Wenn rote Ziegeln grün sind: Eine Dachreinigung ist nötig
Berlin (dpa/tmn) - Das Frühjahr ist ideal, um aufs Dach zu steigen. Wenn Schnee und Eis verschwunden sind, wird es Zeit, es zu säubern und Schäden zu beseitigen. Das sollte der Hausherr allerdings nicht selbst erledigen - und sei er noch so sportlich und schwindelfrei.
Besonders auf Steildächern stoßen Laien an ihre Grenzen. Professionelle Dachdecker kennen indes die Gefahren und sichern sich ab. Außerdem: Viele Hausbesitzer erkennen die Mängel nicht.
Steildächer benötigen in der Regel keine Reinigung. Weder Algen, Flechten noch Vogelkot oder andere Schmutzablagerungen beeinträchtigen die Schutzfunktion des Daches. „Das sind lediglich optische Beeinträchtigungen“, erklärt Rüdiger F. Thaler von der Landesinnung des Dachdeckerhandwerks Berlin. „Wer sich daran stört, kann sie natürlich beseitigen lassen.“ Viel wichtiger ist die Reparatur von Schäden, die im Herbst und Winter entstanden sind. Das Dach musste ja teilweise heftigen Natureinflüssen trotzen.
Vor allem der Wind setzt den Häusern in unseren Breiten stark zu, und zwar nicht unbedingt der Winddruck, sondern der Windsog. Durch Verwirbelungen bei Stürmen ist besonders die dem Wind abgewandte Dachfläche gefährdet. „Am kräftigsten ist der Sog an den Randbereichen, dem First oben, den Ortgängen an den Seiten und dem Traufbereich unten“, erklärt Thaler. Besonders in diesen Bereichen könnten sich Ziegel und andere Bauteile lockern oder Klammern lösen.
„Flachdächer sind je nach Gefälle erhöhten biologischen Anforderungen ausgesetzt als Steildächer“, erläutert Josef Rühle, Geschäftsführer Technik beim Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks in Köln. Auf Flachdächern sammeln sich verstärkt Reststoffe von Pflanzen an, die Regen zum Gully spült und ihn verstopfen. „Da es bei Flachdächern meist eine Innenentwässerung gibt, kann das zum Problem werden“, sagt Rühle. Deshalb sei eine regelmäßige Wartung unerlässlich.
Besonders wichtig ist die Reinigung der Regenrinne. Denn dort häufen sich Sand und andere Stoffe an. „Durch den Belag verringert sich der Querschnitt der Rinne, das Wasser läuft nicht mehr richtig ab“, erklärt Rühle. In Kehlen, hinter Kaminen und Fenstern sind in der Regel besonders viele Pflanzenreste zu finden, die den Wasserfluss beeinträchtigen. „Am besten ist es, die Schmutzschicht mit einer Zungen- oder Firstkelle vorsichtig herauszuhebeln.“ Aber der Schmutz soll nicht in die Entwässerung gespült werden, da etwa Anlagen für Regenwassernutzung mit deren Filtern überlastet werden können.
Das Dach ist ein sehr sensibler Bereich des Hauses, der leicht beschädigt werden kann, wenn er nicht fachgerecht behandelt wird. „Manche Hausbesitzer rücken dem Dreck mit Hochdruckreinigern zu Leibe“, erklärt Thaler. „Der starke Wasserstrahl gefährdet die Dachhaut. Wenn Risse entstehen und Wasser eindringt, wird die darunterliegende Wärmedämmschicht zerstört.“
„Wurden asbesthaltige Materialien auf dem Dach verbaut, ist es sogar verboten, mit Hochdruckreinigern, Drahtbürsten oder anderen Werkzeugen zu arbeiten, die die Dachplatten beschädigen“, betont Torsten Mußdorf, Geschäftsführer des Norddeutschen Asbestsanierungsverbandes in Hamburg. Das sieht die Gefahrstoffverordnung vor. Denn die feinen Asbestfasern können schon bei Reinigungsarbeiten freigesetzt werden und eine Umwelt- oder Gesundheitsgefahr darstellen.
Bei Häusern, die zwischen dem Ende der 50er und Anfang der 90er Jahre gebaut wurden, ist bei Wellplattendeckungen und zementgebundenen Plattendeckungen mit hoher Wahrscheinlichkeit Asbest auf dem Dach. Hier darf auch kein Fachmann Reinigungsarbeiten vornehmen. Die asbesthaltigen Platten müssen einfach in Ruhe gelassen oder fachmännisch gegen asbestfreie Platten ausgetauscht werden. „Ist im Winter ein Ast darauf gefallen und dadurch ein Riss entstanden, muss die Platte entfernt und fachgerecht deponiert werden“, erklärt Mußdorf. Alle diese Arbeiten sind nichts für Laien, sondern gehören in die Hände von Sachkundigen.