Vorbereiten bis Aufräumen: Das müssen Flutopfer beachten

Bonn (dpa/tmn) - Deutschlandweit fluten starke Regenfälle und schnell steigende Flusspegel Keller und Wohnräume. Die Bilder, wie aus Bächen reißende Flüsse werden, machen Angst. Und so schwer es fällt: Auch wenn man sich im Fall der Fälle überfordert fühlt, ist Geduld und planvolles Handeln wichtig.

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Was Flutopfer und jene, die sich gefährdet fühlen, tun können:

Hochwasser droht, worum kümmere ich mich jetzt?

Neben dem vorsorglichen Schutz der Besitztümer in gefährdeten Räumen und natürlich dem Schutz des Gebäudes vor den Fluten sollte man vor allem an den Schutz der Bewohner denken. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und das Bundesumweltministerium raten: den Strom abstellen, damit es im Wasser nicht zu Kurzschlüssen und damit zu einer tödlichen Gefahr für die Bewohner kommt. Insbesondere gefährliche Stoffe oder Chemikalien darf das Wasser nicht erreichen. Dafür muss zum Beispiel notfalls auch der Heizöltank an der Wand verankert oder mit Ballast beschwert werden. Wer noch Zeit hat, sollte Campingkocher, netzunabhängiges Radio und Taschenlampen mit Reservebatterien besorgen oder herrichten.

Das Wasser kommt, wie reagiere ich jetzt richtig?

Der erste Griff gilt nicht dem Putzeimer. Als erstes muss überprüft werden, ob der Strom abgestellt ist. „Bei einer ordentlichen Stromversorgung ist das eigentlich kein Problem“, sagt Werner Weigl von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Dennoch sollte man nichts riskieren. Liegt der Stromkasten dort, wo das Wasser ist, besser die Feuerwehr oder den Energieversorger anrufen. Dazu rät das BBK auch, wenn im Keller Heizöl oder andere gefährliche Substanzen freigesetzt wurden. Im Auge muss man auch behalten, dass dann noch ein elektrischer Schlag durch die Solaranlage auf dem Dach droht, betont der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik. Denn im überfluteten Keller stehen Wechselrichter und Anschlusskasten der Anlage unter Spannung.

Das Wasser steht in den Räumen, wie gehe ich vor?

Jetzt ist etwas Geduld notwendig. Man darf nicht in jedem Fall sofort handeln. So darf etwa bei wirklich hohen Pegelständen erst mit dem Abpumpen des Wassers begonnen werden, wenn auch der Grundwasserspiegel ausreichend gesunken ist. Sonst kann das die Bodenwanne des Hauses beschädigen, betont das BBK. Außerdem sollte man erst Fotos zur Dokumentation machen, die Versicherung umgehend verständigen und das Aufräumen mit dieser besprechen, rät der Bund der Versicherten. Und eine Schadensliste muss erstellt werden. Es kann sogar sein, dass erst ein Gutachter die Räume ansehen muss, bevor man richtig aktiv werden darf. Wer zu hektisch handelt, verliert unter Umstände also Versicherungsansprüche.

Aber wartet man zu lange, verschlimmern sich doch die Schäden?

Daher müssen Versicherte zugleich dafür sorgen, dass keine weiteren Schäden entstehen. Das bedeutet etwa: Alles, was in der nun feuchten Umgebung des Kellers Schaden nehmen kann wie Elektrogeräte und Möbel, muss raus und trocknen. Daneben dürfen die gefluteten Räume trocknen, etwa mit Leihgeräten aus dem Baumarkt. Denn das muss schnell geschehen, damit sich kein Schimmel bildet und damit noch mehr Schaden entsteht. Aber nichts wegwerfen ohne Absprache.

Was muss ich sonst im Haus beachten, wenn noch Wasser drin ist?

Ohne eine Anordnung der Behörden wie ein Verbot, Trinkwasser zu nutzen oder dieses abzukochen, kann man das Wasser aus dem Hahn nutzen. Und das laut Bayerischem Umweltministerium auch, wenn Wasserzähler und Trinkwasserleitungen im überfluteten Keller liegen.

Das Wasser ist weg, was muss ich zum Aufräumen wissen?

Flüssigkeitsdichte Gummihandschuhe und unter Umständen zusätzlich darüber schützende Bauhandschuhe sind sinnvoll. Denn der Schlamm kann Fäkalien, Heizöl und andere Giftstoffe enthalten. Hautkontakt muss vermieden werden, wie der Verband Deutscher Sicherheitsingenieure erklärt. Und nasse Geräte, Steckdosen oder Schalter nicht nutzen.

Wann brauche ich Hilfe von Profis beim Trocknen und Renovieren?

Das hängt natürlich von der Stärke der Überschwemmung ab, aber auch von den Baumaterialien des Hauses. Nach wirklich hohen Pegelständen kann auch die Statik in Gefahr sein. Grob lässt sich aber sagen: Hielt sich die Überschwemmung in Grenzen, ist der Keller dazu vornehmlich Lagerraum und es gibt keine Wohn- und Hobbyräume oder eine Sauna, reicht es in der Regel aus, sauberzumachen und ein Leihgerät zum Trocknen aus dem Baumarkt aufzustellen, erklärt Weigl. Trocken sei der Raum wieder, wenn ein Hygrometer eine Luftfeuchtigkeit im Raum von etwa 60 Prozent anzeigt. Profi-Rat und -hilfe braucht man, wenn es zum Beispiel Trockenbauwände mit Gipskarton oder einen Estrich mit darunterliegender Dämmung gibt. Betroffene Elektrik und Heizöltanks sollte man laut BBK auch vom Fachmann überprüfen lassen.