Experten: Ölpest im Golf Folge vermeidbarer Fehler
Washington (dpa) - Ignorierte Warnsignale, Managementversagen und eine Aufsicht ohne Biss: Die Ölpest im Golf von Mexiko war die Folge vermeidbarer Fehler der an der Bohrung beteiligten Unternehmen und auch die Behörden patzten.
Zu diesem Schluss kommt ein von Präsident Barack Obama eingesetztes unabhängiges Expertengremium zur Untersuchung der größten Umweltkatastrophe der USA.
Demnach resultierten die Fehler zumeist aus Entscheidungen der Firmen, mit denen Zeit und Kosten eingespart werden sollten. Und solche Fehler könnten wieder passieren, warnen die Fachleute. Das Desaster hatte am 20. April 2010 vor der Küste des US-Staates Louisiana mit der Explosion der Bohrplattform „Deepwater Horizon“ begonnen. Geschätzt 780 Millionen Liter Rohöl flossen ins Meer.
Die Kommission will ihren kompletten Untersuchungsbericht in der kommenden Woche veröffentlichen, ein Kapitel wurde am Mittwoch vorab publik. Demnach unternahmen der britische Ölkonzern BP, das Schweizer Unternehmen Transocean und die US-Firma Halliburton eine Reihe von gefährlichen und zeitsparenden Schritten, ohne die Risiken in Betracht zu ziehen. Vertreter der Unternehmen hätten vor kritischen Entscheidungen auch nicht genügend miteinander oder mit ihren Beschäftigten kommuniziert, berichtete die „New York Times“.
Die Fehler lägen im System, heißt es im Expertenbericht. „Ohne erhebliche Reformen sowohl im Vorgehen der Industrie wie auch bei der Regierungspolitik könnten sie sehr gut wieder passieren.“
BP hatte die Ölplattform von Transocean geleast, Halliburton war für das Versiegeln des Bohrlochs verantwortlich. Insgesamt werden in dem Untersuchungsbericht neun einzelne Aktionen aufgelistet, die den Firmen halfen, Geld und Zeit zu sparen - ungeachtet dessen, dass weniger riskante Alternativen zur Verfügung standen.
So seien etwa nicht genügend Vorrichtungen zur Stabilisierung des Bohrlochs installiert worden. Auch hätten Verantwortliche nicht auf die Ergebnisse von Tests des Materials zum Verschließen des Bohrlochs gewartet und Resultate von Drucktests kurz vor der Katastrophe ignoriert, hieß es weiter.
Insgesamt wird aber keinem einzelnen Unternehmen besondere Schuld zugewiesen, was BP der „New York Times“ zufolge auch in einer Stellungnahme hervorhob. Der Ölriese wies demnach weiter darauf hin, dass er bereits Schritte unternommen habe, um die in dem Untersuchungsbericht aufgezeigten Probleme zu beseitigen.
Der zuständigen US-Aufsichtsbehörde lastet die Kommission in ihrem Report an, dass sie Bohrgenehmigungen zu leichtfertig erteilt und Operationen nicht ausreichend kontrolliert habe. Regulierer seien nicht genügend ausgebildet gewesen, generell habe es an Personal gemangelt, zitiert das „Wall Street Journal“ aus dem Bericht.