Qualitätsverstöße Vorsicht, Pfusch - Häufige Mängel am Bau im Überblick
Berlin (dpa/tmn) - Bauexperten warnen: Der Pfusch auf den Baustellen nimmt zu. Sachverständige verzeichnen immer mehr schwerwiegende Mängel, die Bauherren Zehntausende Euro kosten, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt und beseitigt werden.
ES gibt auch bestimmte Bauphasen, in denen sich Qualitätsverstöße häufen. Bauherren sollten sich nicht allein auf die Baufirma verlassen, sondern die Arbeiten selbst kontrollieren und den Baufortschritt dokumentieren. Erfahrene Fachmänner können dabei helfen. An diesen Stellen lohnt es sich, genauer hinzuschauen:
KELLER: „Oft wird der Keller nicht sachgerecht abgedichtet“, erklärt Helge-Lorenz Ubbelohde, Vizepräsident des Bundesverbandes öffentlich bestellter und vereidigter sowie qualifizierter Sachverständiger. Die Außenabdichtung muss entsprechend den Beanspruchungen vor Ort ausgeführt sein, sonst steht das Untergeschoss bald unter Wasser. Voraussetzung dafür ist eine individuelle Prüfung.
„Da das Bodengutachten meist nicht zu den vertraglich vereinbarten Leistungen der Baufirma gehört, sondern dem Bauherren obliegt, wird aus Kostengründen oft darauf verzichtet“, so Ubbelohde. „Manche Firmen drängen zwar darauf, aber anderen ist es egal, und sie lassen die Baulaien ins offene Messer laufen.“ Mängel an der Abdichtung gehen besonders stark ins Geld. „Ein undichter Keller kann bis zu 70 000 Euro kosten. Im Extremfall muss das ganze Haus ausgegraben werden.“
PERIMETERDÄMMUNG: Ein sensibler Arbeitsgang ist die Wärmedämmung jener Bauteile, die mit Erde in Berührung kommen, sowie des Sockels. Sie muss besonders wasser- und druckbeständig sein. „Hier treten viele Fehler auf“, erklärt Marc Förderer vom Bauherren-Schutzbund. „Werden die Dämmplatten nicht fachgerecht verlegt oder ungeeigneter Kleber verwendet, können sie sich verschieben. Oder es entstehen Hohlstellen, so dass die Dämmwirkung geringer wird.“
DAMPFSPERRE: Die Dampfsperre verhindert, dass die Raumluftfeuchtigkeit von innen in die gedämmten Bauteile des Gebäudes gelangt. Wird sie nicht fachmännisch angebracht oder weist Schadstellen auf, kommt Feuchtigkeit an die kalten Bauteile, was zu schwerwiegenden Schäden führen kann. „Ohne die Hilfe eines Experten ist es für Bauherren fast unmöglich, solche Mängel zu erkennen, und sie bleiben unerkannt“, erklärt Birgit Thielmann vom Verband Wohnen im Eigentum in Bonn. „Schäden bei der Gebäudeabdichtung, die nicht umgehend während oder kurz nach der Bauphase beseitigt werden, zeigen sich später in Form von Schimmel und verrotteten Bauteilen.“
MAUERWERK: Risse im Mauerwerk sind ein Indiz, dass fehlerhaft gearbeitet wurde. „Kleinste Haarrisse müssen den Bauherren zwar noch nicht beunruhigen. Sie sind meist nur ein optisches Problem, das nach einer Zeit, in der das Bauwerk zur Ruhe gekommen ist, leicht nachgearbeitet werden kann“, erklärt Thielmann. „Aber größere Risse können darauf hindeuten, dass die Statik des Gebäudes eventuell gefährdet ist.“ Das ist dann ein Job für Experten.
WÄRMEDÄMMUNG: Mängel am Wärmedämm-Verbundsystemen sind vielfältig. Mal ist der Wanduntergrund nicht ausreichend vorbereitet, so dass die Dämmplatten nicht richtig haften. Mal sind Anschlüsse im Sockel, Fenster- und Türbereichen mangelhaft. „Hier muss sofort gehandelt werden, sonst drohen später Risse, Feuchteschäden und Schimmel“, sagt Förderer.
ESTRICH: Ist die Estrichstärke für den Fußboden zu gering, gibt es Probleme beim weiteren Fußbodenaufbau und bei der Überdeckung der Fußbodenheizung. Außerdem kann es zu störendem Trittschall kommen.
TREPPEN: Sturzgefahr für Bewohner besteht, wenn die erste und die letzte Stufe einer Treppe eine geringere oder größere Steigungshöhe haben als die übrigen. „Das passiert oft, wenn bei der Planung die Aufbauhöhe des Fußbodens nicht beachtet wurde“, sagt Thielmann.
DUSCHEN: Ähnlich herausfordernd wie der Keller ist die Abdichtung im Bad. „Hier beobachten wir eine Zunahme der Mängel“, erklärt Förderer. Besonders beim Einbau bodengleicher Duschen werden Fehler gemacht.
TERRASSEN UND BODENTÜREN: Ist die Abdichtung nicht hoch genug, dringt Feuchtigkeit aus dem Außenbereich nach innen. Die Folge: Durchnässung des anschließenden Fußbodenaufbaus. Auch Fensterlaibungen sind manchmal durchfeuchtet. „Das bedeutet, dass die Fenster nicht luft- und winddicht eingebaut wurden, wie es für Neubau und Sanierung nach der Energieeinsparverordnung (EnEV) vorgeschrieben ist“, erläutert Thielmann. „Kommt dann noch eine unsachgemäße Wärmedämmung im Fensteranschlussbereich hinzu, kann es auch hier wieder zu Tauwasseranfall auf kalten Bauteilen kommen.“