Auch sie haben Durst: Straßenbäume gießen und pflegen
Berlin (dpa/tmn) - Die Bäume am Straßenrand kümmern keinen. Aber auch sie leiden an heißen Sommertagen an Wassermangel.
Der Bereich um den Stamm der Straßenbäume, der nicht von Pflaster bedeckt ist, ist meistens nicht groß genug, um Regenwasser aufzunehmen und für trockene Phasen zu speichern, erklärt die Berliner Sektion des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu). Daher bitten einige Städte ihre Bewohner, die Straßenbäume an heißen Tagen zu gießen.
Der Nabu schränkt aber ein, dass die Bewässerung mittels Gießkanne für einen ausgewachsenen Straßenbaum meistens nicht ausreicht. Denn die Hauptwurzeln reichen viel tiefer, als das Gießwasser jemals versickern würde. Hier müssten also Wassermengen aufgewendet werden, die von einer Privatperson kaum zu leisten wären. Die Stadt Düsseldorf empfiehlt, in längeren Trockenperioden Jungbäumen 80 bis 100 Liter Regen- oder Leitungswasser alle ein bis zwei Wochen zu geben.
Was ist die Alternative? Guerilla Gardening ist die Lösung. Damit ist das Bepflanzen von Flächen im öffentlichen Raum durch Bürger gemeint, eigentlich vornehmlich zum politischen Protest oder als Zeichen zivilen Ungehorsam. Doch gerade in Großstädten machen das auch viele, um einfach ihre Straße zu verschönern - sie bepflanzen etwa den Boden rund um Straßenbäume. Und das tut den Gehölzen besonders im Sommer gut, denn die Pflanzen auf der sogenannten Baumscheibe verringern die Verdunstung von Wasser.
Allerdings ist das Bepflanzen nicht überall erlaubt. Rechtlich bewegt man sich in einer Grauzone, erklärt die Berliner Nabu-Sektion. Ihrer Erfahrung nach schreiten die Ämter allerdings nicht ein, wenn die Baumscheibe gepflegt ist, die Sicht auf die Straße nicht eingeschränkt ist und sich jemand regelmäßig um die Pflanzen kümmert. Der Nabu rät aber, vor der Aktion am besten das zuständige Naturschutz- und Grünflächenamt zu kontaktieren, teils werde Pflegeverträge aufgesetzt. In Düsseldorf ist das Bepflanzen ausdrücklich erlaubt, die Stadt hat sogar Pflegehinweis dafür herausgegeben. Trotzdem bittet auch sie um Info, wenn Anwohner sich um einen Baum kümmern wollen.
Geraten wird den Guerilla-Gärtnern zum Beispiel zum Säen von Wiesenblumen oder -kräutern. Alternativen sind die Stauden Taubnessel, Lungenkraut, Waldsteinie, Günsel und Storchschnabel sowie die Kleinsträucher Heckenkirsche, Fünffingerstrauch, Johanniskraut, Kriechende Schneebeere, Spierstrauch und Berberitze. Fröhliche Farbtupfer im Frühling sind Stiefmütterchen, Hornveilchen, Tagetes, Bellis und das Fleißige Lieschen - sie müssen allerdings nach ein paar Wochen wieder ausgetauscht werden. Tabu ist alles, was den Baum beeinträchtigt, etwa Rank- und Kletterpflanzen oder Stauden, die sehr tiefe und viele Wurzeln bilden.
Verboten ist das Anlegen von Zäunen rund um die Baumscheibe wegen der Stolper- und Verletzungsgefahr. Und die Pflanzen sollten nicht höher als 60 Zentimeter wachsen, damit sie Verkehrsteilnehmern auf der Straße nicht die Sicht nehmen.
Wer den möglichen Ärger mit den Ämtern nicht riskieren will oder den Aufwand scheut, kann immerhin den Boden ab und zu auflockern und sein Fahrrad nicht darauf abstellen. Denn letzteres verdichtet den Boden, was die Fähigkeit, Wasser aufzunehmen, reduziert und die Nährstoffzufuhr für den Baum beeinträchtigt.