Deutschen Bäumen geht es besser
Berlin (dpa) - Mehr als die Hälfte der deutschen Eichen sind krank. Das zeigt der aktuelle Waldzustandsbericht, der am Dienstag veröffentlicht wurde. Trotzdem konnte das Bundesagrarministerium kurz vor Beginn des Jahres der Wälder auch Positives verkünden.
Dem deutschen Wald geht es insgesamt etwas besser. 38 Prozent der Bäume waren im vergangenen Jahr ohne Nadel- oder Blattverlust. 2009 lag diese Zahl noch bei 36 Prozent. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) sieht den Zustand des Waldes hingegen weiter auf einem „kritischen Niveau“.
Dem Waldzustandsbericht zufolge haben sich vor allem die Buchen erholt. Hier ist der Anteil der Bäume, bei denen die Kronen stark ausgedünnt sind, sogar von 50 auf 33 Prozent zurückgegangen. Dagegen zeigen 51 Prozent aller Eichen deutliche Kronenverlichtungen - zum Erhebungsstart 1984 waren es lediglich 9 Prozent. Besonders schlecht geht es dem symbolträchtigen Baum in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin.
Die Eiche leide vor allem unter verschiedenen Schmetterlingsraupen. Zudem würden insbesondere junge Blätter, die nach den Fraßschäden wieder austreiben, häufig von Eichenmehltau befallen. Der Pilz entziehe den Blättern Nährstoffe, so dass sie abfielen. Der Kronenzustand von Fichte und Kiefer blieb nahezu unverändert. Dies gehe jedoch auf regional gegenläufige Entwicklungen zurück, heißt es im Bericht.
Besonders schlecht ging es den deutschen Bäumen 2004. Trockenheit und hohe Ozonwerte hatten dem Wald im Hitzerekordjahr 2003 zugesetzt. Das volle Ausmaß der Schäden wurde erst ein Jahr später ersichtlich. Seitdem hat sich der Wald jedoch kontinuierlich erholt und hat nun etwa wieder den Zustand von 2003 erreicht.
Der NABU sieht die Gesundheit des Waldes hingegen kritisch. Vor allem der Klimawandel, Überdüngung und der Verkehr würden ihm zu schaffen machen. Die Organisation forderte die Bundesregierung dazu auf, Ursachen zu bekämpfen, statt weiter an den Symptomen „herumzudoktern“. So werde etwa Kalk in den Wald gekippt, um die Boden-Versauerung auszugleichen, anstatt direkt dagegen vorzugehen.
Kritik an der Erhebung kommt auch von Seiten der FDP-Bundestagsfraktion. „Auch wenn die Nachrichten gut sind: Die Blattdichte in den Baumkronen ist ein veralteter, ungenauer Indikator für die Gesundheit der Bäume“, erklärte Landwirtschafts-Sprecherin Christel Happach-Kasan. Ob das Laub dicht oder licht sei, hänge zu stark von den Witterungsbedingungen im Vorjahr ab. Der Bericht sei daher zwar ein „erfreulicher Fingerzeig“, aber kein abschließendes Urteil über die Gesundheit der Wälder.
Die Vereinten Nationen (UN) haben 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder ausgerufen. Am Mittwoch wird es in New York vom UN-Waldforum eröffnet. In Deutschland folgt der Auftakt am 21. März. „Wir wollen im Internationalen Jahr der Wälder zeigen, dass die Artenvielfalt, unser Wohlstand, unsere Geschichte und Kultur ohne den Wald nicht möglich wäre“, sagte Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) am Dienstag.
In den alten Bundesländern wird der Zustand des Waldes seit 1984 untersucht, in den neuen Ländern gibt es die jährliche Erhebung seit 1990. Die Informationen sind dem Ministerium zufolge eine wichtige Grundlage für forst- und umweltpolitische Entscheidungen zum Schutz des Waldes.