Ein großer Klecks Farbe - Die Kamelienblüte
Frankfurt/Main (dpa/tmn) - Einst dachte man, aus der Kamelie könne Tee gewonnen werden. Doch die aus Asien importierte Pflanze sieht dem Teestrauch nur sehr ähnlich. Trotzdem blieb die Kamelie nicht ohne Verwendung in Europa: Ihre schönen Blüten zieren heute viele Gärten.
Ihre großen weißen, rosafarbenen oder roten Blüten sind in den ersten Monaten des Jahres eine Attraktion im Garten: Kamelien sind als immergrüne Ziersträucher im Garten sehr beliebt. Ursprünglich waren es aber nicht die großblumigen Schönheiten der Kamelien, die im Mittelpunkt des Interesses standen, sondern die kleinblütige Art Camellia sinensis. Sie sollte in Europa als Teepflanze genutzt werden. Doch was da aus Asien importiert wurde, war im europäischen Klima für den Teeanbau ungeeignet. Also bekam die Kamelie als Zierpflanze eine Chance.
„Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sind die ursprünglich aus Ostasien stammenden Kamelien nach Deutschland gelangt“, sagt Helga Urban, Fachbuchautorin aus Frankfurt. „Dabei sind diese Pflanzen ausnahmsweise nicht über England aus Asien nach Europa gelangt“, ergänzt Hartmut Eisen, Vorsitzender der Deutschen Kamelien-Gesellschaft in Aachen. „Die Portugiesen waren damals eine der führenden Seefahrernationen, die die Kamelien aus China eingeführt haben.“
In der Natur kommen Kamelien in Höhen über 1000 Meter vor“, erklärt Urban. Die Höhe ist gut für die Pflanzen: Denn der Schnee ist ein Schutz vor Kälte, und später sorgt die Schmelze für eine hohe Luftfeuchtigkeit. Der Untergrund, auf dem Kamelien wachsen, ist felsig, wobei die Wurzeln in den Felsspalten Halt finden.
„Für eine gute Winterhärte spielt der Standort im Garten eine bedeutende Rolle“, erläutert Eisen. Er rät, die Pflanzen vor Ostwind zu schützen und auf Morgensonne zu verzichten. Außerdem brauchen die Kamelien im Winter, solange der Boden gefroren ist, einen Schutz vor kräftiger Sonneneinstrahlung. Anderenfalls verdunste über die in der Sonne stehenden Blätter viel Wasser, das aus dem gefrorenen Boden nicht nachgeliefert werden kann. Die Pflanzen vertrocknen.
„Ein guter Winterschutz besteht aus einer lockeren Laubschicht auf den Wurzeln, so dass das Durchfrieren des Wurzelballens verhindert wird“, rät Eisen. Die Büsche werden zudem mit luftdurchlässigem, schattierendem Material wie Vlies oder Betttüchern umhüllt. „Ideal ist ein Platz, der durch Hecken oder den lichten Schatten von großen Bäumen geschützt ist, weil so extreme Bedingungen vermieden werden können“, sagt Helga Urban. Zudem empfiehlt sie, nicht nur Laub unter den Büschen auszubreiten, sondern auch Tannennadeln unterzuarbeiten, um den pH-Wert zu senken. Denn der ideale Boden für Kamelien sei locker, humos und habe einen leicht sauren ph-Wert, sagt Urban.
Staunässe vertragen Kamelien nicht. „Meine Erfahrung hat gezeigt, dass Kamelien es mögen, wenn die oberen Wurzeln sichtbar sind.“ Daher rät die Pflanzenkennerin, die Kamelie nicht zu tief zu pflanzen, sondern drei bis fünf Zentimeter höher in die Erde zu setzen, als sie zuvor im Topf aus dem Handel gestanden haben. „Kamelien brauchen keinen Dünger, wenn sie ausgepflanzt sind“, erläutert Urban. Wer dennoch die Pflanzen mit Nährstoffen versorgen möchte, sollte sich auf die erste Jahreshälfte beschränken.
Neben den richtigen Standortbedingungen spielt die Sortenwahl eine Rolle, wenn es um die Frage der Winterhärte geht. Unter den Züchtungen, die in Deutschland erhältlich sind, habe Camellia japonica die größte Bedeutung. „Eine Gruppe die sich als besonders winterhart erwiesen hat, sind die sogenannten Higo-Kamelien“, sagt Urban. Typisch für die Higos ist eine ungefüllte Blüte mit einem Büschel gelber Staubgefäße. Außerdem duften die Blüten zart. Urban rät zu älteren Sorten, die sich bereits in strengen Wintern bewährt haben, wie 'Adolphe Audusson', 'Hagoromo' und 'Nobilissima'.