vorgesehen war. „Heute dient dieses Abfallprodukt aus der Sägeindustrie als Gerüstmaterial für Polstermöbel.“ Ein anderes Beispiel zeigt das Unternehmen Bauholz design a.r.t.: Es fertigt Bänke, Stühle und Tische aus gebrauchten Bohlen aus dem deutschen Gerüstbau. Designer spielen auch gerne mit den optischen Möglichkeiten dieses Prinzips: Bilderrahmen könnten, wie etwa bei Kare Design zu sehen, aus Tasten einer alten Computertastatur zusammengesetzt sein, berichtet Nadine Philipp, die die Trends der Konsumgütermesse Ambiente analysiert hat.

Die Firma Kymo wirbt mit Teppichen, die sichtbar aus Stücken von alten Teppichen zusammengesetzt wurden. Und die Künstlerin Cordula Kehrer hat drei Teile alter Plastikeimer mit Binse zu einem neuen großen Eimer zusammengeflochten.

Diese Verbindung von natürlichen und künstlichen Materialien erzeuge Spannung und verleihe den neuen Produkten einen besonderen, individuellen Reiz, erläutert Midderhoff. Dieses Recycling von alten Produkten sowie deren Neugestaltung mit Hilfe von ungewöhnlichen Materialien sei gerade in Zeiten des drohenden Rohstoffmangels bei Designern sehr beliebt.

Auf dem breiten Markt muss man nach solchen Beispielen jedoch noch aufwendig suchen. Verbreitet sind da eher Nutzgegenstände wie Taschen aus strapazierfähiger Fallschirmseide und Portemonnaies aus alten Zeitschriften. Auf dem Möbelmarkt kokettieren eher Hersteller für designorientierte Nutzer, die auch etwas mehr ausgeben würden, mit den ungewöhnlichen Materialverbindungen und dem Gedanken des Recyclings.