Der Kaktus ist wieder da - Grün für Faule und Hippe
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Berlin (dpa) - In der Mode gilt das Gesetz schon lang: Alles kommt irgendwann wieder. In der Inneneinrichtung auch: Omas alter Küchenschrank oder Onkels oller Nierentisch sind wieder beliebt. Jetzt sieht man immer öfter auch eine Pflanze, die viele seit Jahrzehnten völlig out fanden: den Kaktus.
In Cafés steht er auf schmalen Fensterbänken oder dunklen Holztischen. Und Menschen ohne grünen Daumen haben einen zu Hause. Nur wieso? Eine Auswahl von Gründen:
Pflegeleicht: Schon als Kind lernen die meisten: Einen Kaktus muss man nur einmal die Woche gießen. Die Pflanze braucht nicht viel Wasser und geht nicht schnell kaputt. Wer also bislang keine Pflanzen hatte, weil er zu faul (oder vergesslich) zum Gießen war, braucht sich beim Kaktus keine Sorgen machen. „Er braucht keine tägliche Zuwendung“, sagt der Präsident der Deutschen Kakteen Gesellschaft, Andreas Hofacker.
Schön anzusehen: Ein Kaktus ist so schlicht wie schön - er wächst langsam und wahrt die Form. Ein Kaktus begleitet einen jahrelang oder gar jahrzehntelang, bestimmte Arten werden sogar um die 200 Jahre alt. „Einen Blumenstrauß schmeißt man nach einer Woche weg, von einem Kaktus hat man lange was“, sagt Hofacker.
In Szene-Läden sieht man die Pflanze immer öfter: Wer etwa in das japanisch-französische Café „Two and Two“ in Berlin-Neukölln kommt, kann seinen Kaffee neben zahlreichen Kakteen genießen, auch das in vielen Blogs gerühmte Lokal „Le Bon“ im Berliner Stadtteil Kreuzberg setzt bei der Einrichtung auf die stachelige Pflanze. „Ich mochte Kakteen schon als Teenager“, sagt Eri Wada, Chefin im „Two and Two“.
Zu jedem Exemplar gehört natürlich ein Übertopf. Auf Wohn-Blogs wie „Homestory“ sind Tipps zu finden, wie der Kaktus besonders zur Geltung kommt: „Geradezu edel wirken die großen Stacheligen in goldenen oder bronzenen Übertöpfen, und besonders gut machen sie sich in einem hellen, eher minimalistischen Wohnumfeld“, heißt es. Wer es verspielt mag, greift zu grünen Übertöpfen - in Kaktusform.
Rückkehr zum Ursprünglichen: Der Kaktus passt gut in die Zeit. In den 90ern kaufte man sich noch aufblasbare Kakteen, heute stehen wieder die echten in der Wohnung. Denn immer mehr Menschen besinnen sich auf Handgemachtes und Ursprüngliches. Wer sein Brot selbst backt und das Wohnzimmer mit selbst gepflückten Blumen dekoriert, findet wohl auch Gefallen an Zimmerpflanzen - besonders an einer so unaufgeregten wie dem Kaktus.
Spassfaktor: Wer Kinder und Kakteen hat, ist klar im Vorteil - zumindest, wenn es um Geburtstagsfeste für die Kleinen geht. Schließlich lässt sich die Cowboy-Party viel besser verkaufen, wenn man sich ein bisschen Wüstenflair ins Wohnzimmer holt. Als Alternative bietet sich natürlich immer noch die aufblasbare Variante an. Hier besteht jedenfalls keine Pieksgefahr.
Vielfalt: Kein Kaktus sieht aus wie der andere. Schlichte runde Knolle oder verästelte Arme, mit Blüte oder ohne Blüte, haarig oder glatt, groß oder klein: die Vielfalt der Pflanze besticht. Zugleich ist jedoch jede dritte Kaktus-Art vom Aussterben bedroht, wie die Weltnaturschutzunion (IUCN) erst diese Woche mitteilte. Grund ist der illegale Handel mit den Pflanzen und ihren Samen.
Besser also nicht bei unbekannten Internethändlern bestellen, rät die DKG. Wer beim Blumenhändler, im Baumarkt oder spezialisierten Gärtnereien kauft, mache dagegen nichts falsch. Wer nicht gleich kaufen will, kann natürlich auch den öffentlichen Anblick genießen. „Anschauen ist immer gut“, sagt Hofacker. Viele botanische Gärten haben auch Kakteen-Gewächshäuser.