Gartenmythen erklär Brauchen alle neu gepflanzten Bäume eine Stütze?

Berlin (dpa/tmn) - Ein neu gepflanzter Baum hat noch keine gut verzweigten Wurzeln im Boden, die ihm Stabilität geben könnten. Daher lautet ein gängiger Rat, jeder Neupflanzung einen Pfahl an die Seite zu geben, der den Baum stützt.

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Der Bundesverband Garten- und Landschaftsbau (BGL) argumentiert, dass ein Baum sonst starkem Wind ungeschützt ausgesetzt ist, und die Bewegung des Wurzelballens sein Wachstum gefährdet. Neu gebildete Wurzeln könnten abbrechen und die Versorgung der Baumkrone unterbrechen.

Der BGL rät daher, junge Bäume immer abzustützen. Für kleinere Gehölze bietet sich ein schräg gesetzter, kleiner Pfahl an, für größere eine Verankerung aus zwei gegenüber gesetzten Pfählen.

Pfähle und Stamm werden mit Naturfaserseilen verbunden. Dafür eignen sich zum Beispiel gedrehtes Kokosgarn, geflochtene Kokoskordeln oder dehnfähige Kunststoff- oder Gummibänder mit einer Mindestbreite von vier Zentimetern. Die Verankerungen bleiben für gewöhnlich zwei bis drei Jahre an den Bäumen.

Der englische Bio-Gärtner Charles Dowding, der ein Buch zu Gartenmythen geschrieben hat, hat eine andere Meinung zum Abstützen frisch gesetzter Bäume: An den meisten Standorten und für die meisten Gehölze sei das nicht notwendig - vielmehr könne das sogar Probleme verursachen. Denn die Wurzeln gewöhnen sich an den Rückhalt und sind daher schwächer. „Die einzigen Bäume, die man abstützen muss, sind jene mit sehr kleinem Wurzelstock“, erklärt Dowding. Als Beispiele nennt er veredelte Apfelbäume auf Unterlagen des Typs M9 oder M27 oder Zwetschgenbäume auf der Unterlage Pixy. Ihre Stämme mit kleinen Wurzelstöcken könnten sonst ab dem zweiten Jahr unter dem Gewicht schwerer Früchte in Schieflage geraten oder gar umfallen.

Stützpfähle bieten sich aber auch an für Bäume an steilem Gefälle und an Standorten mit andauernden, starken Winden. Und man sollte Bäume absichern, wenn sie an einer Seite von einer Hecke oder anderen Bäumen umgeben sind, rät Dowding. Daraus resultierender Lichtmangel und ein Streben der Bäume in Richtung des Lichtes, könnte diese sonst in Schieflage bringen.

Dowding rät, den Stamm und den Pfahl recht weit unten zu verknüpfen, nur etwa 60 Zentimeter über dem Boden. „Das ermöglicht dem oberen Teil des Baumes, sich mit dem Wind zu bewegen.“ Da der Baum sich mit der Zeit an die Bewegungen anpasst, wird er stärker. Und er schickt Signale an seine Wurzeln, dass diese sich an der Seite vor auftretenden Winden wappnen müssen.

Literatur:

Charles Dowding: Gelassen gärtnern - 99 Gartenmythen und was von ihnen zu halten ist, Oekom Verlag, München, 2016, 144 Seiten, 14.95 Euro, ISBN-13: 978-3-86581-769-3