Einfach mal abhängen - Zimmerpflanzen in Ampeln setzen
Bonn (dpa/tmn) - Die Fensterbank ist schnell voll. Aber Pflanzen können einfach auch mal an der Wand oder von der Decke hängen. Ampeln und Töpfe in Netzen erweitern das Platzangebot für Grün im Haus.
Der Efeu hängt einfach mal im Wohnzimmer rum. Ein Gliederkaktus lässt seine feinen Arme von der Decke baumeln und aus einem Bilderrahmen wuchert ein Farn. Pflanzen müssen nicht immer nur am Fenster stehen oder sich zwischen Sofa und Schrank quetschen. Sie können ein Blickfang in luftiger Höhe sein - nicht nur in Ampeln.
Wohngestalter nutzen häufig Pflanzen als Gestaltungselement, sagt die Trendexpertin Eva Barth-Gillhaus aus Meerbusch bei Düsseldorf. „Die Natur rückt immer mehr in die Wohnung hinein. Pflanzen werden zunehmend integriert.“ Dafür ist genügend Platz wichtig. „Hängende Pflanzen sind immer dann eine praktische Lösung, wenn auf der Fensterbank oder auf dem Fußboden in Fensternähe nicht ausreichend Platz zur Verfügung steht“, sagt Markus Gregg vom Fachverband Raumbegrünung und Hydrokultur im Zentralverband Gartenbau in Bonn.
Doch die hinterste Zimmerecke taugt häufig nicht für die Pflanzen - sie brauchen Licht. „Ich erlebe oft, dass Leute die Standortangabe "schattig" mit "wenig Licht" gleichsetzen“, sagt die Gartenbau-Ingenieurin Johanna Kulzer aus Eckental (Bayern). „Das ist ein Fehler. "Schattig" heißt nur "nicht in der prallen Sonne".“
Die Pflanzen dürfen nicht zu weit vom Fenster entfernt stehen und nicht zu hoch hängen. „Das Licht fällt in unseren Breiten normalerweise von schräg oben ein“, erklärt Gregg. Im oberen Bereich des Zimmers ist es somit dunkler. Unter Umständen müsse dort eine künstliche Beleuchtung die Pflanzen mit Licht versorgen.
Der Blick sollte aber nicht nur nach oben gehen, wenn man den Standort auswählt. Ein empfindlicher Bodenbelag verträgt vielleicht das Gießwasser, das aus dem Topf tropft, nicht. Abgefallene Blüten, auf die die Bewohner treten, können Flecken hinterlassen. Als Untergrund gut geeignet seien Fliesen oder Parkett, sagt Gregg.
Grundsätzlich passen alle Zimmerpflanzen in eine Ampel. „Besonders beliebt sind natürlich Hängepflanzen oder auch Kletterpflanzen, welche mangels einer Kletterhilfe ihre Triebe hängen lassen“, sagt Kulzer. Beliebte Beispiele sind die Efeutute (Epipremnum pinnatum), die Wachsblume (Hoya carnosa) und die Kletterfeige (Ficus pumila).
Schön wirken Gewächse, die gerne nach unten wachsen, zum Beispiel die Grünlilie mit ihren hängenden Ausläufern. Auch Sukkulenten können das: Die Rhipsalis hat filigrane und lange Stäbchenglieder. Die Triebe der Hatiora wachsen erst in die Breite und fallen dann herunter, wie Gregg beschreibt.
Ampeln hängen in der Regel von der Decke oder an der Wand. „Es gibt ganz einfache Ampeln mit einem Pflanzgefäß aus Kunststoff“, sagt Gregg. „Durch drei Löcher am Gefäßrand sind Kettenaufhängungen geführt. Edler, aber schwerer sind Gefäße aus Keramik.“ Normale Töpfe können auch in Netze oder Körbe mit Aufhängungen gesetzt werden. „Im Trend liegen Körbe aus Naturmaterialien, aber auch aus Metall mit einem Vlieseinsatz“, berichtet Trendkennerin Barth-Gillhaus.
Mehrere Gewächse finden in Ampeln an Haken oder einer Leiste nebeneinander oder untereinander Platz. „Dabei sollte immer die dominanteste Pflanze ganz unten positioniert werden“, rät Kulzer. Er hat noch einen Tipp: „Eine ganz einfache Idee ist, Hakenleisten oder Gitter aus der Küche ihrem Zweck zu entfremden.“ Gärtnermeister Gregg ergänzt: „Wir haben für einen Kunden mal eine Baustahlmatte umlackiert.“ Sie sollte als Aufhängung für mehrere Ampeln mit Ketten in unterschiedlicher Länge dienen. „Der Vorteil bei dieser Lösung war: Man braucht nur eine Befestigung in der Wand oder Decke und kann den hängenden Garten flexibel umgestalten.“
Eine neue Idee aus dem Handel ist das begrünte Wandbild. In spezielle Bilderrahmen kommen bepflanzte Kissen, erläutert Gregg. „Schwach wachsende Pflanzen sind hier von Vorteil. Ranker sollte man entweder nach unten oder an die Seite setzen und gelegentlich mal stutzen, damit die Gesamtproportionen erhalten bleiben.“
Die Pflege hängender Pflanzen ist aufwendiger als die der Exemplare am Fenster. „Eine Erleichterung ist, wenn das Pflanzgefäß in einem Übergefäß steht“, sagt Gregg. „Dann kann es zum Umtopfen, aber auch zur gelegentlichen Kontrolle einfach herausgehoben werden.“ Außerdem fängt ein Übertopf überschüssiges Wasser auf.
Das Hauptproblem ist aber das Gießen in der Höhe. Eine Kanne mit einem dünnen, gebogenen und langen Ausgießer hilft dabei. Mit dem Rüssel kann man sich besser einen Weg unter die Blätter der Pflanze bahnen. Weil man das Substrat nicht sieht, ist Fingerspitzengefühl gefragt. Dennoch passiert es leicht, dass man zu wenig oder zu viel Wasser gibt. Daher rät Fachbuchautorin Kulzer, die Pflanzen in Tongranulat statt in Erde zu setzen. „Es hat den Vorteil, dass es auch als Feuchtespeicher wirkt.“ Praktisch sei auch eine Hydrokultur. Ein Wasserstandsmesser in der Ampel zeigt dann auf einen Blick von unten, wie die Bedingungen unter der Zimmerdecke sind.
Literatur: Johanna Kulzer: Welche Zimmerpflanze passt wohin?, Blv Buchverlag, 128 S., 14,95 Euro, ISBN-13: 978-3-8354-0900-2