Christ- und Lenzrosen: Blüten im Winter

Bad Zwischenahn (dpa/tmn) - Wenn alles im Winterschlaf liegt, öffnen sie ihre Knospen und erblühen: Lenz- und Christrosen. Einige schaffen das den harten Bedingungen zum Trotz sogar jahrzehntelang.

Wenn draußen tiefster Winter ist, öffnen Christ- und Lenzrosen ihre großen, auffälligen Blüten. Von der Kälte lassen sie sich nicht abhalten, die Knospen in strahlendem Weiß und rosigem Rot zu entfalten. Der deutsche Name Christrose (Helleborus niger) deutet auf den Blütezeitpunkt ab Dezember hin, erklärt Björn Ehsen, Gärtnerischer Leiter im Park der Gärten in Bad Zwischenahn. Ab Februar, auch erst ab März folgen die Lenzrosen (Helleborus x hybridus) mit zahlreichen Varianten. „Mich faszinieren die Blütenfarben und die auffallende Blütenform in einer Jahreszeit, in der man oft nur Schneeglöckchen oder Winterlinge im Garten bewundern kann“, sagt Christine Becker, Buchautorin aus Nordwest-Mecklenburg.

Die Blüten der Christrosen sind schalenförmig und werden nicht von den Kelchblättern gebildet. Daher vergrünen die Blüten nach der Befruchtung und bleiben bis zur Samenreife an den Stielen. Lenzrosen werden immer beliebter, denn sie sind mit unzähligen Hybriden verbreitet. „Es gibt sie in vielen außergewöhnlichen Farb- und Formvariationen“, sagt Ehsen. „Die Farbskala reicht von Weiß oder Rosa über Purpur, Schwarz bis Gelb.“ Die Sorten haben gefüllte oder gesprenkelte, geäderte oder anemonenförmige Blüten - doch „jede Pflanze ist ein Unikat“, betont der Pflanzenexperte.

Helleborus kommen in der Natur häufig in Waldnähe, aber auch an Heckensäumen und auf Wiesen vor. „Diese Pflanzen wachsen auch in voller Sonne sehr gut“, sagt Christine Becker. Sie empfiehlt aber halbschattige Standorte, die entweder vormittags oder nachmittags in der Sonne liegen. „Der Boden sollte für die Christrose humos locker sein und nicht zu Staunässe neigen“, erläutert Björn Ehsen. Die meisten Arten bevorzugen aber Lehmböden mit guter Wasserführung. Eine besondere Rolle spielt der Kalkgehalt, der vor allem für die Christrose ein Wachstumsfaktor ist.

Passt am Standort alles, werden die Gewächse sehr alt. „Die Stauden wachsen mehrere Jahrzehnte an dem selben Standort“, sagt Ehsen. Aber Becker ergänzt: „Eine wichtige Voraussetzung besteht darin, dass man die Pflanzen in Ruhe lässt.“ Vor allem sollten die Wurzeln durch Graben und Hacken nicht gestört werden. Ehsen düngt die Pflanzen, wenn sie im Frühjahr in voller Blüte stehen und rät bei Bedarf zu einer zweiten Düngung im Juli oder August. „Bei lehmhaltigen Böden ist eine Düngung nicht erforderlich“, sagt Becker.

Die Experten sind sich nicht einig bei der Gewächspflege im Herbst. Ehsen würde welke Blätter stehen lassen: „Man sollte beachten, dass das Laub ein natürlicher Schutz ist.“ Daher entferne er nur Blätter, die welk sind oder Flecken durch eine Pilzerkrankung haben. Becker rät hingegen, die welken Blätter unbedingt abzuschneiden, damit sich keine Fäulnis ausbreitet. „Eingewachsene Garten-Lenzrosen benötigen keinen Schutz vor Frösten“, sagt sie.

Die Pflanzen schützen sich mit einem besonderen Mechanismus vor Schäden durch Kälte: Sie können Wasser aus den Zellen in die Zwischenräume verlagern, um zu verhindern, dass das gefrierende Wasser die Zellen zum Platzen bringt. So hängen die Blütenköpfe und Blätter bei Frost wie welk nach unten, erholen sich aber, sobald die Temperaturen wieder steigen.

Die Schönheit der Christrosen und Lenzrosen täuscht gerne darüber hinweg, dass es sich bei diesen Pflanzen wie bei allen Nieswurz-Arten um giftige Pflanzen handelt. Neben den beschriebenen Stars des Wintergartens, die zu den stammlosen Arten gehören, gibt es Wildarten wie Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) und Korsische Nieswurz (Helleborus argutifolius), die zu den stammbildenden Arten gehören. Sie halten sich mit ihren grünlichen Blüten im Winter dezent zurück, schmücken halbschattige Beete aber ganzjährig mit Laub.