Neues aus der IFA-Küche Wenn die Smartwatch vom Braten abrät

Berlin (dpa) - Es klingt etwas verschwörerisch. „Smartwatch und Küchengeräte machen gemeinsame Sache“, beschreibt Siemens-Manager Olaf Nedorn die Funktion, die bald Wirklichkeit werden soll.

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Stellt
die Fitnessuhr nachts mangelnden Schlaf fest, schlägt die
Kaffeemaschine morgens vor, den Cappuccino stärker zu machen. Es ist
ein Beispiel für die künftige vernetzte Welt des Privathaushalts, wie
sie auf der Elektronikmesse IFA (31. August bis 5. September) in
Berlin vorgestellt wird.

Ein anderes Szenario: Der Trainingsplan für den Tag wurde nicht
erfüllt und der Mensch hat entsprechend zu wenige Kalorien
verbraucht. Die freundliche App rät deshalb statt des geplanten
Schweinebratens zu leichterer Kost und liefert gleich das Rezept
mit. Der nächste Schritt könnte so aussehen: Nach Feierabend im Büro
steuert das Auto des hungrigen Angestellten mit Hilfe des
Navigationssystems die Läden an, in denen es die Zutaten gibt, die im
heimischen Kühlschrank noch fehlen.

Längst ist nicht ausgemacht, ob viele Verbraucher auf solch digitale
Fürsorglichkeit wert legen. Doch die großen Hersteller Siemens, Bosch
und Miele preisen das Mehr an Freiheit, Flexibilität und
Bequemlichkeit, die ihre Systeme den Kunden brächten. „Es geht nicht
um die Vernetzung der Vernetzung wegen“, sagt der Geschäftsführer der
Marke Siemens Hausgeräte, Roland Hagenbucher. „Entscheidend werden
Lösungen sein, bei denen der Kunde den Nutzen erkennt.“

Bei den deutschen Verbrauchern hat die Branche den Durchbruch noch
nicht geschafft. Gut 17 Millionen Großgeräte wie Waschmaschinen,
Geschirrspüler und Elektroherde hat die Industrie 2017 in Deutschland
verkauft. Davon waren lediglich etwa eine halbe Million vernetzbare
Maschinen, das sind gerade einmal drei Prozent.

Der Elektroindustrie-Verband ZVEI erwartet, dass dieser Anteil bis
Jahresende auf zehn Prozent wächst. Dann würden sich noch immer neun
von zehn Käufern für ein althergebrachtes Gerät ohne smarte Extras
wie die Steuerungsmöglichkeit von außen entscheiden. „Die Leute
suchen nicht immer danach, aber sie nehmen es mit“, sagt
Marketingchef Nehdorn von Siemens Hausgeräte zu den digitalen
Zusatzfunktionen.

Im Asien-Pazifik-Raum sieht das schon anders aus. Dort entfielen im
ersten Halbjahr 23 Prozent der Umsätze in dem Segment auf smarte
Haushaltsgeräte. Das ergab eine am Mittwoch veröffentlichte
internationale Datenerhebung der Gesellschaft für Konsumforschung
(GfK). Da das Exportvolumen aller Haushaltsgeräte in etwa so groß ist
wie der deutsche Markt - 8,6 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2017 -,
achten die Produzenten auf die Vorlieben ihrer Kunden im Ausland.

Als problematisch erweist sich nach wie vor, dass jeder Hersteller
beim vernetzten Zuhause seine eigenes System durchsetzen will. Mit
einer App von Miele kann man keine Siemens-Spülmaschine bedienen.
Bislang gibt es lediglich ein paar übergeordnete Plattformen, mit dem
man vom Smartphone Geräte verschiedener Marken an- und ausschalten
kann - aber eben nicht mehr.

Der GfK-Haushaltsgeräteexperte Norbert Herzog sieht als Trend bei den
Großgeräten „Big is beautiful“ - gemeint ist der Wunsch nach größeren
Waschmaschinentrommeln, höheren und breiteren Kühlschränken sowie
voluminöseren Backöfen. Das deckt sich mit den Neuheiten, die etwa
Siemens und Bosch vorstellen: Waschtrockner, die 10 Kilogramm
Kleidung waschen können und anschließend 6 Kilo davon trocknen.

Viel Neugeschäft erhoffen sich die Hersteller auch von neuartigen
Kochfeldern, auf denen man seine Töpfen und Pfannen platzieren kann,
wo man will. Gleich mehrere Anbieter kommen damit auf den Markt, sie
unterscheiden sich in Größe und Detail. Eine Marke koppelt die
Dunstabzugsstärke mit Hilfe von Sensoren an die Hitze auf dem Herd.

Kochfelder mit integriertem Dunstabzug gehören mit einem
durchschnittlichen Verkaufspreis von 2500 Euro zu den Umsatzbringern
im gehobenen Segment. Nach den GfK-Zahlen gab es bei diesem Produkt
in Deutschland im ersten Halbjahr ein Umsatzplus von 36 Prozent,
weltweit sogar von mehr als 50 Prozent.