Comeback im Rhein für Maifisch, Zander und Co.
Düsseldorf (dpa) - Im Rhein sind unbekannte Fischarten wie das Moderlieschen zu Hause, aber auch bekannte wie Hecht oder Zander. Dank besserer Wasserqualität sind wieder deutlich mehr Arten unterwegs als noch vor einigen Jahren.
Der Maifisch ist zurück im Rhein: Drei kleine Jungfische, entdeckt im Dezember bei Karlsruhe, sind für die Fachleute der Beweis für den Erfolg der aufwendigen Programme zur Wiederansiedlung. Vor mehr als einem halben Jahrhundert verschwand der heringsartige Fisch im Rhein. Die Elterntiere der jungen Maifische wurden wohl 2008 in Düsseldorf ausgesetzt und fanden nach mehrjährigem Aufenthalt im Meer zurück, so das Umweltministerium in Düsseldorf.
Doch auch andere Fische tummeln sich wieder im Fluss. Hecht, Zander, Lachs, Wels und Flunder sind wieder im 226 Kilometer langen NRW-Abschnitt unterwegs. Grund sei die inzwischen deutlich bessere Wasserqualität, sagt der Fischereibiologe Ludwig Steinberg vom Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv).
1969 war das schwierigste Jahr: Zwischen Bad Honnef und Emmerich wurde der Rhein durchgehend als stark verschmutzt eingestuft. Auch der Ausbau für die Schifffahrt und der Wegfall von Auen ging zulasten des Lebensraums für Fische. Die Wende zur besseren Wasserqualität brachten unter anderem Kläranlagen.
Ein Übriges taten Wiederansiedlungsprojekte. So ist durch das Wanderfischprogramm NRW auch der Lachs zurückgekommen. „Der Stör ist zwar definitiv verschwunden, aber alle anderen Arten sind wieder nachweisbar“, sagt Stefan Staas, Geschäftsführer der Rheinfischergenossenschaft in Erftstadt bei Köln.
Mehr als 40 Arten sind wieder im Fluss unterwegs, darunter manche mit so hübschen Namen wie Moderlieschen, Rotauge, Koppe, Flussneunauge oder Rapfen. Der Zander hat den Hecht als wichtigste Raubfischart verdrängt. Auch Arten, die nicht so robust sind und empfindlich auf eine schlechtere Wasserqualität reagieren, behaupten sich.
Berufsfischer gibt es keine mehr am Rhein. Aber etwa 30 000 Angler holen sich pro Jahr bei der Rheinfischergenossenschaft die Erlaubnis, zu fischen. Die Fische könnten verzehrt werden, meint Staas. Nur der Aal nicht.
Der schlangenähnliche Fisch ist das Sorgenkind. „Der Bestand ist seit Jahren rückläufig“, sagt Fischereiökologe Steinberg. „Früher war er mal der Hauptfisch der Berufsfischer.“ Seit 2003 warnen die Behörden davor, Aale aus dem Rhein zu essen. In seinem fetten Fleisch reichern sich die Umweltgifte Dioxin und PCB an, die Werte sind zu hoch.
Aber der Lachs ist wieder da. Der Lachs-Fluss schlechthin ist die Sieg, die bei Bonn in den Rhein mündet. Seit 1988 werden hier die einstigen Allerweltsfische ausgesetzt. Ein 2008 entdecktes Prachtexemplar von 1,15 Meter Länge brachte 13 Kilogramm auf die Waage, erzählt Fachmann Steinberg.
Durch Elektrobefischung wird seit 1984 am Ufer des Rheins das Leben im Wasser systematisch erfasst. Dabei werden die Tiere kurz gefangen, betäubt, bestimmt und lebendig wieder freigelassen. Zuletzt waren die Fischereiökologen des Lanuv im Juni 2013 an 31 Stellen unterwegs. Sie fanden heraus, dass sich vor allem eingewanderte Fischarten gut entwickelt haben.
Diese weniger willkommene Arten kommen aus dem Schwarzen Meer, über Donau und Rhein-Main-Donau-Kanal in den Rhein. Seit etwa 2010 sind verschiedene Arten von Grundeln so stark vertreten, dass an manchen Stellen am Niederrhein kaum noch andere Tiere gefangen werden. Manchem Angler sei über die Dominanz des kleinen Fischs der Spaß am Hobby vergangen, berichtet Stefan Staas. „Man fängt nichts mehr außer Grundeln.“