Beetschwestern: Petunien und Zauberglöckchen
Herten/Dresden (dpa/tmn) - Sie sind beide Nachtschattengewächse. Und beide tragen Glöckchen zu ihrer Zierde: Zauberglöckchen und Petunien ähneln sich auf den ersten Blick. Und beide mögen auch noch die gleichen Standorte - also sind sie das perfekte Paar für Kasten und Ampel.
Petunien fallen vor allem wegen ihrer leuchtenden Farben auf. Richtig beliebt sind sie erst seit gut 20 Jahren, als Surfinia-Petunien auf den Markt kamen. Diese wachsen überhängend. „Bis zu einem Meter lang werden die Pflanzen bei richtiger Pflege und Düngung innerhalb eines Sommers“, erklärt Beate Kollatz von der Sächsischen Landesanstalt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. Mehr als zehn Jahre später schafften Zauberglöckchen (Calibrachoa) ihren Durchbruch im Blumenhandel. Sie wirken auf den ersten Blick wie Mini-Petunien.
„Es ist nicht ganz leicht, aber es gibt ein paar Merkmale, mit deren Hilfe man die Gattungen unterscheiden kann“, erläutert Kollatz. Der auffälligste Unterschied sind Drüsenhaare auf den Petunienblättern, während das Laub der Zauberglöckchen glatt und nicht klebrig ist.
Auch die Blüten sind leicht unterschiedlich: „Bei den Zauberglöckchen kann man nur eine vertikal verlaufende Symmetrieachse durch die Blüte legen, während sich bei den Petunien mehrere dieser Linien anbieten“, erläutert Kollatz das botanische Detail. Und nur Petunien duften. Einige Jahre war auch die Blütengröße ein Hinweis. „Diese Unterschiede verschwimmen, denn mittlerweile gibt es ebenso großblumige Zauberglöckchen wie kleinblumige Petunien“, so Kollatz.
„Im Trend liegen derzeit vor allem Pink, Rosé und Lavendeltöne“, erklärt der Gärtnermeister Gerd Franzen aus Herten (Nordrhein-Westfalen). Und klare Farben wie Rot, Weiß und Blau sind gefragt. „Petunien gibt es auch mit nahezu schwarzen Blüten“, ergänzt Kollatz. Diese Exotik übt natürlich einen großen Reiz aus, braucht aber farbenfrohe Partner. Auch mit mehreren Farben spielen die Pflanzen: „Bei manchen Sorten ist der Schlund andersfarbig oder die Blütenblätter sind geadert“, beschreibt Kollatz. Sogar Streifen und Punkte tragen die Balkonschönheiten.
Die Blüten des Zauberglöckchens sind witterungsbeständiger und regenfester, denn sie schließen sich bei trübem Wetter. So kann Regenwasser oder Tropfenschlag die Blüten nicht beschädigen. Die Petunien sind empfindlicher, vor allem die großblumigen. Kollatz empfiehlt daher einen etwas geschützten Standort.
Aber sonst mögen beide Pflanzen die gleichen Standortbedingungen: Es sollte sonnig sein, erklärt Franzen. Aber seiner Erfahrung nach ist auch ein leicht halbschattiger Platz möglich. Grundsätzlich zählen diese Balkonpflanzen zu den wüchsigen Arten. Das heißt: „Sie brauchen viel Dünger.“ Franzens Tipp ist eine hochwertige Blumenerde mit Langzeitdünger. Anderenfalls ist nach der Phase des Anwachsens, die in der Regel drei bis vier Wochen dauert, eine wöchentliche Flüssigdüngung erforderlich. Die Pflanzen haben einen erhöhten Eisenbedarf. „Am besten verwendet man bei beiden Arten ein leicht saures Substrat“, empfiehlt Kollatz. In dessen pH-Wert-Bereich sei das Eisen für die Pflanzen besser verfügbar.
Fingerspitzengefühl braucht der Hobbygärtner beim Gießen, erklärt Kollatz. Denn um im Wurzelbereich optimal durchlüften zu können, sollte das Substrat hin und wieder abtrocknen können. „Dabei dürfen die Pflanzen selber allerdings nicht trocken werden.“ Sonst bekommen diese einen Dämpfer in ihrer Entwicklung.