Blüten auf kargem Boden - Frühlingserwachen im Steingarten
München (dpa/tmn) - Im kühlen, schattigen Gebirge sind die Bedingungen hart für Pflanzen. Hier haben die Böden kaum Nährstoffe. Trotzdem gedeihen einige Pflanzen gut. Diese eignen sich, um auf dem eigenen Grundstück schattige Steingärten und kühle Mauern zu besiedeln.
Wenn die Tage länger werden und die Sonne wieder mehr Kraft hat, um den Boden zu erwärmen, erwacht das Leben im Steingarten. Der Zeitpunkt hängt natürlich von der Witterung ab, sagt Jennifer Wainwright-Klein, Reviergärtnerin im Botanischen Garten München und für den Alpengarten am Schachen. Schon durch den auftauenden Schnee hindurch schiebe die Anemonen-Schmuckblume ihre rötlichen Knospen und entfalte dann ihre zartrosa Blütensterne, beschreibt Frank Meyer vom Rennsteiggarten Oberhof (Thüringen) eine der ersten Entdeckungen.
Ganz ähnlich verhält sich die Troddelblume (Soldanella alpina), die ihre gerade einmal zehn Zentimeter hohen Blütenstiele mit den rosafarbenen, gefransten Blütenkelchen bereits im März und April aus der nassen Erde reckt. „Nach den Wintermonaten sind die vielen Farben etwas Besonderes“, schwärmt Wainwright-Klein. Außerdem beeindrucke sie immer wieder, welche zarten Schönheiten zwischen den Steinen erblühen. Es sind nicht wenige Pflanzen, die hier schon im Frühjahr ihre Blüten zeigen. „Bereits im April erblüht das Felsenblümchen (Draba), das aus dem Balkan stammt“, nennt Meyer ein weiteres Beispiel. Die wintergrünen Tuffs mit nadelartigen Blättern werden nur wenige Zentimeter hoch. Darüber sitzen goldgelbe Blüten.
Wie in jedem Garten gehören auch die Zwiebelblumen zu den Debütantinnen der Gartensaison. „Zur Zeit blühen verschiedene Krokus-Arten“, sagt Wainwright-Klein. Zum Beispiel der Goldbrokat-Krokus (Crocus angustifolius), der in der Süd-Ukraine vorkommt, sowie der aus dem Balkan stammende Kleine Krokus (Crocus chrysanthus). Beide blühen gelb, wobei der Goldbrokat-Krokus eine satt goldgelbe Farbe hat sowie bronzefarbene Streifen und Sprenkel auf der Außenseite der Blütenblätter. Der Kleine Krokus variiert in der Blütenfarbe von blassgelb bis orangegelb. Hin und wieder gibt es auch cremeweiße Formen.
Auch eine Verwandte der Herbstzeitlosen streckt ihre Blüten nun aus der Erde: „Die Frühlingslichtblume (Colchicum bulbocodium) stammt aus den Pyrenäen und den Südwest-Alpen“, erläutert Meyer. Die lila-rosa Kelche stehen aufrecht und sehen aus wie Krokusblüten, die zu groß geraten sind. Selbst die ersten Schwertlilien öffnen schon ihre Blüten: Iris danfordiae und Iris reticulata.
Ein Steingarten lässt sich zu Hause leicht anlegen - dafür braucht es gar kein Beet und nicht viel Platz. „Die Steingartenpflanzen kann man in Trockenmauern sowie in die Ritzen einer Gartenmauer pflanzen“, erläutert Wainwright-Klein. Sie rät, auch Tröge oder Balkonkästen für alpine Stauden zu nutzen. „Auch steinige Bereiche, zum Beispiel neben einer Einfahrt, können mit Steinbrech und Hauswurz bepflanzt werden.“
Das A und O ist hier der Boden. „Ein magerer, mineralischer Boden passt am besten“, sagt die Gärtnerin. Denn in den hohen Gebirgsregionen gibt es wenig Nährstoffe. Pflanzt man die zarten Frühlingsblüher aber in einen fetten Gartenboden, würden sie zu schnell wachsen sowie wenige und nicht arttypische Blüten bilden. Will der Hobbygärtner das Erdreich abmagern, muss er ihm über mehrere Jahre die Nährstoffe entziehen und weniger gehaltvolle Stoffe wie Sand oder Splitt unterarbeiten. Die Düngung verlangt folglich auch viel Fingerspitzengefühl, denn schnell hat man es zu gut gemeint. Lauberden und Kompost in Maßen reichen meist aus. Der Hobbygärtner muss immer wieder Unkräuter jäten. Sie stören den Wuchs der Pflanzen.
Wer Platz hat, kann die Gebirgspflanzen auf etwas steilere Hänge im Garten setzen, erklärt Wainright-Klein. Aber: Auf einer größeren Fläche ist es schwierig, einen mageren Boden für die Pflanzen herzurichten. Daher bieten sich etwas robustere Polsterstauden an. Zum Beispiel die Kulturformen des Blaukissens (Aubrieta x cultorum) oder die Gänsekresse (Arabis caucasica). Ihre Sorten blühen weiß und hellrosa, so dass sie zum Blaukissen einen schönen Kontrast setzen.